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Grayday

Grayday

Titel: Grayday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hari Kunzru
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stimmig war.

L aut Guy Swift: Die Mission, einer Zusammenfassung von Zielen und Idealen, die er als A5-Dokument in Spiralbindung zu verteilen bisweilen Gelegenheit fand, »geschieht die Zukunft heute, und in der heutigen sich rasch bewegenden Zukunft ist der schlechteste Ort, um Geschäfte zu machen, die Vergangenheit. Ich versuche Mehrwert zu schaffen, indem ich auf der Welle der Innovation surfe. Ich werde mein Ziel erreichen.« Ihm hatte immer der skywalkerhafte Ton des letzten Satzes gefallen, und die Macht war in der Tat auf der Seite von Guy Swift: Die Mission gewesen. Als geschriebener Text hatte sie ihrem Autor geholfen, Verträge zu bekommen und seine Autorität bei neuen Klienten durchzusetzen. In einem Seminar hatte der Text sogar einmal zu Sex mit einer McKinsey-Expertin geführt, die wie verrückt auf PowerPoint-Multimediapräsentationen abfuhr. In drei kurzen Jahren hatte Guy Tomorrow* zu einer Agentur mit internationalem Profil gemacht. Guy Swift: Die Mission hatte bei diesem Erfolg zweifellos eine Rolle gespielt.
    Tomorrow* war, wie er gern sagte, anders als andere Agenturen. Sie erzielte

    RESULTATE*

    In seiner glänzenden Karriere hatte Guy Bewusstsein gesteigert, Visionen vermittelt, greifbare Produkterfahrungen herbeigeführt und Manager auf inspirierende visuelle Reisen mitgenommen. Er hatte Führungspositionen gestärkt und als Projektleiter die Generation innovativer Einzelhandelsexistenzen gemanagt. Seine Neupositionierungsstrategien spiegelten die Breite und das Prestige großer Portefeuilles wider. Seine Kommunikationsförderung stach von der Masse ab. Einnehmend und einflussreich, waren seine Strategien einige Jahre lang in einem weit gefächerten Spektrum durchweg stimmig, geschlossen und effektiv gewesen.
    Im Kern von Guy Swift: Die Mission steckte eine Philosophie (oder wie Guy es lieber ausdrückte, eine »Richtung«), die er aus dem Studium der großen Meister des Marketings herausgefiltert hatte. Er nannte sie TBM, was für Total Brand Mutability stand. In seinen Zwanzigern hatte er sich ein bisschen im Jugendsektor getummelt und der Agentur, für die er arbeitete, dabei geholfen, das bekannte CAR-Dreieck zu entwickeln, dessen drei Ecken von Cool, Attitude (Haltung) und Revolution gebildet wurden. Nachdem mit seiner Hilfe eine unbekannte Menge Sportschuhe, Alcopops, Spielkonsolen und Snowboard-Ferien an CAR-süchtige Unterdreißigjährige in England und Festland-Europa verkauft worden war, war ihm etwas widerfahren, das er als seine persönliche Epiphanie beschrieb, nämlich die Erkenntnis bei einer Vollmondparty in Thailand, dass seine Zukunft in der Wissenschaft der »unauslöschlichen Markenbindung« lag, der großen Sehnsucht, wie er es in Die Mission formulierte, »das emotionale Magma, das aus dem Inneren des Planeten Marke rinnt«, nutzbar zu machen. »Die Menschen sind gesellig«, erinnerte er seine Klienten in Auftragskonferenzen. »Wir haben Beziehungen nötig. Eine Marke ist die perfekte Möglichkeit, zueinander zu kommen. Menschlicher Input schafft Bewusstsein und schürft in der Marke nach Emotionen. Faktisch ist es so: Je mehr wir die Marke lieben, desto mächtiger wird sie.«
    Für Guy war Liebe die Botschaft. Liebe die Marke und halte dich immer am Ausgang der Kurve. Große Teile von Die Mission widmeten sich dem Wesen dieser Kurve und der grundlegenden Wichtigkeit, ihr gegenüber eine Vorausposition einzunehmen. Dennoch ließen die achthundert messerscharfen Wörter des Dokuments samt Hokusais Welle als Vorsatzgraphik vieles ungesagt, was Guy Swifts persönliches Verhältnis zur Zukunft betraf. An bestimmten Orten – auf Laufbändern, bei Messen, in Auto-Präsentationsräumen – hatte er das Gefühl, sie sei physisch mit ihm verbunden, als fließe mittels eines unerklärlichen Mechanismus, eines außerirdischen Flimmerns, einer pulsierenden Energie Zukünftigkeit zurück in seinen Körper. Unterwegs, sagen wir mal, zur Senator Lounge in Schiphol setzte er ein, dieser chemische Auftrieb, der stärker wurde, wenn er die Abfertigung passierte, und zu voller Präsenz erblühte, wenn er durch das massive Portal des Metalldetektors das Zauberreich von TV-Monitoren und internationalen Waren betrat. Umgeben von Menschen, die unterwegs zu anderen Orten waren, fühlte er sich in das gleichmäßige Licht und die neutralen Farben einer Gegenwart eingesponnen, die ihre eigene Vorläufigkeit, ihren Status als Nicht-Zielort kundzutun schien. Dann war es Zeit, Dinge in die Hand

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