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Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig

Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig

Titel: Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Nachtcreme wieder auf den Tiegel.
    Bleib ruhig, Grappa, sagte ich mir, Gastfreundschaft ist eine der schönsten und edelsten menschlichen Tugenden. Auf dem Weg in mein Schlafzimmer stolperte ich im schlecht beleuchteten Flur über Katis Rucksack und konnte gerade noch die Balance behalten.

Nur zwei kleine Schnitte
    Ja, der Kater war weg und ich schwache Frau musste wieder allein mit mir und den Widrigkeiten des Lebens klarkommen. Nicht wirklich ein Problem, denn durch meine Arbeit beim Bierstädter Tageblatt, der liebenswerten Familienzeitung am Rande des Reviers, hatte ich zu viel um die Ohren, um mich depressiven Stimmungen lange hingeben zu können.
    Seit über zehn Jahren war ich die Polizei- und Skandalreporterin des Blattes, schrieb über alles, was mir vor die ›Flinte lief‹, was mir wichtig war und was meinen Jagdinstinkt befriedigte.
    Leider wurde das Wild, das sich zu erlegen lohnte, immer spärlicher und Erfolgserlebnisse blieben immer häufiger auf der Strecke. Es lag bestimmt nicht an meiner Arbeit, dass Feld und Flur bereinigt schienen, war die Welt doch auch weiterhin schlecht, waren die Menschen egoistisch und herzlos und die Politiker korrupt und skrupellos.
    Hatte ich mich nicht schon lange mit der real existierenden Situation arrangiert? Kati würde sagen: Das geht dir inzwischen alles am Arsch vorbei – und sie hätte damit Recht. Die Zeiten, in denen ich zu Friedensmärschen aufbrach, mir die Hände mit dem Wachs von Lichterketten verklebte oder nächtens auf Feldern wachte, um den Bau von Flugzeugstartbahnen zu verhindern, waren für immer perdu.
    Du wirst alt, Grappa, dachte ich, und zwar im Galopp. Du streichelst heute schon ungebeten jede Katze, die deine Laufbahn kreuzt, und kriegst feuchte Augen beim Blick in fremde Kinderwagen. Auch das kleine Mädchen, das neulich im Supermarkt – meiner angesichtig – seinen Vater fragte: »Papa, ist das eine alte Frau?«, hatte wohl das richtige Gespür für Zeitläufte. Tiefe Seufzer entrangen sich meiner Brust.
    »Was machst du denn für ein Gesicht?«, fragte Peter Jansen. Er war in mein Zimmer gekommen, ohne dass ich es bemerkt hatte.
    »Ich werde alt«, jammerte ich. »Meine Kräfte lassen nach, mein Körper verändert sich, alles fällt der Erdanziehung zum Opfer und ab und zu krieg ich schon die eine oder andere Hitzewelle. Meinst du, ich sollte Hormone nehmen?«
    »Bloß nicht«, meinte mein Chef. »Dann kriegst du vielleicht Haare auf der Brust oder dir wächst ein Penis.«
    »Ich kann mir auch erst mal das Gesicht straffen lassen«, schlug ich vor.
    »Hast du doch nicht nötig, Grappa-Baby«, log er. »Nennt man dich nicht auch Pfirsichblüte? Oder war's Kullerpfirsich?«
    »Guck mal«, forderte ich ihn auf und zog mit zwei Fingern die Haut meiner Wangen nach oben. »Nur zwei kleine Schnitte und ich sehe zehn Jahre jünger aus.«
    »Siehst du nicht«, widersprach er. »Schlitzaugen stehen dir nicht. Du bist Grappa und nicht Suzie Wong. Also hör auf mit dem Blödsinn.«
    »Ich könnte mich ausschütten vor Lachen«, motzte ich. »Und die Hitzewellen?«
    »Dreh die Heizung runter, mach das Fenster auf und such dir einen jungen Liebhaber. Oder mehrere.«
    »Ich habe keine Lust mehr auf eine Welpenspielgruppe«, wehrte ich seinen Vorschlag ab. »Das Schlimme ist, dass die manchmal mit mir reden wollen. Wenigstens dazwischen. Und jetzt sag mir noch was Nettes, bitte!«
    »Was denn?«
    »Die nächsten Lottozahlen!«
    Wir lachten und es ging mir gleich etwas besser. Jansen schaffte es doch immer wieder, mich auf den Teppich zurückzuholen und depressive Wolken zu verscheuchen.
    »Wie wär's mit einem Mandelhörnchen?«, fragte er.
    »Verführer! Zu viele Kalorien.«
    »Warum, glaubst du, bin ich in dein Zimmer gekommen?«
    »Hast du etwa ...?«
    »Klar. Heute ist Montag.«
    »Du bist extra für mich in der Konditorei gewesen?« Wärme stieg in mir auf und das Wasser lief mir im Mund zusammen.
    Feierlich reichte mir Jansen eine weiße Papiertüte. »Meine Sekretärin macht gerade frischen Kaffee. Ich dachte mir, dass die Woche für dich harmonisch und lecker beginnen sollte. Also, Grappa, iss und trink und fang dann endlich an zu arbeiten.«
    »Ich bin gerührt!«
    »Was tut man als Chef nicht alles für ein gutes Arbeitsklima.« Damit trottete er aus meinem Zimmer.
    Endlich war die Tür zu und ich konnte über das erste Hörnchen herfallen. Eigentlich mochte ich Süßes nicht besonders gern, aber den gebogenen Dingern vermochte ich nicht zu

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