Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)
dem
Display wurde keine Nummer angezeigt.
»Ja«,
sagte sie knapp und setzte sich auf einen großen Felsklotz.
»Frau
Dobler-Maifeld?«, fragte eine weibliche Stimme.
Aleen
zögerte. Auch wenn es nur drei Worte waren, so hatte sie dennoch den Eindruck,
diese Stimme schon einmal gehört zu haben.
»Mit
wem sprech’ ich denn?«, fragte sie zurück.
»Mit
jemandem, der es gut mit Ihnen meint«, kam es spontan zurück. »Ich glaube, es
wäre sinnvoll, wir würden uns mal treffen.«
Das
Gesagte traf sie wie ein dumpfer Hammerschlag. Wen gab es da, der mit ihr etwas
Geheimnisvolles besprechen wollte? In Gedanken checkte sie alle infrage
kommenden Frauen ab, doch da war keine, der sie einen solchen Anruf zutraute.
Und doch hatte sie das Gefühl, diese Stimme schon mal gehört zu haben. Erst vor
Kurzem. Aber wo?
»Wenn
Sie mir ein Stichwort nennen, weshalb wir dies tun sollten, können wir drüber
reden«, sagte sie unterkühlt und vermied es, sich ihre Verwunderung anmerken zu
lassen.
»Ich
sage nur Waghäusl, Mullinger und Rattinger. Reicht das, oder soll ich noch mehr
Stichworte geben?« Die Frauenstimme klang selbstbewusst und triumphierend, und
nun hatte Aleen keinen Zweifel mehr. Sie hatte diese Stimme erst am
Freitagnachmittag gehört. Ganz sicher sogar. Es war diese Frau, die plötzlich
im Flur der Hütte gestanden war und so getan hatte, als suche sie die
Landsberger Hütte.
Das war
diese Stimme, eindeutig.
Aleens
Herz schlug bis zum Hals. Ihr Blutdruck stieg.
»Ich
mache Ihnen einen gut gemeinten Vorschlag«, kam es zurück, ohne dass sie etwas
gesagt hatte. »Passen Sie gut auf, was ich Ihnen jetzt sage … «
79
Häberle hatte sich in sein
Wohnmobil zurückgezogen, um ein Glas Mineralwasser zu trinken. Er klappte den
Kühlschrank auf und stellte zufrieden fest, dass Susanne jede Menge Dosenwurst
eingelagert hatte. Wenn er allein unterwegs war, reichten ihm solche
›Notrationen‹ aus, wie er zu sagen pflegte. Wurst, Brot, Senf, Meerrettich – und
abends, wenn alles getan war, ein kühles Weizenbier. Wenn er Lust auf ein
warmes Essen hatte, konnte er in die nahegelegene Gaststätte gehen.
Er
holte den Laptop auf den Tisch herüber und loggte sich ins E-Mail-Programm ein.
Doch Linkohr hatte ihm nichts geschrieben. War auch nicht zu erwarten gewesen.
Schließlich gab es keinerlei Hinweise, die daheim zu einem schnellen
Ermittlungsergebnis führen könnten.
Häberle
rief seinen jungen Kollegen an, um ihn im persönlichen Gespräch über die
Entwicklung im Tannheimer Tal zu informieren. »Geht’s Ihnen gut?«, begann er
und brachte seinen Assistenten damit in Verlegenheit.
»Danke,
ja – warum fragen Sie?«, Linkohr zeigte sich verwundert, dass Häberle
sich nach seinem Wohlbefinden erkundigte.
»Nur
so«, brummte Häberle und sah durchs Wohnmobilfenster talabwärts in Richtung
Krinnenspitze. »Der Bär tobt momentan woanders und Ihnen sind die Hände
gebunden.«
Kurze
Pause in der Leitung. »Hände gebunden?«, stotterte Linkohr, was auf Häberle
einen seltsamen Eindruck machte, obwohl er ja nicht ahnen konnte, dass der
junge Kriminalist noch ganz unter den traumatischen Erlebnissen der vergangenen
Nacht in Schorndorf litt. »Ach so«, fand dieser wieder seine Fassung, »ja, hier
bei uns tut sich wenig. Wir haben inzwischen Mullingers Angehörige verständigt.
Seine Eltern betreiben einen Wellness-Park im Schwarzwald, irgendwo bei
Freiburg oder so. Die Nachricht muss ein herber Schock gewesen sein.«
»Habt
ihr seine Studentenbude in Geislingen schon geöffnet?«
»Wir
haben noch keinen Richter … «
»Okay,
okay«, ärgerte sich Häberle, »und was sagt die Staatsanwaltschaft?«
»Der
Bereitschaftsdienstler sieht’s eher gelassen, hab ich den Eindruck. Ich hab ihm
auch die Sache mit dem Weinkeller erklärt … «
Häberle
unterbrach ihn und frotzelte: »Kommen Sie ja nicht auf die Idee, ihm
vorzuschlagen, die Wand aufbrechen zu lassen.«
»Doch«,
kam es stolz zurück, »ich hab’s mal angedeutet. Aber mehr als die Frage, ob ich
überhaupt wüsste, was das kostet, hab ich nicht zu hören gekriegt.«
»Mein
Gott, Linkohr, wie blauäugig sind Sie eigentlich noch immer?«
»Den
Versuch war’s wert. Aber was machen denn die Kollegen aus Innsbruck?«
Häberle
lehnte sich zurück und sah, dass in seine Parzellen-Reihe ein Wohnmobil mit
holländischem Kennzeichen einrangierte.
»Die
Jungs sind mit mindestens 20 Kräften hier. Sie vernehmen jeden, der auch nur im
Entferntesten etwas
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