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Grappa und die keusche Braut

Grappa und die keusche Braut

Titel: Grappa und die keusche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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angezeigt. Gebannt starrte ich auf den Monitor. Da war sie ja wieder!

     
    [Flüstern von Kaputt-Nick]: rettungswagen. es ist was mit Lerche. ich muss raus – ciao

    [Kaputt-Nick verlässt den Raum]

     
    Das hörte sich nicht gut an. Ich versuchte, Kleist zu erreichen – vergebens. Ich sprach auf seine Mailbox.

     
    Zwanzig Minuten später rief ich die Leitstelle der Feuerwehr an und erkundigte mich nach einem Einsatz auf Schloss Waldenstein. Der diensthabende Beamte bestätigte einen Rettungswageneinsatz. Weitere Angaben machte er nicht, weil die Staatsanwaltschaft eine Nachrichtensperre verhängt hatte. Mit Lerche muss etwas Schlimmes passiert sein, dachte ich, sonst machen die nicht so ein Theater. Fragt sich nur, was.
    Weder Kleist noch Caro waren erreichbar. Auch Bluthund Pöppelbaum schwächelte. Er hing nicht mit beiden Ohren am Polizeifunk, sondern hatte sich freigegeben. Ich musste mich gedulden, bis Hilfshausmeister Lauscher alias Brinkhoff am nächsten Tag wieder im Einsatz war.

    Ich entfernte den Verband an meiner Hand. Zum Glück schien sich die Wunde nicht zu entzünden. Omas Rezept kam mir in den Sinn: ein Bad in warmer Kernseifenlösung, die Haut an der Luft trocknen lassen und locker verbinden. Das war keine Verletzung, die mich am Schreiben hindern würde.

Naschkatzen leben gefährlich

    Die Presseerklärung von Staatsanwaltschaft und Polizei lag auf meinem Schreibtisch, ebenso die Agenturmeldungen. Lerchenmüller war tot.

     
    Der 58-jährige Dr. Wolfgang L. alarmierte den ärztlichen Notdienst. Er gab Atemnot und Verdacht auf Herzinfarkt an, verstarb aber während der Fahrt ins Klinikum. Ein Fremdverschulden kann nicht ausgeschlossen werden. Die Ermittlungen dauern an.

     
    Brinkhoff war erreichbar, konnte allerdings nicht reden. »Ich melde mich, sobald es geht.«

    Kleist befand sich in einer Dienstbesprechung mit der Staatsanwaltschaft. Also konnte ich mir den Anruf bei Oberstaatsanwalt Abel Ritter auch sparen.
    Nach und nach trudelten die Kollegen ein. Der Austausch über die Aktivitäten am vergangenen Wochenende stand zunächst im Mittelpunkt der Unterhaltung.

    Sara hatte ein »supergeiles Wellness-Wochenende« hinter sich, Stella war mit ihrem neuesten Galan »schön« essen und danach im Kino in einem Ballerfilm gewesen, Susi klagte über Bauchweh, das bei ihr immer am Wochenende aufzutreten pflegte.
    Simon Harras war noch nicht ganz wach. Er war »mit Kumpels um die Häuser gezogen«.
    Sogar Margarete Wurbel-Simonis hatte etwas zu berichten: Sie hatte sich mit einem Herrn getroffen, den sie bei der Esoterik-Fortbildung kennengelernt hatte. Sie errötete leicht bei diesem Geständnis.
    »Und? War es nett?«, fragte Harras.

    »Wir haben zusammen gekocht«, berichtete sie. »Kichererbsenpüree und Möhrenpizza. Unter besonderer Berücksichtigung der Feinstofflichkeit der Elfenwelt.«

    »Und was hast du gemacht, Grappa?«, fragte Harras und deutete auf meine verbundene Hand. »Beim Rasieren geschnitten?«

    »Die Haare auf den Zähnen müssen kurz gehalten werden, sonst stören sie beim Essen von Mandelhörnchen«, grinste ich. »Kann mir jemand sagen, wo Jansen bleibt? Er ist doch sonst immer vor uns da.«

    »Termin bei der SPD«, informierte Sarah. »Die wollen ihn überreden, in die Partei einzutreten. Wegen der Kandidatur.«

    »Das macht er nie!«, rief ich aus.
    »Was mache ich nicht?«, fragte Jansen. Er war unbemerkt zu uns gestoßen.
    »In die Partei eintreten«, antwortete ich.
    »Stimmt, entweder unterstützen die mich so oder sie lassen es. Grappa? In fünf Minuten in meinem Zimmer?«

     
    Ich holte mir eine Tasse Kaffee und betrat schon drei Minuten später Jansens Büro.

    »Was weißt du über den toten Lerchenmüller?«

    »Nicht viel«, gab ich zu. »Ich konnte meine Informanten nicht erreichen. Aber ich greif mir gleich Pöppelbaum und fahre raus.«

    »Schon wieder eine Leiche im Schloss. Das ist kein guter Ort.«
    »Vielleicht ist es ja ein einfacher Herzinfarkt.«
    »Krieg es raus. Ab mit dir.«

     
    Diesmal fuhren Pöppelbaum und ich direkt durch die Haupteinfahrt auf das Schlossgelände. Einige Fotografen, Reporter und ein Kamerateam lungerten herum – unschlüssig, wie man eine Geschichte stricken sollte. Weder Schüler, Lehrer noch anderes Personal waren zu sehen. Das Portal war geschlossen und an den Fenstern zeigte sich niemand.

    »Komm!«, forderte ich Wayne auf. Wir stiegen die Treppen zum Haupttor hinauf. Dort gab es eine Klingel. Ich drückte

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