Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)
schon
angekommen?«
»Gerade
eben, ja. Sogar schon ins Internet eingeloggt – da
staunen Sie, was? Und sagen Sie mir jetzt bloß nicht, ich soll dringend
zurückkommen.«
»Nein,
das nicht.« Linkohr wollte seine Nachricht offenbar schnell los werden. »Wir
haben einen Anruf gekriegt. Von diesem Mullinger. Sie erinnern sich: der
Student aus Geislingen.«
»Ja,
natürlich.« Häberles Interesse stieg. »Der treibt sich doch auch hier rum,
oder?«
»Er war
bis heut’ früh auf dieser Berghütte, an der die Kollegen aus Innsbruck dran
sind.«
»Und zu der ich heut rauf will«, unterbrach ihn Häberle.
»Sollten Sie unbedingt tun«, kam Linkohrs Stimme zurück.
»Dieser Mullinger fühlt sich anscheinend nicht mehr sicher. Er hat vergangene
Nacht diese Aleen Maier-Dingsbums – Sie wissen schon, die mit dem Doppelnamen, die behauptet
hat, in ihrem Haus würd’s spuken – diese Dame aus Göppingen halt«, sprudelte es aus Linkohr
heraus, »die soll ziemlich lang vor der Hütte gestanden sein und telefoniert
haben. Mit wem und worüber, weiß er aber nicht.«
»Und wo ist dieser Mullinger jetzt?«
»Er
will sich heut von der Gruppe trennen und auf dem Höhenweg zur Landsberger
Hütte weitergehen. Liegt wohl irgendwo überm Vilsalpsee.«
»Kenn
ich«, gab Häberle rasch zurück. »Haben Sie seine Handynummer?«
»Die
Nummer war unterdrückt, und er will auch nicht zurückgerufen werden. Er will
sich aber melden, sobald er wieder im Tal ist. Das dürfte heute Abend sein. Ich
hab ihm Ihre Handynummer gegeben.«
»Warum
will der nicht angerufen werden?«, fragte Häberle ungeduldig zurück.
»Er hat
gesagt, es sei sinnlos, weil es da oben sowieso kein Funknetz gebe. Nachdem ich
ihm gesagt habe, dass jemand von uns vor Ort ist, hat er versprochen, sich mit
Ihnen in Verbindung zu setzen.«
»Wieso
eigentlich mit uns? Bisher hat er’s doch nur mit den österreichischen Kollegen
zu tun gehabt.«
»Das
müssen Sie ihn schon selbst fragen«, kam es zurück.
»Hat
der Schiss?«
»Möglicherweise – aber
weniger vor uns, als vielmehr vor dieser Hüttengesellschaft. Und vielleicht
auch vor den österreichischen Kollegen.«
55
»Und das fällt ihm jetzt erst
ein?« Chefinspektor Grantner sah vom Büro des Reuttener Bezirkspolizeikommandos
zu den Berggipfeln hinauf, während ihm Platzko eröffnete, was sich an diesem
Samstagvormittag bereits getan hatte. Sepp Obermoser, der Seilbahn-Angestellte
von der Talstation, war am frühen Morgen gekommen, um seine Aussage vom
Freitagnachmittag zu ergänzen. Ihm sei schlagartig eingefallen, dass er am
Vormittags kurz vor Betriebsbeginn beim Parkplatz der Seilbahn einen Radfahrer
gesehen habe. »Der sei wie ein Wanderer gekleidet gewesen – mit
Rucksack. Also eher nicht wie ein Radfahrer«, fasste Platzko Obermosers Angaben
zusammen. »Obermoser ist das jetzt wieder eingefallen, weil er ein solches Rad – es sei
blitzblank und rot gewesen – gestern Abend im Gebüsch am
Seilbahn-Parkplatz beim Skischulbüro gesehen hat. Heute früh war es aber
verschwunden.«
»Und
den Radler selbst, den kann er natürlich nicht beschreiben«, stellte Grantner
leicht verstimmt fest.
»Nein,
natürlich nicht. Dem Obermoser ist das alles erst hinterher auffällig
erschienen. Wie halt Zeug’n so sind.«
Wie
halt Zeugen so sind, echote es in Grantners Kopf verärgert nach. »Mein Gott,
Platzko, jetzt sind zwei Tage vergangen. Da können S’ einen solchen Hinweis
glattweg vergess’n. Rote Fahrräder gibt’s wahrscheinlich Hunderte in diesem
Tal.«
Der
junge Kollege nickte resignierend. »Die Göppinger haben angerufen. Mullinger
soll sich telefonisch bei ihnen gemeldet haben – von
der Hütte aus.«
»Mullinger?«
Grantner wandte seinen nachdenklichen Blick von den Bergen. »Wie? Der ruft in
Göppingen an?«
»Ja,
hat wohl vergangene Nacht beobachtet, wie die Frau Dobler-Maifeld vor der Hütte
telefoniert hat.«
»So?
Beobachtet? Hat er denn auch was gehört?«
»Nein.
Keinen Ton.«
»Und
was ist daran so sensationell, dass er es gleich nach Deutschland meldet, wenn
er sieht, dass eine Dame nächtens telefoniert?«
Platzko
zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Er hat nur hinterlassen, dass er jetzt
zur Landsberger Hütte weitergeht.« Der junge Kriminalist aus Innsbruck griff zu
einem Notizzettel. »Vielleicht kann ich Sie mit was anderem aufmuntern.«
Grantner gähnte. Am liebsten hätte er die ganze
Hüttenclique eingesperrt. Rein vorsorglich. »Sagen S’ mal, Platzko,
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