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Grappa Und Die Seelenfaenger

Titel: Grappa Und Die Seelenfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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schmutzig!
    Auf welches Gebiet wagte sich Bärchen? Wenig später wusste ich die Antwort: Auf meins!
     
    Jetzt geht es ans Eingemachte bei der Castingshow Wir suchen dich, Superstar! (WSDS): Kandidaten müssen die Hosen herunterlassen. Nicht im wörtlichen Sinne, sondern im faktischen. Der Sender hat die Verträge der Teilnehmer geändert und sich neue Fragen einfallen lassen. Beispiele: »Hast du schon einmal Nacktfotos machen lassen?«, »Wie lange hat deine letzte Beziehung gedauert und woran ist sie gescheitert?« oder: »Warst du in den letzten fünf Jahren wegen einer schweren körperlichen oder psychischen Krankheit in Behandlung?« Ein Sprecher des Senders dazu: »Wir brauchen die Fragebögen, um den Zuschauern in den Einspielfilmen etwas aus dem Leben der Kandidaten erzählen zu können.«
 Biber meint: Warum nicht auch Fragen nach der bevorzugten Stellung beim Sex oder nach überzogenen Konten? Nach der politischen Einstellung oder dem Glauben? Nach dem bevorzugten Futter für die Haustiere?
 Biber sagt: Verweigert diesen Angriff auf eure Privatsphäre!
     
    Kopfschüttelnd legte ich das Blatt zur Seite. Das war ja mehr als mäßig, was Bärchen Biber da produziert hatte. Ich musste mir keine ernsthaften Sorgen machen. Bibers Welt – als ob die Meinung eines kleinen Jungen irgendwen interessieren würde.
    Langsam drängte die Zeit. Duschen, anziehen, schminken und weg. Heute hatte ich den Interviewtermin mit Pitt Brett. Einige Fragen hatte ich mir schon überlegt, ich wollte aber noch ein wenig am Konzept feilen. Der Mann war medienerfahren. Wenn das Gespräch inhaltlich besser sein sollte als das, was bei anderen herausgekommen war, musste ich konzentriert und topfit sein.
    Ich startete den Motor meines Golfs. Doch der rührte sich nicht vom Fleck, sondern bäumte sich nur auf. Alle Autoreifen waren platt.
     
    Zum Glück kam der Abschleppdienst schnell. Man lud mein Cabrio auf, um es in die Werkstatt zu bringen. Ein Taxi brachte mich zur nächsten Polizeidienststelle. Ich erstattete Anzeige gegen unbekannt und erwähnte die Verfolgung, der ich gestern ausgesetzt gewesen war. In meinem Beisein telefonierte der Beamte mit der Autobahnpolizei. Mein Verfolger hatte jetzt einen Namen: Egon Hold.
    Wieder ins Taxi. Ich rief Kleist an und schilderte ihm die Situation.
    »Ich werde diesen Hold durch den Zentralcomputer jagen«, versprach er. »Bist du einigermaßen okay?«
    Ich bejahte.
    »Und deine seelische Verfassung?«, hakte er nach.
    »Wenn ich den Kerl erwische, mach ich ihn einen Kopf kürzer«, brummelte ich. »Stehst du Schmiere, wenn ich mit Hold eine Runde um den Block drehe?«
    Kleist lachte. »Gewalt ist keine Lösung.«
    »Doch, du verdammte Spaßbremse!«
    »Heute Abend bei dir?«
    »Gern. Aber nur, wenn du einkaufst«, antwortete ich. »Ich selbst hab keine Zeit, kein Auto und noch einen Termin.«
    »Italienisch oder chinesisch?«

Der Titan ist ehrlich
    Pitt Brett saß in einem weißen Ledersessel in seiner Hotelsuite. PR-Frau Jessica war auch da, hielt sich aber abseits. Auf dem Tisch standen Kaffee, Wasser und ein paar Kekse.
    Brett sah ungeschminkt fast genauso aus wie im Fernsehen: eine leichte Sonnenbankbräune, Blondhaar mit Gel und Nussknackerkinn. Seine Kleidung war überraschend schlicht: Jeans und schwarzer Pulli.
    Im Fernsehen rüscht er sich flippiger auf, dachte ich. Um die Kleidung, die er in der Show trug, machten die Fans immer großes Aufheben.
    »Dann legen Sie mal los, junge Frau«, dröhnte er und zog den Pulli zurecht. An seinem rechten Ringfinger prangte ein fetter Goldring mit einem Skarabäus. »Ich hab nur eine halbe Stunde.« Zu Pöppelbaum gewandt sagte er: »Sie können während des Interviews Fotos machen. Aber niemals von unten. Wegen Doppelkinn und so. Nicht dass ich eins hätte, aber sicher ist sicher.«
    Ich grinste. »Darf ich den Rekorder mitlaufen lassen und den Mikrofonständer aufstellen?«
    »Klar. Ich will ja nicht, dass Ihnen der Arm abfällt.«
    Der Pop-Titan gab uns dann doch eine ganze Stunde. Er redete frisch von der Leber weg und nahm kein Blatt vor den Mund.
    Ab und zu blitzten Eitelkeit und Selbstüberschätzung durch, aber das mochten seine Fans ja. Nur über die Kirche der Erleuchteten wollte er nicht sprechen.
    »Mit der Truppe hab ich noch mehrere Hühnchen zu rupfen«, grummelte Brett. »Die kommen später dran.«
     
    In der Redaktion ordnete ich Fragen und Antworten und schrieb:
     
    PITT BRETT: WER ZU WSDS KOMMT, IST SELBST SCHULD

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