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Grappa Und Die Seelenfaenger

Titel: Grappa Und Die Seelenfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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einmal drin ist.«
 Auch seine zweite Tochter Monika geriet in den Fokus der Ethik-überwacher. »Sie äußerte Kritik, da wurden ihr neue teure Seminare verordnet, unter anderem eines in Kopenhagen, wo sie mehrere Wochen in der videoüberwachten Sea Org verbrachte. Dort musste sie körperlich hart arbeiten und sechs Stunden am Tag Texte von Ronny Hovart auswendig lernen.«
 Wer ist Ronny Hovart? Er trat in den Vierzigerjahren zum ersten Mal öffentlich als Schriftsteller von Science-Fiction-Romanen in Erscheinung. Im Zweiten Weltkrieg diente er in der US-Marine. Während einer psychotherapeutischen Behandlung lernte er die Psychoanalyse Sigmund Freuds kennen. Daraus und aus anderen psychologischen Konzepten entwickelte Hovart eine Methode zur Manipulation der menschlichen Psyche.
 So entstand die Kirche der Erleuchteten. Ihr wird Betrug, Wucher und finanzielle Ausbeutung ihrer Mitglieder vorgeworfen.
 Davon kann auch Arnold W. ein Lied singen. Seine Tochter Bettina hat insgesamt 150.000 Euro an die Sekte bezahlt – für Kurse, Seminare und Workshops. Geld aus dem Erbe ihrer Mutter.

Auch Menschen kann man mitbringen
    Ich speicherte den Text im öffentlichen Ordner. Schnack würde bald die Ausgabe des Tageblattes zusammenstellen. Er konnte meinen Artikel lesen, ihn gut oder schlecht finden, ins Blatt heben oder es lassen.
    Im Großraumbüro herrschte emsige Arbeit. Wurbelchen brütete muffelig über ihrem Artikel zum Programm des Hansa Theaters. Das Ergebnis ihrer Schleimattacke auf den neuen Chef war wohl nicht zufriedenstellend.
    Stella und Sarah bearbeiteten die Leserpost und druckten E-Mails aus.
    »Wer darf dem Schnack denn nun künftig den Kaffee servieren?«, fragte ich. »Hat er sich schon entschieden, wer von euch Chefsekretärin wird?«
    »Das hat sich erledigt«, brummte Stella.
    »Wie das?«
    »Er bringt sich eine mit«, erklärte Sarah. »Die Ausschreibung war nämlich nur pro forma. Damit der Betriebsrat nicht meckert.«
    »Und wen bringt er mit?«
    »Frau Babette Keucher-Blum.«
    »Klingt wie eine Schwester von Wurbelchen«, grinste ich. »Doppelnamen können echt skurril sein.«
    »Schiebung ist das!«, maulte Stella.
    »Regt euch nicht auf. Hier im Großraum ist es doch viel lustiger. Und ihr könnt ab sofort wieder flache Schuhe und Hosen anziehen. Obwohl der Schnack Hosen ja eigentlich lieber mag als Röcke.«
    Sarah und Stella blickten sich an und ich konnte beobachten, wie der Groschen langsam fiel.
    »Du willst damit jetzt aber nicht andeuten, dass Schnack vom anderen Ufer ist?«, fragte Sarah vorsichtig.
    »Nie nicht, so was wäre doch ganz untypisch für mich.«
    Sie musterten mich mit erheblichen Zweifelsfalten.
    »Wisst ihr was?«
    Beide schüttelten den Kopf.
    »Wenn er tatsächlich schwul wäre, wäre das bisher noch das Sympathischste an ihm«, wiederholte Sarah unbewusst meine Worte.
    »Wer ist schwul?« Simon Harras war hinter uns getreten.
    »Der Schnack«, antwortete Stella. »Woher weißt du das denn, Frau Grappa?«
    »Recherche«, entgegnete ich.
    Margarete Wurbel-Simonis löste sich von ihrem Text und sah zu uns herüber. Die wird petzen, dachte ich. Aber dagegen war ja nichts einzuwenden.
    »Kann ich helfen?«, rief ich ihr zu.
    »Ich wüsste nicht, wobei«, blaffte Wurbelchen erwartungsgemäß. »Aber interessant, was man hier so hört. Jetzt verleumden Sie schon Herrn Dr. Schnack.«
    »Welche Verleumdung meinen Sie?«
    »Dass Herr Dr. Schnack homosexuell veranlagt ist!«
    »Das soll verleumderisch sein?«, fragte ich. »Liebe Kollegin, das verbitte ich mir aber. Seit wann ist Schwulsein ein Mangel? Oder haben Sie etwas gegen Schwule?«
    »Nein, natürlich nicht«, beeilte sie sich zu versichern.
    Harras grinste fett. »Sauber gemacht, Grappa-Baby«, raunte er mir zu, als wir draußen auf dem Flur standen. »Du demontierst ihn und die anderen sind schuld.«
    »Das siehst du völlig falsch«, widersprach ich. »Ich mag schwule Männer wirklich …«
    »… wenn sie nicht gerade Schnack heißen«, vervollständigte er meinen Satz.

Bärchens Einstand
    Am Morgen stürzte ich vor dem Frühstück zum Briefkasten und holte die Zeitung. Mein Artikel stand auf der ersten Lokalseite und war unverändert geblieben. Braver Junge, dachte ich.
    Bärchen hatte seinen ersten Artikel geschrieben. Schnack hatte ihm eine eigene Kolumne gegeben : Bibers Welt. Sogar ein Foto unseres redaktionellen Neuzugangs war neben dem Logo abgebildet.
    Ich las die Überschrift: Hauptsache intim und

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