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Grappa Und Die Seelenfaenger

Titel: Grappa Und Die Seelenfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Karriere konzentrieren.« Birsen sah mich mit großen glänzenden Kohlenaugen an.
    »Was war denn das für eine Lehre?«
    »Verkäuferin. Sonst hätte ich nur Kauffrau im Einzelhandel machen können.«
    »Und wenn das nicht klappt?«
    »Dann heirate ich eben. Einen mit Geld«, kam es trotzig aus ihrem Mund. »Aber keinen Türken. Ich will nämlich frei sein.«
    Freiheit? Ich seufzte innerlich. Warum hatte sich so wenig verändert in den letzten Jahrzehnten, in denen die Frauenbewegung an einem neuen Frauenbild malte? Immer noch glaubten Mädchen, nichts lernen zu müssen, weil ja doch der Märchenprinz herangaloppiert.
    »Der Herr Brett kann aber ziemlich erbarmungslos sein, wenn ihm danach ist. Was ist, wenn er dich auch so schlecht behandelt?«
    »Dann weine ich ein bisschen und gut ist. Aber es wird nicht passieren. Der Pitt, der fliegt bestimmt auf mich.«
    »Hast du einen Freund?«
    Birsen grinste verschmitzt. »Och, da kann ich mir immer einen aussuchen. Die Jungs mögen mich. Zurzeit hab ich da einen Philip.«
    »Was meint der denn zu deiner großen Karriere auf der Bühne?«
    Nun bekam sie doch mal einen nachdenklichen Blick. »Der findet es klasse, wenn ich singe, aber die Sendung hasst er. Er mag den Pitt nicht. Der ist ihm zu hohl mit seinen Prollsprüchen, sagt er immer. Wahrscheinlich ist er bloß eifersüchtig.«
    »Aber dein Bruder unterstützt dich?«
    »Ja klar, der ist Feuer und Flamme dafür. Er will nur, dass ich mit Kopftuch auftrete.«
    »Darf ich ein Foto von dir machen?« Ich griff zu meiner kleinen Kamera.
    »Moment. Ich geh mal eben aufs Klo. Nase pudern und so.«

Klare Wolken am Horizont
    Als ich nach Hause kam, fand ich Kleist in der Küche vor. Ich freute mich.
    Um die Taille trug er eine Schürze mit dem Spruch: Ich lasse nichts anbrennen. Ich grinste.
    »Geschenk zu einer Beförderung«, erklärte er. »Von einer Kollegin, für die ich mal gekocht habe. Ist schon ein paar Jahre her.«
    »Was ist aus der Kollegin geworden?«, fragte ich.
    Kleist schnibbelte Möhren in Scheiben und er tat es mit einer affenartigen Geschwindigkeit. Fernsehreif.
    »Die hat geheiratet und ist aus dem Dienst ausgeschieden«, antwortete er, ohne das Messer aus den Augen zu lassen. »Die alte Geschichte. Irgendwann schlägt der Mutterinstinkt zu. Da hilft die beste Ausbildung nichts. Dann zählt nur noch das Familienglück.«
    »Besser, als überhaupt nichts zu lernen«, gab ich zurück und schilderte Birsens schlichten Lebensentwurf. »Als ob Ehe- und Familienglück ewig währen würden. Aber mach das einem siebzehnjährigen Mädchen klar.«
    »Kann sie denn wenigstens singen?« Kleist begann, die Zwiebeln zu hacken. Meine Augen begannen zu tränen.
    »Moment. Ich hab eine CD.«
    Ich legte die Scheibe in den Gettoblaster und startete.
     
    Das tut ja so doll weh, / wenn ich dich mal seh. / Du warst die große Liebe. / Hab wie sonst was geweint, / Fühl mich am Boden / Furchtbar allein. / Das kann doch nicht wirklich sein …
     
    Kleist ließ das Messer sinken – in den Augen Erschütterung. »Was ist das denn für ein schwachsinniger Text?«
    »Annette Ballermann«, erklärte ich.
    »Und mit so was hat man heutzutage Erfolg?«
    »Scheint so. Die ist meines Wissens gut im Geschäft«, erwiderte ich. »Birsen ist nicht viel schlechter. Hör doch mal!«
     
    Was zwischen uns gelaufen ist, / das war zu viel von Anfang an / Mehr als in tausend Jahren. / Das tut ja so doll weh, / wenn ich dich mal seh…
     
    »Mach das bitte aus«, flehte der Hauptkommissar. »Diese Piepsstimme ist ja die Hölle. Und über so was musst du schreiben?«
    Ich drückte die Stopptaste. »Leider. Meine Karriere als Polizeireporterin neigt sich wohl dem Ende zu. Ich sollte heiraten und auf Familienglück machen. Allerdings ist es fürs Kinderkriegen ja leider zu spät.«
    »Meinst du denn, du findest noch mal jemanden zum Heiraten?«
    »Wird schwer. Leider gefallen mir nur Männer, die mir intellektuell überlegen sind.«
    »Dann komm ich nicht infrage.«
    »Eben«, nickte ich. »Aber Gemüseschnibbeln kannst du gut. Treibt mir heute sogar die Tränen ins Auge.«
    Ich öffnete die Balkontür, um Luft hereinzulassen. »Was gibt es eigentlich?«
    »Rinderfiletstreifen mit Wok-Gemüse und Reisnudeln«, erklärte Kleist. »Mir ist heute asiatisch zumute. Möchtest du schon ein Glas Wein? In deinem Kühlschrank liegen ja genug Flaschen.«
    Ich mochte und entschied mich für einen leichten weißen Mosel-Rivaner. Der Hauptkommissar briet das

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