Grappa Und Die Seelenfaenger
mich auf die Show übermorgen Abend vorbereiten. Brett wird eine sensationelle Einschaltquote haben und ich hoffe, dass ich vorher noch ein Exklusivinterview mit ihm bekommen kann.«
»Exklusiv? Das wäre gut«, nickte Schnack.
»Dazu brauche ich Herrn Pöppelbaum im Team. Brett kennt ihn schon vom letzten Mal.«
»Sie bekommen alles, was Sie wollen, Frau Grappa«, meinte Schnack.
»Wenn du so weitermachst, wirst du noch Schnackis Liebling«, frotzelte Harras nach der Konferenz. »Das Bärchen wird schmollen.«
»Ob der schmollt oder nicht, geht mir ehrlich am Arsch vorbei«, grinste ich. »Und für das Wort Arsch entschuldige ich mich jetzt schon mal in aller Form. Und ersetze es durch Anatomie .«
Harras lachte schallend. »Dich möchte ich nicht zum Feind haben, Grappa-Baby.«
»Dann streng dich an.«
»Mach ich. Darf ich dir einen Kaffee an deinen Schreibtisch bringen?«
»Gerne. Vergiss die Milch nicht.«
»Für wen hältst du mich, Grappa?«
Drei Minuten später hatte ich meinen Becher. Harras machte allerdings keine Anstalten zu gehen, sondern ließ sich auf einen Stuhl fallen.
»Kann ich was mit dir bereden, Grappa?«
»Natürlich.«
»Ich hab ein Angebot. Für eine andere Stelle.«
Ich schreckte hoch. »Das kannst du mir nicht antun!«
»Und warum nicht?«
»Ihr könnt mich doch nicht alle allein lassen«, muffelte ich. »Erst Jansen und jetzt du.«
»Ich bin noch nicht weg. Außerdem hast du noch Wurbelchen und die drei Grazien im Sekretariat«, entgegnete Simon.
»Und Pöppelbaum!«, erinnerte ich ihn.
»Wayne könnte mit mir kommen. Die wollen uns im Doppelpack.«
»Bitte? Ihr seid doch völlig durchgeknallt!«, rief ich. »Und wo wollt ihr eigentlich hin? Ich dachte, der Markt sei dicht.«
»So dicht auch wieder nicht«, erklärte Harras. »Profis werden immer gesucht.«
»Also? Wer ist es?«
»Die Zeitung, die du immer Blöd-Zeitung nennst.«
»Das könnt ihr nicht machen!«, rief ich entsetzt. »Was wollt ihr bei diesem Blut-und-Sperma-Blatt?«
»Arbeiten. Seit Schnack hier ist, macht nichts mehr Spaß. Du hast dich zwar irgendwie durchgebissen. Aber du bist ja auch ein altes, erfahrenes Schlachtross. Der Schnack kann froh sein, dass er unter dir Chef sein darf.«
»Den Vergleich mit einem Pferd verbitte ich mir!«, blaffte ich.
»Ich wollte dir ja nur sagen, was Sache ist«, trat Harras den Rückzug an. »Entschieden ist noch nichts.«
Er ging zur Tür. Das pinkfarbene T-Shirt mit den gelben Zitronen darauf spannte über seinem Bauch.
»Simon! Überleg es dir gut. Den Schnack können wir uns doch gemeinsam zurechtschnitzen.«
Sanft fiel die Tür ins Schloss.
Clara schreibt sich anders
Die Namen auf der Liste von Mystic Food sagten mir immer noch nichts.
Siebzehn weibliche Namen. Ich sprach sie laut vor mich hin – auf eine Eingebung wartend. Bei zwei Namen stockte ich dann doch etwas, denn die Vornamen waren abgekürzt. B. Schillinger und K. Liefers .
Ich rief bei Mystic Food an und gab mich als Mitarbeiterin der Buchhaltung des Senders aus.
»Es geht um die Begleichung der Rechnung für das Catering. Ich brauche die Vornamen von zwei Kellnerinnen, um das Geld anweisen zu können. Unsere Honorarabteilung ist da sehr pingelig. Es geht um B. Schillinger und K. Liefers.«
»Moment, ich schau nach.« Die Telefonistin blätterte.
»Brigitte und Klara. Klara mit K.«
Bingo. Klara – mit K.
Ich rief Kleist an. »Nur ganz kurz«, sagte ich, »wie heißt deine Clara mit Mädchennamen?«
»Sie ist nicht meine Clara«, entgegnete er.
»Welchen Mädchennamen hatte sie?«
»Liefers.«
»Und ist sie eine Clara mit C oder eine Klara mit K?«
»K.«
»Genau das wollte ich hören«, jubelte ich. »Danke dir.«
»Moment … Was soll diese Frage?«
»Später. Ich melde mich.«
Es ergab trotzdem keinen Sinn. Klara jobbte bei Mystic Food, besaß einen Glencheckrock und war beim Casting eingesetzt worden. Annabell Stickel hatte sie eingestellt. Na und? Catering-Unternehmen arbeiteten immer mit Aushilfskräften. Nichts Besonderes.
An meiner Eifersucht konnte es ja bestimmt nicht liegen, dass meine Synapsen zu tanzen begannen und ich mir Klara als Spinne in einem Netz vorstellte, die Pitt Brett, Monika Weber, Annabell Stickel und Robert Fuchs aus irgendwelchen dunklen, aber bestimmt bösen Motiven umspann und bei Friedemann Kleist Unterschlupf suchte, um den Finger am Puls der Polizei zu haben. Gesetzt, sie wäre hinter Brett her, war ihre Strategie genial.
Aber mir
Weitere Kostenlose Bücher