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Grau - ein Eddie Russett-Roman

Grau - ein Eddie Russett-Roman

Titel: Grau - ein Eddie Russett-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eichborn-Verlag
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die sonst übliche Feindseligkeit. Es wirkte erfrischend, und ich fühlte mich gleich besser. »Wie geht es Violettas neuem Schätzchen?«
    »Er sehnt sich danach, Violettas Ex zu sein.«
    »Tröste dich damit, dass du Doug glücklich gemacht hast. Er hat schon lange ein Auge auf Tabitha Kastanie geworfen.«
    »Er sollte sich ein halbes Versprechen einholen, bevor Violetta ihre Meinung ändert. Das Gemetzel bei dem Hockeyspiel geht wohl zum Teil auf dich zurück, was?«
    Sie lachte. »Ich habe nur Gleiches mit Gleichem vergolten. Mir ist es gelungen, Violetta eine zu verpassen, aber Courtland war einfach zu schnell für mich. Warum hast du dich zu der Tour nach Hoch-Safran bereiterklärt?«
    Ich zuckte mit den Schultern.
    »Wahrscheinlich um wieder Wohnrecht zu bekommen, und wegen Constance. Was weißt du über die Stadt?«
    »Nur so viel, dass keiner je zurückgekehrt ist.«
    Ich wollte sie bitten mitzukommen, aber sie ganz unvermittelt zu fragen war wahrscheinlich nicht das Klügste. Zum Glück hatte ich noch jede Menge andere Fragen, die ich ihr stellen wollte.
    »Wie hast du das neulich geschafft, an einem Morgen nach Zinnober hin und zurück? Und auch noch nach Rostberg und wieder zurück?«
    Ich wusste, dass sie nicht gerne danach gefragt wurde, doch ich hoffte, dass sich ihre Ablehnung in der Zeit, in der wir uns nun schon kannten, von ›offen‹ zu ›stillschweigend‹ abgemildert hatte.
    Sie sah mich an und überlegte.
    »Versprich mir, dass du es keinem verrätst.«
    Sie schob ihre Karte in die Stechuhr, und wir verließen das Gewächshaus, gingen an der Abfallfarm vorbei, durch ein kleines Gehölz und gelangten schließlich zur Perpetulit-Fahrbahn. Es war ein lauschiges Plätzchen, mit Buchen bestanden, von deren langen Ästen Efeu bis zum Rasen herunterhing, und es war ein einsames Plätzchen, praktisch für uns. In die eine Richtung, an einem Berghang, lag das Dorf, in die andere das Viehgatter, dahinter Rostberg. Sie vergewisserte sich, dass wir auch wirklich allein waren, und nahm dann einen kleinen Anhänger von ihrer Halskette.
    »Weißt du, was das ist?«
    »Ein hässliches Schmuckstück?«
    »Mit diesem Schlüssel konnten die Einstigen mit den Straßen sprechen. Wenn du jemanden kommen siehst, dann ruf.«
    Sie legte den Bronzeschlüssel auf die Perpetulitoberfläche, und fast umgehend erschien ein rechteckiges versenktes Schaltfeld von der Größe eines Teetabletts auf der Straße. Es war kaum zwei Zentimeter tief und wies seltsamerweise die gleiche Farbe und Beschaffenheit wie der Straßenbelag auf, doch dann schälten sich mehrere Knöpfe heraus, einige Diagramme und Fensterchen, in denen fortwährend Zahlen aktualisiert wurden. Am oberen Rand, auf einem Extrafeld, standen einige seltsame Wörter, die anscheinend in das Material eingraviert waren.
    » Pepetwlait Heol Canolfan Cymru A47089.3km Secshwn 52– 17 942 003–30 505 Wedi codi 11.1. 2136 «, las ich stirnrunzelnd. »Was hat das zu bedeuten?«
    »Ich weiß es nicht genau. Wahrscheinlich ist das die Bezeichnung der Straße, als sie gebaut wurde. Trotz allem, was man so hört, waren die Einstigen ziemlich kluge Leute. Jeder weiß, dass Perpetulit ein lebender Organoplastoid ist, der sich selbst reparieren kann, aber kaum jemand weiß, dass es außerdem möglich ist, mit diesem Schaltfeld auf den inneren Betriebsablauf der Straße zuzugreifen. Man kann den Gesundheitszustand des Perpetulits überwachen, man kann nachgucken, welche Mineralien fehlen, und, was am besten ist, man kann ihm Befehle geben.«
    Sie gab mir ein paar Minuten Zeit, das alles zu verdauen, bevor sie mit ihren Erklärungen fortfuhr.
    »Ich lerne erst noch, aber ich kann schon die Temperatur einstellen, damit sich im Winter kein Eis bildet, und die weißen Linien zum Leuchten bringen. Dann kann ich noch die Absorptionsrate des organischen Abfalls variieren, ich kann angeben, wie schnell Wasser vom Straßenbelag entfernt werden soll, und ich kann Nachrichten auf der Straße anzeigen. Wahrscheinlich diente das früher Reisenden, die die Straße benutzt haben, als Hilfe.«
    »Und wie hast du herausgefunden, dass sich das Schaltfeld genau hier befindet?«
    Sie lachte.
    »Es ist nicht nur hier. Es ist überall da, wo ich den Schlüssel hinlege.«
    Zum Beweis hob sie den Anhänger auf, und das Schaltfeld verschmolz wieder mit dem makellosen Straßenbelag. Sie ging ein paar Meter weiter, legte den Schlüssel an einer anderen Stelle der Straße nieder, und es öffnete sich das

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