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Graues Land - Die Schreie der Toten (German Edition)

Graues Land - Die Schreie der Toten (German Edition)

Titel: Graues Land - Die Schreie der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Dissieux
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still geworden, redete kaum. Wulf war sich sicher, dass Daryll vor der Katastrophe ein ganz normaler Teenager gewesen war, der den Mädchen in seiner Schule hinterher pfiff und sich gerne Wrestling im Fernsehen ansah. Was er in den letzten beiden Wochen erlebte, hatte ihn verändert. Er war erwachsen geworden, lange bevor die Zeit dafür reif gewesen war. Erwachsen, hart und emotionslos. Manchmal hatte Wulf das Gefühl, dass sich Daryll in seine eigene Welt zurückzog. Ein kleines Fleckchen Paradies, das seinem alten Leben glich und durch nichts zerstört werden konnte. Das war seine Stärke, seine Art, mit den Geschehnissen umzugehen. Jeder von ihnen hatte seine eigene Methode; der eine effizienter als der andere. Darylls Methode bestand in der Flucht in eine Scheinwelt, die nur tief in seiner Seele existierte und unantastbar für den Rest der Welt war.
Wulf stellte sich vor, wie Daryll die tote Welt vor dem Wagenfenster mit seinen eigenen, lebhaften und farbenfrohen Erinnerungen überdeckte – wie ein Maler ein scheußliches Portrait mit eigener Phantasie übermalen würde. Wo ein abgestorbener Baum stand, sah er einen blühenden Obstgarten, der Schatten eines weit entfernten Gehöftes war ein kleines Dorf, das ein fröhliches Fest vorbereitete.
Doch Daryll überraschte ihn und gab ihm neue Rätsel auf, indem er plötzlich nach vorn deutete und Wulf dabei ansah. Scheinbar hatte er die ganze Zeit über die Welt genau so in sich aufgesogen, wie sie wirklich war – in all ihrer Scheußlichkeit. Sein kleines Paradies im Innern hielt er, zumindest für den Moment, noch verschlossen.
Wulf starrte durch die Windschutzscheibe. Durch den trüben Regenschleier war seine Sicht sehr eingeschränkt. Erst einige Sekunden später erkannte er, worauf Daryll deutete. Aus den vom Regen verschwommenen Feldern schälten sich die Umrisse einiger Häuser entlang der Straße hervor. Finstere Schatten, die wie schwarze Felsen in der Landschaft wirkten.
Er hielt den Wagen an, Murphy steuerte mit seinem Ford neben ihn und stoppte ebenfalls. Wulf drehte das Seitenfenster herunter und gab Demi ein Zeichen, das gleiche zu tun.
»Was ist das?«, fragte er Murphy über das Knattern der Motoren hinweg und deutete auf die Ansammlung dunkler Schemen, ungefähr eine Viertelmeile vor ihnen.
»Das ist kein Dorf«, antwortete der alte Mann. Er musste schreien, damit Wulf ihn verstehen konnte. »Zumindest hat es keinen Namen. Es sind nur einige Häuser und ein kleiner Gemischtwarenladen. Ich habe den Besitzer gut gekannt.«
Wulf nickte und sah nach der Tankanzeige des Pick-ups. »Was denkst du? Können wir es wagen, dort nach einem Auto zu suchen, das wir anzapfen können? Ich glaube nicht, dass ich es noch bis zum Highway schaffe.«
Murphys Gesicht nahm diesen verbissenen Ausdruck an, der ihn stets an einen Menschen erinnerte, der das Für und Wider einer Frage in seinen Gedanken durchging. »Ich denke, uns bleibt nichts anderes übrig. Ich hätte dir ohnehin bald ein Zeichen gegeben, denn meine Betsy gibt bald den Geist auf, wenn sie nichts zu trinken bekommt.«
Wulf reagierte nicht auf Murphys Scherz. Der Gedanke, inmitten der kleinen Ansiedlung von Häusern anzuhalten und Benzin aus einem verlassenen Wagen zu zapfen, gefiel ihm nicht. Der Schrecken aus Kagan´s Creek steckte ihm noch in den Gliedern und würde auch von dort so schnell nicht verschwinden. Doch es blieb ihnen keine Wahl. Die beiden alten Wagen mit ihren benzinfressenden Motoren würden es niemals bis zum Highway jenseits der Berge schaffen. Und mitten im Land ohne Benzin liegenzubleiben, erschien Wulf noch gefährlicher, als das kleine Dorf zu sichern und nach einem verlassenen Wagen zu suchen.
»Wir fahren beide in das Dorf«, verkündete er, auch wenn laut Murphys Worten die wenigen Häuser keineswegs einen eigenständigen Ort bildeten. »Sobald wir ein Auto finden, fahre ich hin, während du etwas zurückbleibst und mir Schutz gibst.«
Murphy nickte grimmig, während Demis große Augen sich an Daryll hefteten. Wulf drehte das Fenster wieder nach oben und fuhr los. Daryll bemerkte die Anspannung bei dem Hünen. Je mehr sie sich den ersten Häusern näherten, umso langsamer wurde der Wagen, bis sie letztlich mit Schrittgeschwindigkeit eine zerfallene Garage passierten. Wulf hielt erneut an und ließ seinen Blick über die Straße wandern. Insgesamt waren es fünf Häuser, die zu beiden Seiten der Straße standen. Dazu zwei Garagen aus Stein sowie eine aus Wellblech, die im

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