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Graue Schatten

Graue Schatten

Titel: Graue Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Nimtsch
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gewesen.“
    „Das liegt nahe. Ist sogar ein bisschen zu offensichtlich. Sausele muss sich ja sehr sicher gewesen sein, dass der Tod seiner Mutter nie untersucht wird. ... Wäre ja auch fast so gekommen“, schob Strobe selbst seine eigenen Zweifel beiseite und fügte hinzu: „Jetzt lohnt es sich allemal, nach Lauffen zu fahren. Ich habe auch zwei Neuigkeiten.“
    „Zwei gleich?“
    „Ich erzähl's dir im Auto.“
    Der Hauptkommissar griff schon zu Hut und Mantel.

    „Herr Sausele ist geschäftlich unterwegs. Ich kann Ihnen wirklich nicht weiterhelfen?“
    „Nein, sehr nett von Ihnen. Aber wir kommen dann später noch mal wieder. Wann, hatten Sie gesagt, ist er wieder da?“
    „Ich denke spätestens zu Mittag. Gegen eins isst er meistens etwas, drüben am Imbiss.“
    „Wir kommen einfach wieder vorbei. Vielen Dank! Bis später.“
    „Gerne. Ade.“
    Sie gingen durch den Hof mit den gelben Baggern und Raupen zum Auto zurück.
    „War vielleicht gut, dass wir nicht verraten haben, wer wir sind“, mutmaßte Strobe.
    „Vielleicht würde er dann auf seine Rote Wurst verzichten und wegbleiben“, sagte Schell.
    „Dann fahren wir jetzt ins Pflegeheim und lassen uns von Locke den Spind öffnen.“
    „Dem Schichtsystem nach müsste er heute Spätdienst haben. Nach einem freien Wochenende kommt bei denen eine Woche Spät“, erläuterte Schell und schaute auf die Uhr. Es war kurz vor elf.
    „Das ist mir jetzt egal. Der Typ hat garantiert Dreck am Stecken. Wenn er nicht da ist, machen wir den Spind selber auf, fertig. Ich kurve nicht ständig in der Gegend rum und suche ihn.“
    Im Foyer des Albert-Sonnenweiß-Stifts saßen einige betagte Herrschaften in Rollstühlen oder auf den Couchgarnituren. Es war noch eine halbe Stunde Zeit bis zum frühen Pflegeheim-Mittagstisch. Aber die, die noch konnten, trafen sich wohl schon etwas früher, um sich zu unterhalten und der Pflegestation zu entfliehen. Die Beamten grüßten im Vorbeigehen und ein paar grüßten zurück. Strobe fragte sich, ob wohl einige inzwischen wussten, dass im Haus ein Mord passiert war. Auch hoffte er, dass der Pflegedienstleiter sie nicht bemerkt hatte. Er hatte gerade keine Zeit, dem Mann sämtliche neuen Entwicklungen und halb fertigen Thesen zu erläutern. Und er wollte nicht noch mit ihm diskutieren müssen, warum man Lockes Spind in dessen Abwesenheit öffnete.
    Sie gingen zuerst auf Station A und stellten fest, dass Schell recht hatte: Locke musste erst nachmittags seinen Dienst antreten. Schell erinnerte sich, dass die Spinde mit Namen versehen waren. Es musste also nur noch jemand Lockes Spind öffnen. Strobe erkundigte sich bei einer Schwester, wo der Hausmeister zu finden sei.
    Wenn Herr Krause nicht in seiner Werkstatt im Keller, gleich schräg gegenüber vom Treppenhaus, sei, könne er überall im Haus herumschwirren. Dann müsse man ihn anpiepsen.
    Sie wollten es zuerst im Keller versuchen und fuhren mit dem Aufzug, der im Nordflügel die Stockwerke miteinander verband, ins Erdgeschoss. Dort lagen gegenüber vom Aufzug die Umkleideräume. Wie vermutet, war Lockes Spind abgeschlossen. Sie fuhren ins Untergeschoss und hatten Glück. Aus der Werkstatt war das Geräusch einer Bohrmaschine zu hören. Sie traten ein und sahen den Hausmeister einen Eisenwinkel aus dem Schraubstock nehmen. Krause schaute die Beamten über den Rand seiner Hornbrille an und fragte, was er für sie tun könne.
    Strobe stellte Schell und sich vor und zeigte seinen Ausweis. Der Hausmeister studierte ihn gründlich.
    „Immer was zu tun in so einem großen Haus, oder?“, bemerkte Strobe und deutete auf die akkurat gestapelten Eisenwinkel auf der Werkbank. Er schien den Mann richtig angepackt zu haben.
    „Mehr als genug“, antwortete Krause und schimpfte, dass hier ständig etwas kaputt sei. Man müsse alles selber machen, wie zum Beispiel diese Winkel für die Böden der Regale in den Lagerräumen im Keller. Die Regale seien uralt, einige seien schon durchgebrochen. Aber für neue Regale würden die Herren von der Heimleitung kein Geld ausgeben wollen. Und keiner würde seine Arbeit hier würdigen. Alle würden sich nur aufregen, wenn etwas nicht funktioniere. Dass er erst dafür sorge, dass hier alles reibungslos klappte, registriere keiner.
    Strobe nickte zustimmend und behauptete, dass die jungen Leute heutzutage sowieso zwei linke Hände und von handwerklichen Dingen keine Ahnung hätten.
    „Das ist wohl wahr“, stimmte Krause zu.
    Von Schell erntete Strobe

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