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Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Titel: Grappa 16 - Rote Karte für Grappa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Bank sitzen. Er war erst wieder aufgestellt worden, nachdem er die Affäre mit Erika Sauerwald beendet hatte. Offiziell, denn die beiden trafen sich heimlich weiter. Auf ihren Wunsch, hatte Anselmo verraten – Erika Sauerwald war Toninho inzwischen lästig geworden. Anselmo hatte häufig Anrufe und einige überraschende Besuche von Erika Sauerwald mitbekommen und Toninho hatte sich hämisch über seine Exgeliebte geäußert.
    Und dann hatte sich Margit in Toninho verliebt und diese Liebe wurde zu einer fixen Idee der jungen Frau. Sie trafen sich einige Male, doch Toninho blieb auf Abstand, floh zuletzt geradezu vor ihr.
    Die Sympathiewerte des kleinen Machos bei mir waren nach Eckermanns Bericht gesunken. Herumvögeln konnten sie alle, aber mit Anstand und Menschlichkeit ihre Affären beenden, das gelang nur wenigen Männern.
    Deshalb mache ich meistens zuerst Schluss, dachte ich, um mir das würdelose Gezänk am Ende zu ersparen.
    Bevor ich ins Bett fiel, schaltete ich die letzte Nachrichtensendung des Abends ein. Toninhos Leiche hatte heute nach Brasilien überführt werden sollen. Sie brachten tatsächlich einen kurzen Bericht über den Festakt und ich sah den Sarg – bedeckt mit der Nationalflagge Brasiliens – in den Bauch des Fliegers rollen.
    Zu der Trauergemeinde, die den Sarg zum Flughafen begleitet hatte, gehörte die komplette Mannschaft der Schwarz-Gelben, Bierstadts Oberbürgermeister sowie Präsidium und Vorstand des Vereins. Marcel Sauerwald, am Arm die Gattin. Die Mienen des Ehepaares wirkten wie versteinert.
    Haben die den Fuß wohl wieder in den Sarg gelegt?, fragte ich mich. Wäre ja nett, dann kann er im Himmel Tore schießen.
    Himmel? Nein, dachte ich, Toninho muss bestimmt erst ein paar Runden durchs Fegefeuer drehen, bevor er nach oben darf, dieser kleine Mistkerl!

Hurenglück und Bürgerehen
    Es war Silvester und ich befand mich in einer satten Endzeitdepression.
    Ich hörte Gustav Mahlers Bearbeitung von Schuberts Der Tod und das Mädchen für Streichorchester. War als Streichquartett schöner – authentischer, ruppig und an manchen Stellen wunderbar wild. Ich mochte einzelne Noten lieber als bombastische Musikteppiche.
    Erika Sauerwald. Die Frau ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Sie war die Hauptverdächtige.
    Aber die Hauptverdächtige bei welchem Delikt?
    Fürs Fremdgehen, fürs Versagen als Mutter? War sich der Lächerlichkeit preiszugeben auch ein Vergehen?
    Die Dosierung macht's, seufzte ich innerlich, wie oft im Leben. Ein bisschen von allem, gerührt oder geschüttelt, hier eine rote Kirsche, da ein Stückchen Ananas und noch ein buntes Schirmchen reingespießt – und niemand schmeckt das Gift, zumindest nicht sofort.
    Was hatte Erika Sauerwald wirklich im Club Nachtschicht gesucht?
    Esther Klein, die Bordellchefin, vermietete Zimmer an Straßenmädchen und ihre Freier. Erika Sauerwald war keine Hure, aber vielleicht machte es ihr ja Spaß, sich wie eine zu fühlen und so behandelt zu werden. Sich dafür bezahlen lassen – das war eine verbreitete Frauenfantasie, noch vor dem Wunsch nach Spontansex mit einem attraktiven Fremden, der danach für immer verschwindet. Oder hatte Toninho den Ort als Treffpunkt bestimmt, um die Präsidentengattin noch mehr zu erniedrigen?
    Ich wählte Harras' Telefonnummer. Er saß in seiner Karre und war auf dem Weg zu einer Silvesterparty.
    »Willst du mitkommen?«, fragte er. »Ich dreh gern wieder um und hole dich ab.«
    »Nein, nein«, beeilte ich mich zu versichern. »Darum geht es nicht. Denk mal zurück an den Abend im Bordell. Damals, als wir uns zufällig getroffen haben. Wer hat dir an dem Abend erzählt, dass Erika Sauerwald den Club besucht hat? War es Tanja?«
    »Nein, ein anderes Mädchen.«
    »Welches?«
    »Die junge Frau, die die Zimmer aufräumt. Warum willst du das wissen? Kannst du heute nicht mal an was anderes denken?«
    Ich wünschte ihm einen guten Rutsch, legte den Hörer auf und wählte erneut.
    Esther Klein war zum Glück völlig unkompliziert. Sie lud mich ein zum Silvester-Hurenball, der in drei Stunden beginnen würde.
    »Geschlossene Gesellschaft, keine Männer«, sagte sie. »Und kleiden Sie sich wie eine von uns.«
    Frauentraum: einmal eine Hure sein, zumindest so aussehen wie eine. Verworfen und sexy. Die schwarzen Spitzenbodys waren mir zu dünn, die Temperaturen waren ausgesprochen schattig, so um die null Grad, und ich hatte keine Lust, das neue Jahr mit einer Lungenentzündung und erfrorenen sekundären

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