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Graues Land - Die Schreie der Toten (German Edition)

Graues Land - Die Schreie der Toten (German Edition)

Titel: Graues Land - Die Schreie der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Dissieux
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und scheinbar in Richtung des Busses starrten. Im Tor des Betonwalls öffnete sich eine eingelassene Tür und zwei Gestalten mit Gewehren traten heraus. Auf den Steinplatten zu beiden Seiten des Tores erschienen zwei weitere Männer, die auf die Neuankömmlinge zielten.
Wulf fuhr unbeirrt weiter, drosselte jedoch das Tempo und hielt in einer Entfernung von etwa einhundert Metern den Bus an. Plötzlich erschien ihm das Rattern des Motors im Leerlauf wie das Brüllen der Bestien, das über das Land rollte.
»Was jetzt?«, flüsterte Daryll mit dünner Stimme.
Die Männer am Tor bewegten sich nicht.
Wulf war seit ihrem Auszug aus Murphys Hütte der Anführer ihrer kleinen Gruppe. Er hatte entschieden, dass sie nach Mayfield fuhren und trug die Verantwortung für Meg. Er würde auch diesmal den ersten Schritt tun müssen, so sehr es ihm widerstrebte. Er spürte förmlich die Blicke der anderen in seinem Nacken. Er wünschte sich plötzlich, niemals sein Haus in Deep River verlassen zu haben.
»Ihr gebt mir Feuerschutz!«, hörte er sich sagen, noch ehe er über seine Worte nachdenken konnte. Er griff nach seinem Gewehr und öffnete die Tür. Doch dann hielt er inne, betrachtete das tröstliche Metall der Pumpgun in seinen Händen und legte sie auf die Ablage vor der Windschutzscheibe zurück. Er nickte Murphy zu und stieg aus, die Hände seitlich ausgestreckt.
Mit langsamen Schritten näherte er sich den Männern, die ihn reglos erwarteten. Ihre Gewehre, sowie die der Männer auf der Mauer, waren nun auf ihn gerichtet.
Wulfs Nackenhaare sträubten sich, seine Beine drohten ihren Dienst zu versagen. Ein Zittern durchlief seinen Körper, als stünde er unter Strom. Die kühle Luft, die vom Meer ins Landesinnere wehte, kam ihm plötzlich wie der eisige Atem der Hölle vor. Doch es gab kein Zurück mehr. Entweder er und seine Gefährten würden hier auf der Straße vor den Toren von Mayfield sterben oder sie würden ihr Ziel erreicht haben und dringend benötigte Hilfe in Anspruch nehmen können. Wulf war sich im Klaren darüber, wie weit entfernt diese zweite Möglichkeit im Moment für sie war. Die erste Alternative hingegen, war nur einen Steinwurf entfernt. Die schrecklichen Bilder, die in wenigen Minuten ihr Leben beenden würden, liefen wie ein grausamer Film an seinem inneren Auge vorbei. In einer Entfernung von etwa zehn Metern blieb er stehen.
Die Männer trugen staubige Militärkleidung. Die Waffen in ihren Händen wirkten sorgsam gepflegt und tödlich. Der ältere der beiden Männer, dessen Streifen ihn als Major auszeichneten, trat einen Schritt vor und betrachtete Wulf eingehend von oben bis unten. Sein Gesicht hätte durchaus freundlich wirken können, wäre nicht der harte Zug um die Mundpartie gewesen. Seine Augen waren von einem intensiven Blau.
»Wo kommen Sie her?«
Seine Stimme klang leise und müde, schien es jedoch gewohnt zu sein, Befehle zu geben.
»Wir kommen aus Devon«, antworte Wulf und war bemüht seinen Worten einen festen Klang zu verleihen.
Der Blick des Soldaten ging an ihm vorbei in Richtung des Busses. »Wie viele seid ihr? Ich kann einen alten Mann und ein Mädchen durch die Scheibe erkennen.«
»Wir sind vier … mit mir fünf. Der alte Mann, ein Mädchen, das wir auf der Fahrt hierher aufgelesen haben, und zwei Kinder.«
Der Mann richtete seine Augen wieder auf Wulf. »Keine Verletzungen?«
Wulf verneinte und blickte über die Schulter zu seiner Gruppe. »Ich verbürge mich für meine Leute. Keiner von ihnen wurde gebissen.«
»Ihr wisst also Bescheid, was die Angriffe dieser Bestien ausrichten können.«
»Wir haben es mit eigenen Augen gesehen.«
Wulf nickte und fuhr sich mit der Hand über die Augen. Die zahlreichen Gewehre, die auf ihn gerichtet waren, machten ihn nervös. Er war sich sicher, dass die Männer auf dem Wall den Befehl hatten, ihre Waffen auf den Bus zu richten.
»Wir haben keine Verletzten. Auch das Mädchen nicht.«
Der Blick des Soldaten wurde noch härter. »Was ist mit ihr? Sie haben sie unterwegs getroffen?«
»Sie stand mitten auf der Straße. Ungefähr zehn Meilen von hier.« Wulf breitete hilflos die Arme aus. »Sie schien auf dem Weg nach Mayfield zu sein. Sie spricht nicht und scheint unter Schock zu stehen. Aber sie ist definitiv nicht verletzt.«
Der Soldat nickte. Seine Züge entspannten sich. Schließlich gab er seinen Männern ein knappes Zeichen, woraufhin sich die Gewehrläufe senkten. Jedoch hielten sie ihre Waffen weiterhin so, dass sie jederzeit

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