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Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen

Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen

Titel: Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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es wieder?«, fragte ich Wayne. Er war immer noch bleich im Gesicht.
    »Ich hab schon lange keine Leiche mehr gesehen«, versuchte er, seine partielle Schwäche zu erklären. »Und noch nie eine, die so schrecklich zugerichtet war. Meinst du, dass der Junge damit was zu tun hat?«
    »Er hat uns in diese Gasse gelockt.«
    Ganz in der Nähe hielt ein schwarzer Wagen.
    »Der Chef persönlich«, meinte Pöppelbaum. »Weiß er, dass du hier bist?«
    Ich antwortete nicht. Dr. Friedemann Kleist, der oberste Kriminalbeamte der Stadt, kam auf uns zu.
    »Hallo, Maria. Ihr zwei habt die Leiche gefunden?«, vergewisserte er sich. Sein dichtes Haar war zu lang, sein Kinn unrasiert und das Hemd zerknittert. Wir hatten uns einige Wochen nicht gesehen, weil er in einer Polizeischule einen Kurs gegeben hatte. Er hätte sich ja mal zurückmelden können, dachte ich.
    »Ein Junge hat mich in diesen Gang zwischen den Häusern geführt.«
    »Ein Junge?«
    Pöppelbaum startete seine Kamera. »Hier!«, sagte er und reichte Kleist den Apparat. »Dieser Junge. Er tauchte in einer der Verrichtungsboxen auf. Grappa ist ihm gefolgt.«
    Kleist sah sich die anderen Fotos an, gab die Kamera zurück und begab sich dann zu seinen Leuten.
    »Bringen können wir diese Fotos nicht«, meinte Pöppelbaum. »Das ist Hardcore für unsere Abonnenten. Drei Viertel sind über fünfundsechzig und gucken samstags Musikantenstadl. Und Kinder sollten so was gar nicht zu Gesicht bekommen.«
    »Es gehört sich auch nicht, einen Menschen so zu zeigen«, stimmte ich zu. »Selbst Tote haben Menschenwürde.«
    »Wer tut so schreckliche Dinge, Grappa? Wie kann man einen Menschen so zurichten?« Der Anblick der Frauenleiche hatte den hartgesottenen Bluthund wohl sehr beeindruckt.
    »Du hast doch schon reichlich Leichen gesehen«, wunderte ich mich. »Warum nimmt dich das hier so mit? Wirst du alt und arbeitsmüde?«
    »Schau dir die Frau doch genau an, Grappa«, brauste er auf und reichte mir erneut die Kamera.
    Er hatte recht. Der Anblick war grässlich. Die Frau war sehr jung, hatte dichtes schwarzes Haar, hohe Wangenknochen und einen zarten Körperbau. Sie war nackt. Ihre Arme waren auf dem Rücken gefesselt. Der rechte Unterarm war gebrochen. Knochen ragten aus der verdreckten und blutverkrusteten Haut. Mit der linken Gesichtshälfte lag die Tote auf dem schmutzigen Boden. Der verdrehte Körper wirkte wie weggeworfen.
    Ich zoomte auf den Kopf. Die geschlossenen Augen ließen das Gesicht friedvoll erscheinen, fast erleichtert.
    »Ja, es ist schwer zu ertragen«, meinte ich leise. »Sie war noch so jung. Kleist wird den Täter kriegen. Und den Jungen finden wir auch noch. Immerhin haben wir ein Foto von dem Kleinen. Er ist unsere erste Spur.«

Der Mörder hatte Zeit
    Der Kaffee war, wie ich ihn mochte: heiß, mit viel Milch und einer Schicht Schaum obendrauf. Wayne hatte sich einen Kakao bestellt und löffelte das Sahnehäubchen.
    »Ob ein Freier das Mädchen umgebracht hat?«, fragte Wayne.
    Ich schüttelte den Kopf. »Die Freier auf dem Straßenstrich haben es in der Regel eilig.«
    »Wie meinst du das?«
    »Die Leiche sah so …«, ich suchte nach dem passenden Begriff, »… zerschunden aus. Als ob sich jemand beim Töten viel Zeit gelassen hat. Vielleicht hat die Frau mit dem Straßenstrich gar nichts zu tun und der Mörder hat die Tote dort nur abgelegt, um eine falsche Fährte zu legen. Aber das werden die Ermittler herausfinden.«
    »Wer ist ermordet worden?«, fragte Anneliese Schmitz, in der Hand einen Teller mit unseren Brötchen darauf.
    »Das wirst du morgen in der Zeitung lesen, Frau Schmitz«, antwortete ich – wohl wissend, dass im nächsten Moment die Fragestunde beginnen würde.
    »Ich kann auch das Lokalradio einschalten, Frau Grappa«, muffelte sie. »Die sind ja sowieso schneller als ihr Zeitungsleute.«
    »Dafür kann ich nichts. Elektronische Medien haben eben einen naturgegebenen Zeitvorsprung. Aber die besseren Geschichten haben wir.«
    »Eine junge Frau – ermordet und weggeworfen«, erklärte Wayne. »So sieht es jedenfalls aus. Möchten Sie das Foto sehen, Frau Schmitz?«
    Die Bäckerin stellte den Teller ab. »Isses schlimm?«
    »Ziemlich schlimm.«
    »Dann lassen Se ma lieba«, sagte sie.
    So, so, auch Frau Schmitz schwächelte. Sonst interessierte sie sich für jede blutige Einzelheit meiner Geschichten. Aber ich verstand sie. Bilder von wirklichen Toten berührten anders als gut geschriebene Krimistorys.
    Wir frühstückten und hingen

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