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Grappa Und Die Seelenfaenger

Titel: Grappa Und Die Seelenfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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nicht, dass es sich dabei um Annabell Stickel und Mystic Food handelte.«
    »Na, siehst du«, meinte ich triumphierend. »Ist doch seltsam, oder?«
    »Warum? Das bedeutet doch nur, dass sie sich ein paar Euro verdient hat«, gab er zurück.
    »Das kann doch kein Zufall sein. Klara ist nicht die, die sie zu sein vorgibt«, behauptete ich. »Ich glaube, dass sie etwas mit der Brett-Entführung zu tun hat.«
    »Maria! Hör auf damit«, forderte Kleist. »Ihr seid nicht gerade Freundinnen, aber so weit solltest du nicht gehen, ihr die Beteiligung an einer Straftat zu unterstellen.«
    »In welcher Stadt hat sie zuletzt gewohnt?«, blieb ich dran. »Wo leben ihre Kinder?«
    »In Düsseldorf – soviel ich weiß.«
    »Und ihr Exmann? Wer ist das?«
    »Ein Mann namens Billerbeck«, erwiderte Kleist spöttisch.
    »Wie heißt er mit Vornamen?«
    »Ich habe keine Ahnung. Darf ich jetzt weiter meine Fälle zur Aufklärung bringen?«
     
    Billerbeck – Düsseldorf. Google spuckte zwar eine Menge aus, aber nichts passte. Klara Billerbeck – Klara Liefers. Fehlanzeige. Kevin Billerbeck, Justin Billerbeck. Da wurde ich fündig. In einer Lokalzeitung war ein 15-jähriger Junge namens Justin Billerbeck erwähnt worden, er hatte bei einer Schulaufführung den Waldgeist in einem Märchen gemimt, sein Auftritt wurde sehr gelobt. Na also!
    Die Schule war genannt und ich hatte meine erste Spur. Wo sie hinführen könnte, war mir nicht klar. Vermutlich ins Nichts. Aber ich war in meinem Leben schon einigen Spuren gefolgt, ohne zu wissen, wo sie endeten.

Ein Zuhause für Träume und Tränen
    Vor der Westfalenhalle drängte sich ein Ü-Wagen an den anderen. Jeder wollte dabei sein, wenn der wiederauferstandene Pitt Brett Möchtegernsänger in die Wüste schickte. Der Sender hatte unter Hinweis auf die Entführung den aufgezeichneten ersten Teil des Castings bereits am Nachmittag ausgestrahlt und angekündigt, dass der zweite Teil abends live übertragen werden sollte.
    Für die Show war ein Pressezentrum eingerichtet worden. Dort hatten sich zahlreiche Kollegen versammelt. Das Live-Casting würde über einen riesigen Monitor hierher übertragen werden.
    Ich war sauer, denn mit der Freizügigkeit war es vorbei. Vor einer Woche noch hatte ich mich ungehindert im VIP-Bereich bewegen können, doch heute musste ich wie alle Journalisten in diesem Raum bleiben.
    »Was soll ich hier fotografieren?«, maulte Wayne. »Die Kollegen von der Konkurrenz?«
    »Warte es ab. War doch klar, dass heute Großkampftag für die Sicherheitsleute ist.«
    »Ich will hier raus.«
    »Dann viel Erfolg«, meinte ich. »Warst du schon mal vor der Tür und hast dir die netten Jungs angeschaut, die uns bewachen?«
    Draußen befanden sich bullige Kerle von einer Securityfirma, gegen die Inkasso Moskau ein Tanzstundenunternehmen war.
    »Ich bleib doch lieber hier«, winkte Wayne frustriert ab.
    Die Sendung begann. Der Jingle lief und schon richteten sich die Kameras auf die Jury. Eine Stimme aus dem Off nannte die Namen: »… und auch wieder bei uns: Pitt Brett, der Pop-Titan! Drei Tage lang in der Hand von Verbrechern und nun wieder auf der Showbühne: Brett, Brett, Brett …«
    Das Publikum stimmte ein: »Brett, Brett, Brett …«
    Applaus brandete auf. Brett erhob sich, winkte wie ein amerikanischer Präsident und grinste über alle Backen.
    Mit einer Geste dämpfte er den Applaus. »Ihr habt mich wieder!«, rief er. »Ihr, mein treues Publikum, und auch ihr, meine Kandidaten. Ich will weiterhin euren Träumen und Tränen ein Zuhause geben!«
    Tosender Beifall. Und schon folgte die erste Werbestrecke. Asiatischer Magentee, Bier aus dem Sauerland, deutsche Würstchen, Steinofenpizza und Speed-Dating.
    Der erste Kandidat. Glasbausteine vor den Augen, eine Jeans mit Löchern und ein Hüftschwung wie der selige Michael Jackson.
    »Hallo, ich bin der Dennis aus Karlsruhe. Ich singe von Xaver Nadann Dieser Tag. «
    »Wie lange singst du schon?«, lächelte Brett.
    »Seit sechs Wochen.«
    »Und was machst du sonst so?«
    »Ich habe einen Job in einem Garten-Center.«
    Brett lächelte verschmitzt – vermutlich befand er sich im Landeanflug auf den ersten Hammerspruch.
    »Wie wundervoll«, sagte der Juror dann freundlich. »Blumen sind so etwas Zartes und Sanftes.«
    Wayne und ich schauten uns an. Irgendetwas lief schief.
    Auch Dennis aus Karlsruhe war verunsichert. »Soll ich jetzt singen?«, fragte er.
    »Ja, mach mal.«
     
    Dieser Tag wird kein heller sein, / dieser Tag

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