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Grappas Gespuer Fuer Schnee

Titel: Grappas Gespuer Fuer Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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lass mal«, lächelte ich. »Wir kommen auch so klar. Der Flug geht morgen früh. Brinkhoffs Handy ist in Templin geortet worden. Das ist ein Kaff in Dunkeldeutschland. Ich muss mal Google Earth anwerfen. Kannst du morgen früh um neun am Flughafen sein?«

    Templin in der Uckermark. Nie hätte ich gedacht, dass es mich einmal dahin verschlagen würde. Die Stadt erstreckte sich über eine riesige Fläche, die viel Grün und Wasser aufwies: Kanäle und Seen durchzogen die Landschaft. Der Aktenlage nach eine Traumlandschaft.
    Ich recherchierte weiter. Der Vater unserer Bundeskanzlerin, ein Theologe, hatte dort vor der Wende eine evangelische Weiterbildungseinrichtung geleitet. Es gab eine Naturtherme und eine mittelalterliche Stadtmauer.

    Abends rief ich Kleist an, um zu erfahren, was bei der Durchsuchung von Elberbergs Wohnung herausgekommen war.
    »Er besitzt eine makabre Bibliothek. Besonders scheint ihn zu interessieren, was ein Mörder fühlt, wenn er seinem Opfer beim Sterben zusieht.«
    »Ziemlich krank.«
    »Das sieht unser Polizeipsychologe genau so. Er wertet gerade die handschriftlichen Ergüsse aus. Und das sind viele. Elberberg hat jedes Fitzelchen Papier bekritzelt, das ihm in die Finger fiel. Manchmal stehen nur ein paar Worte da. Der Mann ist ein geniales Studienobjekt für einen Profiler.«
    »Das sind noch alles keine Beweise!«, wandte ich ein.
    »Die Auswertung der Fingerabdrücke und DNA-Spuren dauert noch«, entgegnete er. »Wann fliegst du eigentlich?«
    »Morgen. Die Maschine geht kurz vor zehn.«
    Große Vögel
    Mit kleinem Handgepäck traf ich am Flughafen ein. Pöppelbaum wartete bereits und hatte sich mit einem Haufen Süßigkeiten eingedeckt. Ich hatte diese Passion früher nicht an ihm bemerkt. Er registrierte meinen Blick auf sein Carepaket und meinte entschuldigend: »Das Einzige, was gegen meine Flugangst hilft, ist das hier. Jetzt kennst du mein größtes Geheimnis, Grappa!«
    »Na, du wirst auch noch andere haben«, warf ich zweifelnd ein. »Aber die bleiben mir auf Dauer auch nicht verborgen.«
    Er kam mit dem Zeug sogar durch die Sicherheitskontrolle, obwohl manche der Sweeties durchaus hätten Flüssigsprengstoff enthalten können.
    Kaum hatten wir abgehoben, starteten die Luftkellnerinnen ihre Versorgungsrunde. Man könnte ja während einer guten Stunde Flug verhungern und verdursten. Ich ignorierte die Papiersandwiches mit wahlweise Schweizer Käse oder spanischem Schinken und orderte stattdessen viel Kaffee. Ich wollte nämlich nachdenken und bei solcher Aktivität sind Koffeindosen meist hilfreich.
    Wo sollten wir anfangen, Brinkhoff zu suchen? Sein Handy befand sich in Templin, aber die brandenburgische Touristenperle hatte die sechsgrößte Fläche einer deutschen Stadt, sie war nur vergleichsweise dünn besiedelt. Andererseits lag die Vermutung nahe, dass Brinkhoff zu Madigs Hütte wollte.
    Neben mir pfiff sich Pöppelbaum die Haribos rein. Er schien nicht ansprechbar zu sein. Ich versuchte es dennoch.
    »Was hältst du davon, wenn wir uns zuerst Madigs Lustschloss vornehmen?«
    »Nö«, kaute er. »Wir gehen zur Polizei. In dem Kaff wird es ja irgendeine Wache geben. Wenn Brinkhoff was rauskriegen wollte, dann ist er bestimmt dort zuerst aufgelaufen. Macht der Gewohnheit – sozusagen.«
    Gar nicht schlecht, dachte ich. »Gib mir bitte auch so ein überzuckertes Teil«, forderte ich. »Es scheint den Denkvorgang in zehntausend Metern Höhe zu stimulieren.«
    Er hielt mir die Tüte hin, ich griff einen viereckigen rosaschwarzen Würfel und bugsierte ihn in meinen Mund.
    »Und danach besuchen wir die örtliche Zeitung«, schlug ich vor. »Journalisten wissen immer mehr, als sie schreiben. Gespräch von Kollege zu Kollege.«
    »Prima Plan, Grappa. Und wenn wir Brinkhoff gefunden haben, können die eine Story über uns schreiben.«
    »Genau. Rasende Ruhr-Reporter retten rüstigen Rentner – oder so«, entgegnete ich. »Kommt bestimmt gut.«
    Die Anschnallzeichen leuchteten auf und Kapitän Meyer ließ über die Stewardess versichern, dass es ihm ein großes Vergnügen gewesen sei, uns geflogen haben zu dürfen, und dass er hoffe, bald wieder für uns tätig werden zu können.
    Wird wohl nichts, dachte ich, einen Rückflug hatte ich nicht gebucht. Wir mussten ja erst mal Brinkhoff finden.
    Die Landung in Schönefeld verlief glatt. Pöppelbaum drückte sich dabei in den Sitz, schloss die Augen und war mucksmäuschenstill. Ich grinste. Männer!
    Bevor wir den Mietwagen abholten,

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