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Grappas Gespuer Fuer Schnee

Titel: Grappas Gespuer Fuer Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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bestellen?«
    »Übermorgen.«
    »Das ist doch Sonntag!«, rief er aus. »Da kann ich nicht. Das Sonntagsspiel der Borussia.«
    »Eben. Du kommst ja auch nicht mit. Ich werde allein mit Lady Cora essen.«
    »Da opfere ich meinen guten Namen und dann das!« Harras war wirklich enttäuscht. »Du bist ein gemeines Biest, Grappa!«
    »Reg dich wieder ab«, beruhigte ich ihn. »Du kennst ja jetzt die Internetseite und kannst sie später buchen. Aber kauf dir vorher andere Klamotten! Diese Damen sind zwar alle käuflich, aber auf hohem Niveau. Wenn die deine T-Shirts und die zersessenen Buxen sehen, werden bei denen allein die Lachmuskeln stimuliert.«
    Das Rathaus tritt noch einmal auf
    Milva Grandis Interview mit dem Pförtner im Rathaus war weniger spektakulär, als ich befürchtet hatte. Ich hatte den Vogel abgeschossen – das Bierstädter Tageblatt war wirklich das einzige Printmedium, das die Fotos von den Sex- und Drogenpartys im Bierstädter Rathaus hatte.
    In der Redaktion tobte der Bär – genau, wie es Jansen erwartet hatte. Anwaltsschreiben mit Anträgen auf einstweilige Anordnungen, Klageandrohungen und Gegendarstellungsbegehren.
    Jansen ließ das völlig kalt. Er warf einen kurzen Blick auf die Schriftsätze und schickte sie per Hauskurier an die Rechtsabteilung des Verlages.
    »Wenn Lady Cora am Sonntag auspackt, haben wir journalistisch erneut die Nase vorn«, teilte ich ihm mit.
    »Wir sind heute schon besser als BILD«, stellte er fest. »Und ich hoffe, dass es so bleiben wird.«
    »An mir soll es nicht liegen. Ich bin jetzt voll im Thema.«

    Ich verzog mich, um Milva Grandis Artikel noch einmal zu lesen.
    Der Rathauspförtner hatte erzählt, dass nachts zuerst die Männer kamen und wenig später die Frauen. Junge Frauen in knappen Kleidern. Und dass Musik ertönte und ab und zu das Pizzataxi auftauchte. Eine Sache jedoch war wirklich interessant: Der angebliche Zeuge hatte keinen der Männer erkannt, weil sie Masken trugen.

    BILD weiß: Sie verdeckten die obere Hälfte des Gesichtes. Eine Mischung aus Batman und venezianischem Karneval.
    Nicht ungeschickt, dachte ich. Da hat wohl jemand die Traumnovelle von Arthur Schnitzler gelesen. Oder den Film Eyes Wide Shut gesehen. Nur sahen die Typen, die hier feierten, wohl nicht so aus wie Tom Cruise!
    Allerdings fand ich es seltsam, dass die Leute bis zum Beginn der Party nicht einfach in ihren Büros blieben. Aber vielleicht war ein maskierter großer Auftritt prickelnder.

    Im Großraumbüro herrschte helle Aufregung. Sekretärin Susi war als Kandidatin für die Serie Bauer sucht Frau ausgewählt worden. Ich hatte eine dumpfe Ahnung, dass dies unseren Redaktionsalltag grundlegend beeinflussen würde.
    »Ich wusste gar nicht, dass du die Natur so magst, Susi«, frotzelte ich. »Dann wirst du bestimmt auch nicht mehr vergessen, den Ficus in der Kaffeeküche ab und zu mal mit einer Tasse Wasser zu besprenkeln.«
    »Susi steht eher auf die 250 Euro Tagesgage, die der Sender dafür raushaut«, meinte Sarah schnippisch. »Ich persönlich würde so was ja niemals machen. Guckt euch doch die Gruseltypen in der Serie an.«
    »Ein Netter ist aber dabei«, verteidigte sich Susi. »Siegbert, der schnuckelige Schweinebauer.«
    »Hast du Schweinekacke mal gerochen?«, mischte sich Stella ein. »Das ist der schlimmste Geruch auf der Welt.«
    »Hühnergülle ist schlimmer«, warf ich ein.
    »Ihr seid ja nur neidisch«, ließ sich Susi nicht beirren.
    Ich ließ das Trio sich weiter fetzen und verschwand wieder in meinem Büro. Auf dem Anrufbeantworter hatte ich eine Nachricht von Kleist. Er wollte mit mir sprechen. Vermutlich ging es um die Fotos in der heutigen Ausgabe des Tageblattes. Die Versuchung war groß, seiner Bitte um einen Rückruf zu folgen. Aber ich widerstand.

    Lange blieb ich nicht allein. Harras stürmte nämlich in mein Zimmer. Der Escort-Service hatte sich per E-Mail gemeldet: Das Honorar war auf dem Konto der Agentur gelandet und Lady Cora hatte am Sonntagabend Zeit für ihn.
    »Wunderbar«, freute ich mich. »Und jetzt schickst du noch eine Mail und nennst als Treffpunkt das Millefiori. «
    »Darf ich nicht doch?« Bettelnde Augen sahen mich an.
    »Nein!«
    »Ich geh ja schon«, maulte er.
    Kaum war er verschwunden, gab es Alarm. Pöppelbaum hatte den Polizeifunk abgehört.
    »Amokschütze am Rathaus«, berichtete er. »Ich bin näher dran als du. Ich fahr hin, bevor die alles absperren.«

    Innerhalb von fünf Minuten saß ich in meinem Auto. Ein

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