Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Grappas Gespuer Fuer Schnee

Titel: Grappas Gespuer Fuer Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
Vom Netzwerk:
Dämmerung, sondern Brinkhoff. Kannst du nicht ein bisschen schneller fahren? Sonst hat die Polizeiwache am Ende schon zu, weil die Dorfbullen die Rehe, Füchse, Hasen, Hirsche oder die Trappe ins Bettchen bringen müssen.«

    Nach etwa achtzig Kilometern passierten wir die Ortseinfahrt Templin und richteten uns nach dem Schild City. Die Polizeiwache befand sich in der Innenstadt in der Nähe eines multifunktionalen Geschäftshauses. Es beherbergte Makler, Ärzte, Restaurants, einen Lebensmitteldiscounter und einen PC-Laden.
    »Hast du einen Plan?«, fragte Pöppelbaum.
    »Klar, Plan I.«
    »Verstehe. Spontane Improvisation«, nickte der Fotograf. »Klappt ja fast immer. Aber manchmal auch nicht. Die Ossis sind nicht so zugänglich wie wir Ruhris.«
    »Meinem Charme kann keiner widerstehen«, meinte ich. »Und jetzt park da vorne und komm!«
    »Da steht aber: Nur für Einsatzfahrzeuge «, wandte er ein.
    »Na und? Sind wir etwa nicht im Einsatz?«
    Pöppelbaum kontrollierte die Verriegelung des Wagens, als rechne er jede Minute mit einem Überfall der ostdeutschen Dorfbevölkerung auf unseren Polo.
    »Komisch«, meinte er.
    »Was?«
    »Das Auto da drüben!«
    Ich blickte auf das Gefährt. Es sah bekannt aus, aber völlig unspektakulär. Wie ein Auto eben. »Was ist damit?«, wollte ich wissen.
    »Ach, nichts«, antwortete er.
    Ich drückte die Klingel neben der Tür. Sekunden später sprang sie auf und wir gelangten in einen unwirtlichen Flur. An den Wänden mehr oder weniger aktuelle Terrorfahndungen und Plakate polizeilicher Vorbeugungskampagnen: Urlaubszeit – Langfingerzeit.
    An einer Tür war ein Schild mit der Aufschrift Anmeldung angebracht. »Hier fangen wir an«, stellte ich klar, klopfte energisch und öffnete die Tür.
    Ein junger Beamter in aufregendem Grün sah zu uns auf. »Ja, bitte?«
    Ich legte meinen Presseausweis auf den Tresen. »Grappa, vom Bierstädter Tageblatt, einer Zeitung in Westdeutschland. Das ist mein Fotograf Pöppelbaum. Wir sind auf der Suche nach einem Kollegen, der in dieser Gegend eine Story recherchiert. Das letzte Lebenszeichen von ihm stammt aus Templin.«
    »Haben Sie eine Vermisstenanzeige aufgegeben?«, fragte der Grüne – halbwegs interessiert.
    »Nein. Dazu blieb keine Zeit. Ich habe das Gefühl, dass unser Mann in Gefahr ist. Hat sich vielleicht jemand an Sie gewandt, um Auskünfte über Personen zu erhalten?«
    »Über welche Personen?«
    »Über die Familie von Elberberg zum Beispiel.«
    »Elberberg?« Der Gesichtsausdruck des Uniformierten legte den Verdacht nahe, dass ihm etwas auf- oder eingefallen war. »Moment.«
    Er erhob sich und ging in einen Nebenraum. Ich hörte Stimmen durch die geschlossene Tür.
    Sie öffnete sich und der junge Polizist stand wieder im Raum – hinter sich zwei Männer.
    »Das ist doch …!«, entfuhr es mir.
    Friedemann Kleist lächelte mich an. »Ich bin schon mal vorgefahren.«
    »Das war es doch, Grappa«, mischte sich Pöppelbaum ein. »Der Wagen da draußen. Dienstfahrzeug der Bierstädter Polizei.«
    »Ich muss mich jetzt mit Frau Grappa und ihrem Begleiter abstimmen«, sagte Kleist zu dem älteren Polizisten. »Gibt es hier einen Besprechungsraum, Herr Kollege?«

    »Ich habe mich um fünf Uhr morgens in den Wagen gesetzt«, berichtete Kleist. »Die Autobahn war frei. Ruck, zuck war ich hier.«
    »Warum bist du hier?«, fragte ich.
    »Brinkhoff.«
    »Also glaubst du auch, dass er in Gefahr ist?«
    Es klopfte. Der junge Polizist bot uns Kaffee an. Wir nahmen dankbar an.
    »Es ist etwas geschehen, was du noch nicht wissen kannst, Maria«, berichtete Kleist. »Wir haben den Komplizen.«
    »Was?«, entfuhr es mir.
    Kleist fuhr fort. »Wir haben gestern in Bierstadt die Wohnung von Elberberg durchsucht. Auf den ersten Blick gab es nichts, was ihn mit dem Hochzeitsmord in Verbindung bringen könnte. Doch während wir die Aktion durchführten, tauchte sein Nachbar auf. Als er uns bemerkte, wollte er sich verdrücken. Aber wir hielten ihn auf. Ein Kommilitone. Gero von Rudelbach. Wir haben den Namen mit dem Zentralregister abgeglichen und sind auf einige kleinere Dinge gestoßen, die im Zusammenhang stehen mit rechtsradikalen Straftaten. Details lass ich jetzt mal weg.«
    Der Polizist erschien mit einer Thermoskanne und drei Bechern. Während er die Sachen vor uns hinstellte, schwiegen wir.
    »Rudelbach gehört ebenfalls dem Corps Potentia an«, fuhr Kleist fort, als die Tür wieder geschlossen war. »Ich habe mich dann ausführlich mit

Weitere Kostenlose Bücher