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Grappas Gespuer Fuer Schnee

Titel: Grappas Gespuer Fuer Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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totschlagfrei bleiben.
    Ich kaufte frische Gewürze, Kräuter, Knoblauch und Tomaten. Noch ein knackiges Roggenbrot und ein paar nette Schweinereien beim Perser: mit Schafskäse gefüllte Paprika, Oliven, in denen Mandeln steckten, und als Dip einen Frischkäse mit Kräutern.
    Ein Obststand lockte mit samtigen Aprikosen aus Übersee und fast schwarzen Weintrauben. Die Marktfrau pries laut ihre letzten Erdbeeren zum halben Preis an. Ich stellte mich mit meinem Korb in die Reihe der Wartenden.
    Plötzlich wurde ich von hinten angestoßen. Ich konnte mich gerade noch an meinem Vordermann festhalten. Ich entschuldigte mich und drehte mich um. Doch der Rempler war nicht auszumachen.
    Ich wählte Aprikosen und Trauben, griff nach meinem Portemonnaie, um zu bezahlen, und stutzte. In meiner Tasche lag etwas, was mir nicht gehörte. Eine flache, durchsichtige Hülle. Ich betrachtete sie. Eine CD oder DVD. Keine Beschriftung.
    In meinem Hirn gingen ein paar rote Lampen an. Ich beendete meinen Marktbesuch, fuhr zur menschenleeren Redaktion und legte die Scheibe in den Player. Ich sah den Film nicht zu Ende. Nach ein paar Sekunden war klar, dass dieser Samstag anders verlaufen würde, als ich es geplant hatte.
    Ich informierte Jansen. Zehn Minuten später saß ich bei Friedemann Kleist im Büro.

    Das Rathaus in Totale. Im Vordergrund ein dunkler Strich, unscharf. Ein Paar tritt durch das Portal und bleibt vor den wartenden Gästen stehen. Ihr Kleid ist geschickt gewählt. Es schillert rubinrot und sehr figurbetont geschnitten. Vielleicht ein wenig zu sehr. In der Hand hält sie einen kompakten Blumenstrauß – weiß mit etwas Grün und Gold. Der junge Mann steckt in einem schlichten dunklen Anzug. Die Kamera zoomt näher. Das Paar lächelt sich an. Der dunkle Strich bewegt sich. Ein scharfer Knall zerfetzt die Szene und der Strich zuckt. Es ist der Lauf einer Waffe. Die Frau kippt nach unten aus dem Bild. Der Mann dreht sich um. Ein zweiter Schuss. Der Lauf zuckt wieder. Der Bräutigam fällt.
    Ende.
    »Wie bist du an den Film gekommen?«, fragte Kleist.
    »Das sagte ich doch schon.« Mir saß der Schreck noch im Magen.
    »Bitte erzähle es noch mal«, forderte mich Kleist auf. »Jedes Detail kann wichtig sein.«
    »Okay.«
    Ich wiederholte meine Geschichte.
    »Und du hast die Person, die dich in der Schlange angerempelt hat, wirklich nicht gesehen?«
    »Ich hatte genug damit zu tun, das Gleichgewicht zu halten«, erklärte ich.
    »Könnte der Film nicht früher oder später in deine Tasche geraten sein?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich bin den Leuten nicht so nahe gekommen. Kurz zuvor habe ich an der Kaffeebude mein Portemonnaie aus der Korbtasche genommen. Da war sie noch leer.«
    »Schade, dass du Spuren auf der DVD hinterlassen hast.« Friedemann Kleist erhob sich und ging im Raum auf und ab. »Wir brauchen deine Fingerabdrücke, damit wir einen Abgleich machen können.«
    »Die müsstet ihr haben, ich war schon mal an einem Tatort.«
    »Wir löschen Vergleichsabdrücke immer nach Abschluss eines Verfahrens. Datenschutz.«
    »Was ist der Hintergrund der beiden Opfer?«, kam ich zur Sache. »Was haben sie getan, dass sie an ihrem Hochzeitstag ermordet worden sind? Rache? Eifersucht? Bandenkriminalität?«
    »Das wissen wir noch nicht. Wir ermitteln in alle Richtungen. Auf den ersten Blick waren Becker und Schulz harmlose Menschen. Es gibt übrigens noch mehr Filme. Die Eltern des Bräutigams hatten eine Digicam dabei. Andere Hochzeitsgäste haben mit dem Handy Aufnahmen gemacht. Aber die zeigen nur das Brautpaar. Die Spurensicherung wertet die Filme aus den Überwachungskameras der Banken und Versicherungen aus. Doch die sind meist auf die Eingänge der Häuser gerichtet. Es müsste schon ein glücklicher Zufall sein, wenn wir da was Brauchbares finden. Dein Film jedoch wurde eindeutig von einer zweiten Person gedreht.«
    »Es ist kein Einzeltäter?«, staunte ich.
    »Das ist eindeutig«, nahm Kleist den Faden wieder auf. »Wenn du genau hinschaust, siehst du, dass die Kamera bewegt wird. Es wird auch gezoomt. Das ist keine automatische Aufnahme von einem Stativ aus. Die beiden Schüsse sind gut zu hören. Aber auch zu sehen.«
    »Ja klar, der Schütze kann ja nicht gleichzeitig schießen und filmen. Also sind es zwei Attentäter. Wie passt das zu Eifersucht? Die ist doch eher ein individuelles Gefühl.«
    »Ja, das ist alles sehr rätselhaft. Wir haben die Schussbahn ja zuvor schon ungefähr ermittelt. Nun wird uns der

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