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Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Titel: Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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verharren und in die Stille zu lauschen. Mit ein paar vorsichtigen
Tritten würde er in wenigen Sekunden wieder das Obergeschoss erreichen.
    Gerade
dabei, den ersten Schritt zu den tiefschwarzen Konturen der Treppe zu wagen,
versetzte ihn das kurze Klicken der Haustür augenblicklich in eine
Schockstarre. Mullinger war das Entsetzen in alle Teile seines Körpers
gefahren. Vorwärts, zurück, weg, verschwinden, unsichtbar werden. Tausend Befehle
in einem einzigen Moment. Weder Geist noch Körper waren in der Lage, auf diese
panischen Widersprüche vernünftig zu reagieren. Wertvolle Sekundenbruchteile
verstrichen, während derer sich die Eingangstür langsam nach innen aufschob.
Erst jetzt hatte Mullingers Instinkt die Gewalt über alle Systeme des Körpers
an sich gerissen. Flucht. Flucht. Nichts wie weg. Der junge Mann drehte sich
blitzartig um und hechtete mit zwei Sprüngen in den Wohnraum zurück.
    Zu spät
aber, um nicht wahrgenommen zu werden. Er drückte sich zwar im Schutz der nach
innen geschwenkten Tür an die Wand. Doch mehr als ein unbedachtes, geradezu
lächerlich anmutendes Versteckspiel war das nicht.
    »Hallo,
ist da jemand?« Aleens schrille Stimme ließ darauf schließen, dass auch sie
überrascht worden war. Sie stand im Flur, gleich ums Eck.
    Sekunden
verstrichen wie halbe Ewigkeiten. Mullingers Verstand begann langsam wieder zu
arbeiten.
    »Hier ist doch jemand.« Aleen klang verunsichert. Sie
hatte aber den Mut, sich dem Wohnraum zu nähern und die Tür, die sich im
Dunkeln abzeichnete, zaghaft ganz nach innen aufzudrücken.
    Es hatte keinen Zweck mehr, sich zu verstecken, beschloss
Mullinger. »Entschuldige«, murmelte er und versuchte, so ruhig wie möglich zu
wirken, obwohl ihn die innere Panik übermannt hatte. Er wusste nicht mehr,
wohin er seine Taschenlampe gesteckt hatte. »Ich bin’s ich, ich, der Jonas,
Jonas Mullinger«, stammelte er und kam um die offene Tür herum.
    Die beiden Personen standen sich als schwarze Schatten
gegenüber.
    »Was
treibst du dich hier unten rum?«, fragte Aleen jetzt schon wieder gefasster und
energisch. »Ich … « Mullinger schluckte. »Ich hab Durst. Ich hab was Trinkbares
gesucht.«
    »Hier?«
Aleens Zweifel waren unüberhörbar. »Weißt du nicht, dass der Kühlschrank da
drüben in der Küche steht?«
    »Doch,
doch. Jetzt, wo du’s sagst, schon, ja.« Er wusste, dass er jetzt selbstbewusst
auftreten musste, obwohl ihm dies angesichts des rasenden Pulses schwerfiel.
»Ich bin zu Tode erschrocken, als die Haustür aufgegangen ist.«
    »Entschuldige«,
sagte sie überlegen, »aber in einer Berghütte musst du immer damit rechnen,
dass nachts mal einer rausgeht.«
    »Okay«,
zeigte sich Mullinger über ihre Gelassenheit erleichtert, »aber ich hab hier
unten mit niemandem gerechnet«, log er. »Denn die Toiletten sind doch oben.«
    »Wenn
man nicht schlafen kann, wirken ein paar Atemzüge frische Bergluft manchmal
Wunder«, erwiderte sie. »Solltest du auch mal probieren, wenn’s dir da oben zu
stickig ist.«
    »Du
bist da draußen gewesen?«, täuschte er Verwunderung vor. »Ganz allein? In
dieser stockfinsteren Nacht. Hast du keine Angst?«
    »Angst?«
Sie sprach das Wort so aus, als sei es für sie völlig fremd. »Angst vor wem
denn? Hier oben? Hier gibt es keine Verbrecher.« Sie wirkte jetzt entspannt.
»Jonas, du solltest dich freimachen von den Bürden, die dir der Alltag
auferlegt. Entspann dich. Hier oben brauchst du keine Angst zu haben. Auch
nicht, wenn dich des Nachts mal seltsame Geräusche umgeben.«
    Mullinger
roch ihr herbes Parfüm, das ihm bereits am Nachmittag so angenehm in die Nase
gestiegen war.
    »Und
jetzt komm einfach wieder mit hoch.« Es klang wie eine Aufforderung, geradezu
erotisch. Dass er ihr in der Finsternis folgte, ohne zuvor noch den angeblichen
Durst zu löschen, hatte er völlig übersehen. Aleen hingegen nahm es durchaus
zur Kenntnis.

54
     
    Wieder ein Wochenende, an dem
Häberles Ehefrau Susanne auf die traute Zweisamkeit verzichten musste. Zwar
hatte er ihr vorgeschlagen, ihn zu dieser dienstlich genehmigten Reise im
privaten Wohnmobil zu begleiten. Doch so gern Susanne in ihr geliebtes
Tannheimer Tal gekommen wäre, hatte sie es dennoch vorgezogen, ihn bei seinen
Ermittlungen allein zu lassen. Sie wusste, dass solche Einsätze sehr
zeitaufwendig waren und August dann gern von einer Vernehmung zur nächsten
hetzte, um vor Ort möglichst viele Erkenntnisse zu gewinnen. Er hatte sich
vorgenommen, auf dem

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