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Graue Schatten

Graue Schatten

Titel: Graue Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Nimtsch
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silbermetallicfarbenen M-Klasse Mercedes stehen. Den kannten sie bereits. Der Chef musste da sein.
    Sie gingen durch den Geschäftsraum gleich in den ersten Stock, wo sich die Büroräume befanden. Sie hatten vereinbart, ihn nicht sofort mit dem verdächtigen Kontoauszug zu konfrontieren, sondern ihn erst einmal auszuhorchen; zu versuchen, möglichst viel über den Unternehmer herauszubekommen.
    Frieder Sausele saß im Büro am Schreibtisch. Als sie eintraten, stand sein Hund, ein Boxer, der unter der Heizung gelegen hatte, kurz auf, schaute die Beamten streng an, dann zu seinem Herrchen, und legte sich gleich wieder hin.
    Sausele sagte, dass er nicht viel Zeit habe, bot den beiden aber trotzdem einen Platz an. Dann erkundigte er sich, ob seine Mutter nun tatsächlich ermordet worden war.
    Strobe offenbarte ihm kurz und bündig, dass sie mit einem Kissen erstickt worden war. Das sei ja grauenhaft, meinte Sausele entsetzt, und fragte, ob sie schon wüssten, wer das getan hat. Der Hauptkommissar verneinte, und Sausele betonte noch einmal, wie am Freitag schon, er könne sich überhaupt nicht vorstellen, dass jemand von den Pflegemitarbeitern so etwas fertig bringen würde. Ob sie wenigstens einen Verdacht hätten, wollte er dann wissen.
    Strobe fragte sich, ob er es wirklich noch nicht mitbekommen hatte, dass Linde festgenommen worden war. Er berichtete dem Geschäftsmann vom Verdacht gegen den Pfleger. Aber auch, dass man Linde wahrscheinlich nichts nachweisen könne, und er deshalb wohl in nächster Zeit wieder freigelassen werden würde.
    Sausele verteidigte Linde auch sofort, meinte, dem würde er das zuallerletzt zutrauen, aber auch sonst niemandem im Heim. Strobe erwähnte, dass der Verdacht bestanden habe, dass Linde Sauseles Mutter ein Beruhigungsmittel gespritzt habe.
    Als Sausele daraufhin anmerkte, seine Mutter habe doch schon zwei Morphiumspritzen bekommen, und dann fragte, ob es nicht doch sein könne, dass das Beruhigungsmittel zu viel für ihren Kreislauf geworden war, wurden die Beamten stutzig.
    Strobe fragte, ob er denn dabei gewesen sei, als seine Mutter die Spritzen bekommen habe. Das bejahte Sausele. Sie wollten genauer wissen, wie es dazu gekommen sei, und erfuhren, dass Dr. Hansen die erste Spritze sofort gesetzt hatte, als er am Sonntag um zwei ins Heim gekommen war. Dann war er etwa eine halbe Stunde geblieben, nach der die Mutter noch immer höllische Schmerzen gehabt hatte. Hansen hatte gemeint, die Dosis sei vielleicht zu gering gewesen, und hatte ihr eine zweite Spritze gegeben.
    Strobe war zufrieden. Die Tatsache, dass Hansen zwei Spritzen verabreicht hatte, war ein weiterer Entlastungspunkt für Linde. Denn es bedeutete, das gestohlene Diazepam war Frau Sausele überhaupt nicht gespritzt worden. Das Rätsel der zweiten Einstichstelle war geklärt. Allerdings ergab sich eine neue Frage: Wieso hatte der Arzt die zweite Spritze nicht dokumentiert und auch später den Beamten verschwiegen? Ein weiterer Besuch bei Hansen war nun fällig.
    Ob er denn nun seine Mutter endlich bestatten lassen könnte, wollte Sausele wissen. Strobe teilte ihm mit, dass die Leiche in den nächsten Tagen freigegeben und zurück zum Krematorium transportiert werden würde. Er werde dann auch eine Benachrichtigung mit der Post erhalten.
    Dann erwähnte der Hauptkommissar, dass sie noch immer auf der Suche nach dem Motiv für den Mord seien und deshalb noch einige Fragen hätten, zum Beispiel, ob seine Mutter Feinde gehabt habe, auch außerhalb des Heimes. Vielleicht von früher.
    Sausele schüttelte nachdenklich den Kopf. Möglich sei es. Seine Mutter sei schon früher sehr exzentrisch und egoistisch gewesen. Aber der Einzige, der wohl einen Grund gehabt habe, seine Mutter zu hassen, sei wohl sein Vater gewesen. Der sei aber schon mehr als zehn Jahre tot. Herzinfarkt, mit achtundsechzig. Habe bis zum Schluss gearbeitet. In Rente zu gehen habe er sich nicht leisten können. Die Mutter habe in der Zeit, als sein Vater und auch schon er selber versucht hätten, die kleine Baufirma vor dem Bankrott zu retten, das Geld mit beiden Händen zum Fenster rausgeworfen. Als sie noch jünger gewesen sei, habe sie auch Liebhaber gehabt. Er habe seinen Vater nie verstehen können. Der habe sie trotz allem geliebt und ihren extravaganten Lebensstil toleriert, obwohl deshalb nie Geld übrig gewesen sei, das man dringend für die Sanierung und Erweiterung der Firma gebraucht hätte. Der Geschäftsmann winkte ärgerlich ab und holte

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