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Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen

Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen

Titel: Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Spielhallen, Wettbüros, eine Moschee und ein Sozialkaufhaus, in dem gebrauchte Waren für kleines Geld feilgeboten wurden.
    Halt die Fresse, Sarrazin – hatte ein Graffitikünstler auf eine Mauer gesprüht.
    »Ich seh keine Lebensfreude«, stellte ich fest. »Bist du nicht ein bisschen zu romantisch?«
    »Wieso? Mir gefällt es eben.«
    »Aber wohnen möchtest du auch nicht hier, oder?« Ich wusste, dass der Bluthund eine kleine, schnuckelige Kreuzviertelwohnung mit Stuck unter der Decke und Einbauküche gemietet hatte.
    »Stell doch nicht solche Fragen, Grappa«, wehrte er sich. »Du weißt doch, dass ich gerade erst umgezogen bin.«
    »Ja. Im Kreuzviertel gibt es kaum Kriminalität, keine Prostitution, keine Frauen- und Mädchenunterdrückung. Noch nicht mal eine Schlägerei. Und alle können Deutsch.«
    »Was bist du denn so biestig?«
    »Ich kann Sozialromantik nicht ausstehen«, grummelte ich. »Guck mal, da vorne. Ein Bulle bei der Ermittlungsarbeit. Mit Flugblättern. Und Maxi Singer von der Mission ist auch da. Das werden genau die Fotos, die wir brauchen. Sozial- und Ordnungskräfte bei der Arbeit.«
    »Und was ist mit den Kindern?«
    »Kinderfotos finden wir auch noch.«
    Wir klemmten uns zwischen zwei Klapperkisten mit bulgarischen Kennzeichen. Die Autos waren genauso herunterkommen wie die Häuser links und rechts der Straße. Das EU-geförderte Nordstadtprogramm hatte hier noch nicht gegriffen. Viele der Häuser befanden sich in Privatbesitz und niemand konnte verpflichtet werden, sein Eigentum zu verschönern, wenn nicht gerade die öffentliche Sicherheit gefährdet war.
    Ich schnappte mir ein Flugblatt, das unter dem Scheibenwischer eines Autos klemmte. Es zeigte das Porträt der Toten. Den Text verstand ich nicht, weil ich die Sprache nicht kannte.
    »Hallo, Frau Singer«, rief ich.
    Seit Jahrzehnten betreute Maxi Singer die Huren der Stadt – egal, ob sie in festen Häusern, auf dem Straßenstrich, in Saunaklubs oder in Privatwohnungen anschaffen gingen. Singers Spezialgebiet waren die Opfer von Menschenhandel. Also Frauen, die unter falschen Versprechungen nach Deutschland gelockt worden waren und mit brutaler Gewalt gezwungen wurden, sich zu prostituieren. Maxi Singer kannte jeden Zuhälter mit seinem Kosenamen und die harten Jungs fraßen ihr aus der Hand.
    Sie winkte mir zu. Sie war gerade im Gespräch mit einer jungen Frau, die ebenfalls eins der Flugblätter in den Händen hielt und den Text überflog. Neben den beiden stand noch eine dritte Frau – sie schien zu dolmetschen. Auch Mobby durfte nicht fehlen. Die englische Bulldogge war Maxi Singers Ein und Alles. Kein Wunder – wenn man die Männer so kannte wie sie, konnte man sich nur noch in ein Tier verlieben.
    Dass er den Vornamen eines SPD-Parteivorsitzenden trug, machte den Hund nicht gerade sympathisch. Aber für den Namen konnte Maxi Singer nichts. Sie hatte das Tier aus dem Asyl geholt, in das es nach dem Selbstmord einer Stadtkämmerin geraten war.
    Mobby hatte sich zu Maxis Füßen niedergelassen und keuchte. Die rote lange Zunge hing seitlich aus dem Maul und die Augen hatten ihr Innerstes nach außen gekehrt. Stehen und Laufen machten ihm zu schaffen, Atmen und Gucken aber auch. Der Ausdruck seiner Mimik schwankte zwischen skurril und gefährlich. Maxi behauptete steif und fest, den Hund zu ihrem Schutz mit zur Arbeit zu nehmen. Doch ein Schutzhund sah irgendwie anders aus.
    Ich beschloss, mir heute jeden Kommentar zu Mobby zu verkneifen. Doch leider rappelte er sich hoch und robbte auf mich zu. Sein Bauch fegte die Straße.
    »Da ist er ja, der liebe kleine Mobby!«, lächelte ich scheinheilig und streckte meine Hand nach ihm aus.
    Mobby schnupperte, zog seine lange Zunge einmal quer über meine Hand, drehte ab und ließ sich schwer atmend wieder zu Maxis Füßen fallen. Sie sah ihn an wie eine Mutter, die auch ihr hässlichstes Kind liebt.
    »Er mag Sie, Frau Grappa«, stellte Maxi fest.
    »Das hab ich befürchtet«, entgegnete ich und rieb meine Hand trocken. »Gibt es schon etwas zu berichten? Kennt hier jemand die Tote?«
    »Die meisten sind sehr verschlossen. Aber das ist ja nichts Neues. Oder hat die Frau dir was erzählt, Ivana?«
    Die junge Frau wandte sich uns zu. »Nichts wissen«, sagte sie.
    »Ivana ist unsere Dolmetscherin«, erklärte Maxi. »Sie kommt aus Plovdiv und kennt viele der Roma, die in Bierstadt sind. Und sie spricht schon ganz gut Deutsch. Stimmt es, dass Sie die Leiche entdeckt haben?«
    »Ja. Ein

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