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Grappa Und Die Seelenfaenger

Titel: Grappa Und Die Seelenfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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wollte kein Motiv einfallen, das Klara mit einer der Personen in dem Feld von kriminalistisch involvierten Menschen verbinden könnte.
    Es blieb, dass sie sich als Kellnerin in den Westfalenhallen frei bewegen konnte und dass sie sich an Kleist herangemacht hatte, den Mann, der die Untersuchungen führte. Nur – wozu?
    Jessica von Neuenfels unterbrach meine Grübeleien. »Sie bekommen Ihr Interview. Exklusiv. Aber erst morgen, und nicht hier in Bierstadt. Sie müssten Herrn Brett in seinem Haus aufsuchen.«
    »Mit Fotograf?«
    »Meinetwegen. Aber Pitt kann seine Meinung auch wieder ändern. Hoffentlich geht das gut Samstagabend.«
    »Was ist denn mit ihm?«
    »Er ist komisch drauf … fast so …« Sie zögerte.
    »Wie denn?«, hakte ich nach.
    »Viel zu ruhig, fast schläfrig. Als wäre er irgendwie noch auf Droge.«
    »Der wird schon wieder der Alte«, tröstete ich. »Wann dürfen wir morgen bei ihm vorsprechen?«
    »Elf Uhr. Die genaue Anschrift maile ich Ihnen gleich. Ich werde auch da sein.«

Brett hält sich prächtig
    Die Villa wurde von Polizisten bewacht. Aus gutem Grund, denn im Umfeld lauerten einige Paparazzi. Oder waren es Stalker?
    Pöppelbaum und ich mussten uns ausweisen. Jessica von Neuenfels holte uns an der Eingangstür ab. Die Fotografen hoben ihre Kameras, doch als sie die Pressefrau erkannten, ließen sie sie wieder sinken. Jessica würdigte die Typen keines Blickes.
    »Pitt ist bereit«, erklärte sie. »Ich weiß allerdings nicht, wie lange er durchhält.«
    »Das hört sich nicht gut an. Wir werden sanft mit ihm umgehen.«
    Das Wort ›sanft‹ im Zusammenhang mit dem Pop-Titanen war eigentlich ein Witz.
    Jessica führte uns zu Bretts Arbeitszimmer. Sie klopfte und trat ein.
    Der Titan saß tief eingesunken in einem Sessel – die Hand vor den Augen. Das Zimmer war abgedunkelt.
    »Ich lasse Sie jetzt allein«, flüsterte Jessica und verschwand.
    »Hallo, Herr Brett«, sagte ich in ganz normaler Tonlage. »Schön, dass Sie wieder da sind. Wie geht es Ihnen heute?«
    »Besser, als es sich manche wünschen.« Die Stimme klang klar. »Setzen Sie sich bitte.«
    Ich zog einen Stuhl heran, Pöppelbaum blieb im Hintergrund.
    »Was ist mit diesem Saukerl Fuchs?«, fragte Brett. »Ist er wirklich tot?«
    »Toter geht es gar nicht«, antwortete ich. »War er der Entführer?«
    »Selbst hat er es nicht gemacht. Vermutlich waren es seine Handlanger. Der hat ja genug Arschlöcher in seiner Gurkentruppe.«
    Na also, dachte ich, Pitt Brett ist doch noch ganz der Alte. »An was können Sie sich erinnern?«
    »Ich brauch erst mal einen doppelten Espresso. Sie auch?«
    Wir stimmten zu. Brett rief nach Jessica und bestellte.
    »Was glauben Sie: Aus welchem Grund hat die Sekte Sie entführt?«
    Ob er jetzt antworten würde? Im ersten Interview hatte er jede Frage nach der Kirche der Erleuchteten abgeschmettert.
    »Ich sag Ihnen mal was. Diese Leute glauben, dass ich ihnen eine Menge Kohle schulde. Ist aber nicht so. Zwei meiner früheren Lebensabschnittstussis sind denen auf den Leim gegangen, und die glaubten, ich komme für alles auf. Ja, Pustekuchen. Die Silikontitten meiner letzten Verflossenen hab ich auch nicht bezahlt. Und diese schrecklichen schneeweißen Zähne von der davor auch nicht. Meine Anwälte haben für solche Abzockereien ein umfangreiches Vertragswerk erarbeitet. Bevor eine in meine Kiste darf, muss sie das unterschreiben. Ich will schließlich um meiner selbst geliebt werden und nicht, damit die beim Onkel Doktor shoppen gehen oder sich ihr Selbst in einer Psychosekte aufpimpen lassen. Die Erleuchteten haben sich dann aber doch nicht getraut, ihre Nummer durchzuziehen. Und jetzt hat der Oberguru den Löffel abgegeben. Merken Sie was, junge Frau?«
    »Ich merke, dass es wohl nicht wirklich geschickt war, sich mit Ihnen anzulegen.«
    »Genau!« Brett strich sich zufrieden über das Nussknackerkinn.
    »Woran können Sie sich erinnern?«
    Brett wurde ernster. Es klopfte. Ein Hausangestellter brachte den Kaffee. Der Pop-Titan versenkte vier Stück Zucker in dem Tässchen und rührte.
    »Es ist alles so verwirrend«, sagte er leise. »Es kommt mir wie ein Traum vor. Ein Traum, der sich anfühlt wie Watte.«
    »Watte?«, fragte ich verdattert.
    »Ich strecke die Hand aus oder laufe und alles ist irgendwie verlangsamt. Und überall dieses schreckliche Grün.«
    »Grün? Gehört das Grüne vielleicht zu einem Garten?«
    Brett schwieg. Sein Gesichtsausdruck hatte sich verfinstert. »Ja, ein

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