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Graues Land - Die Schreie der Toten (German Edition)

Graues Land - Die Schreie der Toten (German Edition)

Titel: Graues Land - Die Schreie der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Dissieux
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Haus hatte er vollkommen ausgeblendet.
Schließlich drang er tiefer in den Laden ein, zielte mit der Waffe hinter den Tresen mit der altmodischen Registrierkasse und ging langsam die Regalreihen ab, wobei er an der Stirnseite der Regale in Deckung ging und dann mit einer schnellen Drehung in die verwaisten Gänge zielte.
Staub tanzte silbern im fahlen Licht, das durch die verschmutzten Scheiben in den Raum fiel. Der Geruch von Abfall und Schimmel hing in der Luft. Aus einem der Regale waren mehrere Flaschen mit Arzneimittel gefallen – oder herausgerissen worden – und lagen in einem stinkenden, glitzernden Scherbenhaufen in der Mitte des Ganges. Sonst zeugte nichts davon, dass sich jemand in dem Laden zu schaffen gemacht hatte. Wahrscheinlich war derjenige, wie sie selbst, nur auf der Durchreise gewesen und hatte sich in dem Drugstore mit Medikamenten und Verbänden eindecken wollen. Das würde allerdings die Möglichkeit nach sich ziehen, dass es noch mehr Menschen geben musste, die überlebt hatten.
Wulf drehte sich noch einmal um sich selbst. Dann endlich entspannte er sich und suchte die Regale gezielt nach Verbandszeug, Salben und Desinfektionsmitteln ab.
Er steckte alles in eine braune Plastiktüte, die den Namen der Ladenkette trug, und war bereits wieder auf dem Weg zum Ausgang, als plötzlich zwei Geräusche wie Kanonendonner auf ihn einstürzten. Wulf verharrte mitten in der Bewegung, die Tasche um den Unterarm hängend, die Pumpgun fest gegen die Brust gedrückt. Er hatte noch nie zuvor eine Waffe benutzt, und ihm kam plötzlich der kalte Gedanke, dass er vielleicht gar nicht dazu in der Lage sein würde, das Gewehr abzufeuern, ganz gleich, was sich vor dem Lauf befand. Die Vorstellung verwandelte Wulfs Magen in ein eisiges Loch.
Das erste Geräusch gehörte zu einem weiteren Motor, dessen stotterndes Krächzen sich schnell näherte.
›Murphy‹, dachte Wulf. ›Verdammt, was tut der alte Narr?‹
Dann konzentrierte er sich voller Grauen auf das zweite Geräusch, das aus dem Haus zu ihm in den Laden drang. Das Splittern von Holz. Etwas fiel polternd zu Boden. Dann drangen schwere Schritte, wie von Hufen, aus dem Stockwerk über ihm. Wulf hielt den Atem an und starrte zu einer Treppe, die in den Schatten verborgen ins erste Obergeschoss führte.
Im nächsten Moment wirbelte er herum und rannte über den Scherbenteppich auf die Straße hinaus. Das grelle Tageslicht blendete ihn für eine Sekunde. Der alte Pick-up war nur ein verschwommener Schemen auf der anderen Straßenseite. Aus der Mitte der Stadt kam ein zweiter Wagen auf ihn zugerast. Als sich seine Augen an die neuen Sichtverhältnisse gewöhnt hatten, erkannte Wulf den verrosteten Ford von Murphy. Gleichzeitig wurde der Drugstore von infernalischem Gebrüll erfüllt, das die Scheibe des Schaufensters erzittern ließ. Sein Spiegelbild darin verschwamm.
Die nächsten Sekunden liefen wie ein langsamer Film in seinem Kopf ab. Er rannte zum Pick-up, wobei er stolperte, hart auf den Asphalt schlug, sich wieder aufrappelte und im nächsten Moment hinter dem großen Lenkrad des Wagens saß. Murphy hielt mit seinen Wagen neben ihm, doch Wulf deutete mit einem Schrei an, weiterzufahren. Im gleichen Moment krachte etwas durch die Schaufensterscheibe des Drugstores.
Wulf sah aus den Augenwinkeln einen schwarzen, hoch aufragenden Schatten inmitten eines silbern funkelnden Scherbenregens, hörte das Gebrüll, das mit nichts Lebendigem auf der Erde zu vergleichen war, und drückte das Gaspedal des Pick-ups bis zum Anschlag durch. Daryll wurde in den Sitz gepresst. Die Tüte, die ihm Wulf in den Schoß geworfen hatte, verschwand im Fußraum. Dann jagten sie hinter Murphys altem, klapprigen Ford die Straße entlang, aus der Stadt heraus.
Als sie sich bereits auf der weiten Ebene hinter Kagan´s Creek befanden, wurde die Stille immer noch vom Brüllen jener Kreatur erfüllt, die sich im Obergeschoss über dem Drugstore versteckt hatte.
V
Einige Meilen hinter der Stadt hielten sie die Wagen am Straßenrand an. Wulf ging zu Murphy und erkundigte sich nach dem Befinden des alten Mannes und des Mädchens. Beide wirkten erschöpft, in ihren Gesichtern stand deutlich die Angst geschrieben. Auf Murphys Stirn glänze Schweiß. Doch beide schienen in Ordnung zu sein.
Murphy stieg aus dem Ford. Neben der massigen Figur Wulfs wirkte er so schmächtig wie ein Junge. Sie starrten die Straße zurück, auf die dunkle Silhouette von Kagan´s Creek, das sich inmitten des

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