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Grappas Gespuer Fuer Schnee

Titel: Grappas Gespuer Fuer Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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gegeben.«
    Der Salat verschwand in ihrem Mund, der perfekt geschminkt und gestylt war: Konturenstift, Lippencreme und Lipgloss – alles so raffiniert aufgetragen, dass das Ergebnis sehr natürlich aussah.
    »Geht es nur um Begleitung?«
    »Das bleibt jedem Mädchen selbst überlassen. Ich habe anfangs nur die Dinner Dates gemacht und keine Private Times. «
    »Bei den ersten geht es nur ums Abendessen und bei den zweiten um mehr«, erinnerte ich mich. »Wer bucht so was? Ich habe die Preisliste gesehen. Das ist doch woanders viel preiswerter zu haben.«
    Sie lächelte. »Natürlich ist es das. Aber welcher Mann, der etwas auf sich und seinen Ruf hält, fährt zum Straßenstrich und lässt sich in der Verrichtungsbox bedienen? Klar, da kostet es nur dreißig Euro. Doch ich hatte es bisher nur mit sehr kultivierten Herren zu tun.«
    »Was für Herren sind kultiviert für Sie?«, fragte ich. »Kommt es da eher auf den Geldbeutel an oder die interessanten Gesprächsthemen?«
    »Am besten beides«, gab sie unverblümt zu. »Gepflegt muss ein Mann schon sein. Dann ein schönes Essen, ein nettes Gespräch, vielleicht noch ein Theaterabend und dann eine Nacht des gegenseitigen Vergnügens. Ich werde behandelt wie eine Dame, der Kunde fühlt sich nicht wie ein Freier und wir gehen auseinander und sehen uns nie wieder, wenn der Kunde es nicht möchte. Eine einmalige, angenehme Sache. Diskretion ist oberstes Gebot – wie natürlich auch Safer Sex. «
    »Der ganze Aufwand, damit der Mann sich nicht mies fühlen muss?«, staunte ich. »Dafür zahlen die Kerle so viel Kohle?«
    »Ich fühle mich dabei ebenfalls nicht mies«, stellte sie fest. »Wenn ich auf dem Drogenstrich anschaffen würde, dann hätte ich Probleme.«
    »Dann ist das also ein ganz normaler Job für Sie?«
    Lady Cora nickte. »Ich habe keinen Ehemann und keinen Freund. Sex bedeutet mir nicht besonders viel. Es ist eher eine körperliche Notwendigkeit. Ich bekomme eine Menge Geld dafür. Wem also tue ich weh?«
    Gute Frage. Ich hatte keine Antwort.
    »Hat denn Sex nichts mit Liebe zu tun?«, überlegte ich traurig.
    »Ich hoffe es.« Ihr Lächeln war hinreißend und ich konnte mir plötzlich vorstellen, dass sie die Männer nicht nur mit ihren erotischen Fähigkeiten in den Bann zog. Vermutlich war sie normaler als ich mit meinen Bindungsängsten. Sie machte sich nur den Mythos zunutze, der daraus entsteht, dass viele Männer es einfach geil finden, eine Frau im wahrsten Sinne des Wortes zu besitzen – weil sie Scheine auf den Tisch legen.
    »Wer hat Sie für die Partys im Rathaus gebucht?«, fragte ich.
    Auf dem riesigen Teller vor mir verloren sich vier Ravioli in einem Salbei-Butter-Sugo. Die Teigtaschen waren mit Kräutern und Ricotta gefüllt.
    »Die Geschichte ist etwas kompliziert«, sagte Lady Cora und ließ ein Nudeltäschchen in den Mund wandern.
    »Das macht nichts, wir haben ja Zeit«, kaute ich. Die Füllung war zu stark gesalzen. Ich spülte mit Mineralwasser nach.
    »Sie werden alles schreiben, was ich Ihnen erzähle?« Sie tupfte sich die Lippen mit der Serviette ab.
    »Das wissen Sie doch«, erinnerte ich sie. »Journalisten sind keine Beichtväter.«
    Hoffentlich springt sie nicht doch noch ab, schoss es mir durch den Kopf.
    »Na gut«, seufzte sie. »Vor etwa einem halben Jahr kam ein fetter Auftrag. Ich und drei andere Mädchen für eine Woche in einem Landhaus. Sechstausend Euro für jede Frau. Anreise, Spesen, Unterkunft, Essen und Taschengeld kamen noch dazu. Das Landhaus befand sich im Osten, bei Templin. Einsam gelegen und eingezäunt. Wir waren ziemlich erstaunt, dass wir nur zwei Herren vorfanden. Dem einen gehörte das Haus, der andere war sein Freund. Mobby und Erwin.«
    Mobby und Erwin. Rumms. Madig und Debill. Da hatte ich ja in die Mitte getroffen! »War es eine schöne Reise?«, fragte ich – meine Aufregung verbergend.
    »Es ging so. Großzügig waren die beiden schon. Aber drum herum war nichts, keine Stadt, wo man wenigstens mal hätte shoppen gehen können. Und abends haben die meist so viel gesoffen, dass wir Mädchen unsere Ruhe hatten.«
    »Keinen Sex?«
    »Nichts Aufregendes. Langwierige Handarbeit und ein bisschen oral. Die hatten ihre besten Jahre hinter sich.« Lady Cora lächelte ein wenig maliziös.
    »Was war mit Drogen?«
    »Alkohol gab’s natürlich. Bier und härtere Sachen. Aber kein Koks oder Hasch, falls Sie das gemeint haben.«
    Der Hauptgang wurde gebracht. Ein kleines hohes Rinderfilet an feines Gemüse

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