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Grappa 14 - Grappa im Netz

Grappa 14 - Grappa im Netz

Titel: Grappa 14 - Grappa im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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euch, oder liege ich da falsch?«
    Jetzt schaltete ich auf stur.
    »Vielleicht bist du ja auch die Mörderin!«
    »Ach, ja?« Diese Theorie interessierte mich.
    »Du chattest doch auch im Internet. Und deine Beziehungen zu Männern waren immer – gelinde ausgedrückt – sehr diffizil. Deinen Sinn für Dramatik könntest du auf jeden Fall mit so was voll befriedigen! Wer also kann ganz ausschließen, dass du unmittelbar vor den Wechseljahren eine Psychose bekommen hast und widerliche Kerle umlegst? «
    »Gute Idee«, meinte ich. »Jedenfalls besser als Osteoporose-Gymnastik zu machen oder dem AWO-Singspielkreis beizutreten.«
    »Eben! Sag ich doch!«, grinste er. »Endlich mal eine wirklich überzeugende Theorie.« Jansen hob das Glas mit der Limonade und prostete mir zu.

Entdeckung
    Natürlich war ich nicht so leicht von meiner Meinung abzubringen, dass Guido der Stramme Hengst und Ada Hecke die Gottesanbeterin sein könnten. Die E-Mails des Jungen an mich mit den Hinweisen könnten so eine Art ›Hilferuf‹ gewesen sein. So was Ähnliches hatte ich oft in Filmen gesehen – allerdings nur in solchen, in denen der Drehbuchautor den Plot nicht richtig im Griff gehabt hatte.
    Ich hatte den Henker und Peter Jansen verlassen und war auf dem Nachhauseweg.
    Kurz entschlossen nahm ich mein Handy aus der Handtasche und rief Kaligula an. »Wo steckst du gerade?«, fragte ich.
    »Bei einem beruflichen Termin«, antwortete er.
    Im Hintergrund hörte ich Musik.
    »Ach ja? Du Ärmster! Immer im Dienst. Vielleicht können wir uns danach noch sehen?«
    »Wäre schön gewesen«, meinte er. »Aber ich bin gar nicht in Bierstadt. Ich rufe dich morgen an, ja?«
    »Schade!«, meinte ich ehrlich. »Dann bis morgen! Einen schönen Abend noch.«
    Frustriert schaltete ich das Handy ab und ging weiter. Menschen liefen mir entgegen. Meistens zu zweit, untergehakt oder eng umschlungen. Lachend, aber sich auch anschweigend. Wo sie wohl hinwollten? Ins Restaurant, ins Kino oder ins Bett – jedenfalls dorthin, wo es zu zweit mehr Spaß machte als allein.
    Ich kam am Catilina vorbei. Die Trattoria war gefüllt mit Menschen. Ich stand davor, überlegte, ob ich mir an der Bar noch einen Prosecco gönnen sollte, verwarf den Gedanken dann aber wieder.
    Gerade als ich mich abwenden wollte, blieb mein Blick an einem Paar hängen, das in einer Nische saß. Was ich sah, haute mich fast um: Dr. Julius Kaligula – offensichtlich gewaltig Charme versprühend –, eine Frauenhand haltend. Und diese Hand gehörte einer Frau, die ich ebenfalls nur allzu gut kannte: Barbara Rutzo.
    Wut und Enttäuschung überfielen mich und ich hatte den Türknauf schon in der Hand, um eine Szene hinzulegen, an die sich Bierstadt noch Jahre später würde erinnern können. Doch dann beherrschte ich mich. Durch die Scheibe beobachtete ich die beiden noch einige Augenblicke, bis ich mir wie eine Spannerin vorkam.
    Ich atmete tief durch und ging schnell nach Hause.
    Das war es dann wohl! Tschüs, Kaligula. Verdammter Kerl!
    »Kannst du mir sagen, warum Männer immer lügen müssen?«, fragte ich Eberhard.
    Weil sie Angst haben.
    »Angst? Wovor denn?«
    Dass sie nicht perfekt sind.
    »Lügst du nicht auch?«
    Nein. Ich bin ja perfekt.

Kein heißes Wasser
    Am Montag überraschte uns Dr. Ada Hecke mit der Ansage, dass sie an Herzflimmern festhalten wollte. »Das Konzept ist überzeugend. Außerdem hat der Anschlag ein solches Presseecho erzeugt, dass wir eine tolle Quote haben werden. Die Werbekunden bleiben jedenfalls am Ball. Auch Frau Ottawa hat sich bereit erklärt, die Sendung weiter zu moderieren.«
    Mein Blick fiel auf die Zeitungsausschnitte, die der Königspudel auf den Konferenztisch gelegt hatte. Es waren sehr viele und sie belegten, dass die Gazetten ausführlich über die ›umwerfenden‹ Drinks berichtet hatten.
    »Ist das nicht etwas zynisch?«, warf Peter Jansen ein. Er saß ein wenig abseits am Ende des Tisches und mir fiel wieder einmal auf, wie wenig er zu den geschniegelten Fernsehleuten passte – in seinen abgewetzten Jeans und dem legeren Freizeithemd mit schlabberigem Kragen.
    »Ich dachte mir schon, dass du das so siehst«, sagte Ada Hecke. »Aber alle Verletzten sind längst aus dem Krankenhaus entlassen worden. Gegen das Konzept der Sendung, nämlich einsame Menschen zueinander zu bringen, kannst du aber nichts haben, oder?«
    Einige Kollegen am Tisch hoben überrascht die Köpfe und in ihren Augen blitzte Aufmerksamkeit – es war ihnen nicht

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