Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Titel: Grappa 16 - Rote Karte für Grappa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
Vom Netzwerk:
mit dem toten Fußballspieler, dem das Haus hier gehört. Sie haben die beiden nie bemerkt?«
    »Erstens bin ich nicht immer hier und zweitens tauchen öfter schwarz-weiße Paare auf. Ich beobachte meine Kunden nur über den Monitor, wenn sie ins Haus kommen, und stelle mich ihnen nicht persönlich vor. Und bei der Bildqualität der Anlage sehen alle Schwarzen gleich aus – nämlich schwarz.«
    Sie zieht sich gut aus der Affäre, dachte ich. »Theo Böhme kannten Sie auch.«
    »Den kannte ich wirklich von Angesicht zu Angesicht. Diese arme Familie scheint vom Unglück verfolgt zu werden«, meinte Esther Klein. »Aber was kann ich dafür? Ich würde Ihnen wirklich gern helfen.«
    »Lassen Sie mich ein paar Fragen stellen«, bat ich. »Ich werde und will Ihnen nicht schaden. Ihr Club bleibt aus der Berichterstattung raus.«
    »Wenn Sie während des Balls mit ein paar Mädchen reden, habe ich nichts dagegen«, nickte sie und stand auf. »Lassen Sie uns also zu den anderen gehen.«
    Die Mädchen hatten Oldies aufgelegt, in deren Texten sich alles reimte, was sich nicht ausdrücklich wehrte. Immer ging es um Liebe, Sehnsucht und Enttäuschung – wie im Leben außerhalb von Musiktiteln.
    Ich hielt mich an einem Glas Weißweinschorle fest und sah den Frauen auf der Tanzfläche zu. Die jungen waren eher zu mager als zu mollig, mit langen Beinen, Tattoos und Piercings. Die zweite Gruppe hatte die dreißig längst überschritten und sich betont jugendlich herausgeputzt. Die ›Halbwertszeit‹ wurde in diesen Kreisen schneller erreicht. Lediglich die Frauen über fünfzig schienen locker, sie wirkten am entspanntesten.
    Die junge Frau, die im Haus fürs Putzen zuständig war, lehnte an der Theke. Wie hieß sie noch? Ach ja, Ulrike. Ich stellte mich neben sie.
    »Schreibst du über den Hurenball?«, fragte sie neugierig.
    »Nein. Ich bin heute aus anderen Gründen hier. Frau Klein hat mich eingeladen.« Ich kramte in meiner Tasche nach einem Foto, das Erika Sauerwald und ihren Gatten zeigte, und hielt es ihr hin. »Kennst du die Frau da? War die mal hier?«
    Ulrike drehte sich, hielt das Fotos ins Licht und betrachtete es. »Ja, sie war ein paarmal da – glaube ich. Aber ich habe sie schon lange nicht mehr hier gesehen. Sie ist mit dem Fußballer gekommen.«
    »Weißt du, wer sie ist?«
    »Die Sauerwald – die ist oft genug in der Zeitung.«
    »Wann waren die beiden zuletzt da?«
    »Keine Ahnung.« Das Mädchen schaute an mir vorbei. Ich drehte mich um und folgte ihrem Blick. Esther Klein lächelte zu uns herüber.
    Ich hob mein Glas und sie prostete zurück.
    »Überleg doch mal«, bat ich. »Es ist wichtig.«
    »Wir dürfen nicht über unsere Kunden reden.«
    »Deine Chefin hat mir erlaubt, ein bisschen herumzufragen«, sagte ich. »Du wirst also keine Probleme kriegen.«
    Sie zögerte. »Das war im Herbst. September oder so.«
    »Geht es nicht ein bisschen genauer?«
    »Der Brasilianer hatte sich über den Trainer geärgert. Der hatte ihn nicht für das Spiel am nächsten Tag aufgestellt. Die beiden sprachen darüber, als sie aufs Zimmer gingen. War ziemlich laut das Ganze.«
    »Wie lange sind sie geblieben?«
    »Nur zehn Minuten. Hat mich gewundert, aber die beiden hatten wohl Stress.«
    »Hast du das Zimmer danach aufgeräumt?«
    »Klar. Da war aber nicht viel.«
    »Was meinst du damit?«
    »Keine Flecken, kein Präser. Nur das Bettlaken war ein bisschen verrutscht. Fast, als wär niemand da gewesen.«

Gesammelt und gefrostet
    Am ersten Tag im neuen Jahr wachte ich erst gegen Mittag auf. Hatte ich gestern wirklich unter dem Applaus von leichten Mädchen eine Salsa aufs Parkett gelegt? Zusammen mit ihnen über zahlungsunwillige Freier hergezogen? Ihnen versprochen, mich dafür einzusetzen, dass die 22-Uhr-Grenze aufgehoben würde?
    Grappa, du warst nicht ganz bei dir, dachte ich. Hoffentlich konnten sich die anderen auch nur noch verschwommen an den Hurenball und meine Rolle dabei erinnern.
    Ein doppelter Espresso mit viel Zucker brachte mich wieder auf die Beine. Keine Flecken, kein Präser. Fast, als wär niemand da gewesen – hatte das Zimmermädchen erzählt. Die beiden hatten sich schon gestritten, bevor sie das Zimmer gemietet hatten.
    Kopfschmerzen pochten. Ich schluckte zwei Tabletten und legte mich aufs Sofa. Musik und Lesen. Auf dem Tisch stapelten sich die Zeitungen. Doch schon bei der Lektüre des ersten Artikels fielen mir erneut die Augen zu und ich dämmerte weg.
    Natürlich klingelte ausgerechnet jetzt

Weitere Kostenlose Bücher