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Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Titel: Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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Campingplatz in Grän als alleinstehender Rentner
aufzutreten, der gern große Wandertouren unternahm. Die Personen, die er dabei
genauer unter die Lupe nehmen wollte, waren ihm von Grantner geschildert
worden.
    Häberle
war in Urlaubslaune, als er mit dem kleinen weißen Wohnmobil, das inzwischen
schon zwölf Jahre auf dem Buckel hatte, über die A7 dem Alpenpanorama entgegen
fuhr. An diesem Sonntag war wenig Verkehr, sodass er mit dem 130-PS-Motor zügig
vorankam, obwohl der Alkoven über der Fahrerkabine aerodynamisch wie ein
Kleiderschrank im Wind stand.
    Jedes
Mal, wenn er in die Berge fuhr, beflügelte ihn der Anblick der Alpenkette, die
sich bei einigermaßen klarer Witterung schon ab dem Rasthaus ›Allgäuer Tor‹ im
dunstigen Blau des Horizonts abhob. Allerdings lagen heute bereits dicke
Quellwolken über ihr.
    Susanne
hatte ihm das Notwendigste in den Wagen gepackt. Wenn es sein musste, konnte
sich Häberle einige Tage aus Dosenvorräten versorgen. Außerdem hatte er 110
Liter Frischwasser dabei und auch genügend Wasser für die Toilettenspülung.
Häberle liebte es, auf diese Weise autark zu sein. Allerdings hatten es die
Politiker wieder einmal geschafft, den Menschen auch diese kleine Freude zu
vergällen. Seit diese Umweltzonen eingerichtet waren, mit denen Deutschland im
Alleingang glaubte, die Welt vor dem klimatischen Untergang zu retten, waren
Wohnmobile wie das seine von vielen Städten ausgesperrt worden. Die
Dieselmotoren, noch vor zwölf Jahren so gepriesen, als käme astreines Kölnisch
Wasser aus den Auspuffrohren, galten inzwischen als ›Stinker‹, die – wenn
überhaupt – allenfalls eine rote Umweltplakette erhielten. Falls nachgerüstet
werden konnte, um einen grünen Aufkleber zu erhalten, war dies sündhaft teuer,
hatte Häberle festgestellt. Auch jetzt, als er an diesen deutschen
›Aktionismus‹ denken musste, wie er es jedes Mal bezeichnete, überkam ihn der
blanke Zorn über diese hirnrissige Umweltaktion, die nichts weiter war, als
eine gigantische Vernichtung von Volksvermögen: Anstatt die Altfahrzeuge zu
dulden, wurden beispielsweise auch kleine Handwerker gezwungen, sich neue
Klein-Lkws anzuschaffen, um überhaupt noch zur Kundschaft in den Umweltzonen
gelangen zu können. Gleichermaßen davon betroffen waren die Besitzer von
Wohnmobilen, deren Basisfahrzeuge aus solchen Klein-Lkws bestanden. Aber wer
konnte es sich schon leisten, alle paar Jahre ein neues Wohnmobil zu kaufen?
Die meisten wurden über Jahrzehnte hinweg genutzt und stellten gewiss mit ihrer
vergleichsweise geringen Kilometerleistung keine Gefahr fürs globale Klima dar.
Zumindest nicht gemessen an dem, was aus Industrieschornsteinen schlotete, was
der millionenfache Schwerlastverkehr in die Luft blies oder gar Ozeanriesen in
die Atmosphäre jagten. Im Übrigen hatte Häberle erst jüngst gelesen, dass
sogenannte Umweltzonen die Luft in den Städten nicht wirklich verbesserten. Und
als er neulich einen Franzosen gefragt hatte, wie er’s denn mit diesen
Plaketten halte, war er nur auf ein mitleidiges Lächeln gestoßen. Das gesamte
EU-Ausland, so Häberles Eindruck, belächelte die Deutschen ob ihres
bürokratischen Aktionismus mal wieder.
    Häberle
wollte sich aber die Urlaubslaune nicht verderben lassen, auch wenn er
dienstlich unterwegs war. Häberle verließ die A7 bei Oy und folgte auf der
Landstraße der Beschilderung in Richtung Schattwald. Die Ausläufer der Alpen
ragten jetzt vor ihm majestätisch in die Höhe. Vorbei am Oberjoch-Pass, von dem
aus es nach Hindelang und Oberstdorf hinabging, steuerte Häberle in weiten
Bögen auf die österreichische Staatsgrenze zu, die heute nur noch an den
Hinweisschildern zu erkennen ist. Wenig später tat sich das beschauliche
Tannheimer Tal auf, das sich vielen Touristen zunächst mit einer
Esso-Tankstelle präsentierte, vor deren Zapfsäulen ob der bisweilen günstigeren
Spritpreise manchmal Dutzende Autofahrer geduldig warteten. Dass es diesmal
nicht so war, lag an den österreichischen Kraftstoffpreisen, die sich jenen in
Deutschland angeglichen hatten, wo das Kartellamt für die regelmäßigen
Preissprünge der vier großen Ölmultis allergrößtes Verständnis aufbrachte.
Angeblich, so hatte es gerade erst in den Radionachrichten geheißen, sei sehr
wohl nachvollziehbar, weshalb sie alle gleichzeitig zu demselben, natürlich
knapp und scharf errechnetem betriebswirtschaftlich kalkulierten Literpreis
gelangten. Einige Politiker hatten sich zwar dafür

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