Graue Schatten
ein missbilligendes Räuspern. Der Hauptkommissar fragte dann, ob ihm am Sonntag vor einer Woche oder am Montag darauf irgendetwas aufgefallen sei, im Keller zum Beispiel.
„Warum? Was sollte mir aufgefallen sein?“, wollte der Hausmeister wissen.
„Möglicherweise ist in der Nacht vom Sonntag zum Montag eingebrochen worden“, redete sich Strobe heraus.
„Es fehlt nichts“, erklärte Krause hastig.
„War vielleicht irgendwo eine Tür offen? Oder lag ein Zigarettenstummel herum?“
„Ich schließe immer alle meine Türen ab! Zigarettenstummel liegen keine herum. Wir sind hier nicht auf dem Stuttgarter Hauptbahnhof.“
„Eben deshalb wäre es Ihnen sicher aufgefallen, wenn im Keller jemand eine Kippe weggeworfen hätte“, argumentierte Strobe. Krause schüttelte verächtlich den Kopf.
„Was bedeutet meine Türen?“, fragte Schell. „Welche Türen sind nicht Ihre?“
„Die Umkleideräume und die Kellertoilette bleiben offen. Die Hoftüren und die Eingangstür bleiben tagsüber offen; die schließt die Nachtwache um neunzehn Uhr dreißig ab und öffnet sie um sechs wieder.“
„Ja, das wissen wir. Herr Krause, wir müssen Sie bitten, uns einen Spind im Männerumkleideraum zu öffnen. Es wurde etwas gestohlen und wir müssen eine Person überprüfen.“
„Wer hat etwas gestohlen?“
„Das wissen wir noch nicht. Um es herauszufinden, müssen wir einen Spind öffnen.“
„Ist das gesetzlich?“
„Ja, das ist gesetzlich, Herr Krause! Nur falls Sie uns den Spind nicht öffnen, wäre das ungesetzlich. Behinderung der Aufklärung einer Straftat nämlich.“
„Ich hab ja nur gefragt. Jetzt sofort?“
„Ja, ich bitte darum.“
Krause nahm eine Rohrzange vom gut sortierten Werkzeughalterbrett an der Wand. Sie verließen den Raum und Krause schloss ordnungsgemäß ab.
Im Umkleideraum schaute Strobe zuerst auf dem Boden in alle Ecken und in den Mülleimer. Er kniete sich sogar hin und schaute unter den Spinden nach. Der Hauptkommissar konnte keinen Rest eines Joints entdecken. Sie zeigten Krause den Spind.
„Soll ich aufmachen?“, fragte der noch einmal sicherheitshalber.
„Ich bitte darum“, entgegnete Strobe.
Der Hausmeister setzte einmal an und der Bügel des kleinen Vorhängeschlosses zerbarst mit einem Knacken.
„So“, sagte Krause.
„Danke. Eine Bitte hätte ich noch. Sie haben doch bestimmt eine Taschenlampe?“, sagte Strobe.
„Ja, habe ich.“
„Könnten Sie die bitte noch holen?“
Der Hausmeister blickte noch einmal vorwurfsvoll über seine Brille hinweg Strobe an und schlappte wortlos davon.
„Meinst du wirklich, der Mörder hat hier seine Visitenkarte hinterlassen?“, fragte Schell und schaute zu, wie Strobe den Spind öffnete.
„Was meinst du selber? Sollten wir uns nicht ein bisschen umsehen, wenn wir schon mal hier sind?“
Er nahm Lockes weiße Arbeitsschuhe aus dem Spind, schaute sich kurz die Sohle an und steckte die Clogs dann in den Plastikbeutel, den er bereits aus seiner Hosentasche gezogen hatte.
„Also gut, wo ist der Rest von der Tüte?“, fragte Schell sich selbst, machte einen Klimmzug an einem der Spinde und schaute sich die Spindreihe von oben an.
„Nur Staub“, stellte er fest und tat das Gleiche bei der Spindreihe gegenüber.
„Dito.“
Dann schaute er sich noch die Dusche an und bemerkte: „Ich glaube, hier wird sogar geputzt!“
Strobe hatte Lockes Spind genau inspiziert und außer einem Feuerzeug und einem weißen Kunstledergürtel, vermutlich dem einer Arbeitshose, ebenso nichts entdeckt.
Krause kam mit der Taschenlampe, die ihm Strobe sogleich dankend abnahm. Er kniete sich noch einmal hin und leuchtete unter die Spinde. Immerhin, inmitten einer Staubschicht lag ein Zigarettenstummel. Den steckte er in ein zweites Plastiktütchen. Unter den Spinden gegenüber fischte er zwei hervor. Strobe hielt die Beutel mit den drei Stummeln hoch. „Falls sich hier jemand ein paar Stunden versteckt hat, hat er sicher die eine oder andere Kippe liegen lassen. Früher oder später wird er geschnappt, und hier haben wir dann seine DNA“, dozierte er.
Krause schaute verständnislos.
„Sie haben uns sehr geholfen, Herr Krause.“
Die Beamten gaben ihm die Hand und gingen.
„Lass uns schnell wieder verschwinden, wir haben keine Zeit für Erklärungen“, zischte Strobe Schell zu, als sie durch das inzwischen stark belebte Foyer zum Ausgang eilten.
Im Hof der Firma Baumaschinen-Vermietung-Sausele sahen sie nun einen
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