Green Franchising
wir das Beispiel gesunde, biologische Kost. Noch vor einigen Jahren waren häufige spontane Äußerungen: »Schmeckt nicht«, »macht nicht satt«, »ist nichts für Männer«, »fade« und »Gibt es auch etwas Richtiges zu essen?« Natürlich gibt es solche Einstellungen auch heute noch, aber das Bild hat sich doch stark gewandelt. Bedingt durch diverse Lebensmittelskandale und Aufklärungskampagnen für eine bessere Ernährung, aber auch einen freudvolleren Umgang mit gesunder Kost sowie durch interessante Gastronomiebeispiele entwickelte sich eine neue Haltung. So zeigt »Die Nestlé Studie 2011 – So is(s)t Deutschland«, dass es vermehrt eine Tendenz zum Kauf von Produkten aus der Region gibt – sogar noch vor Bio-Produkten. Demnach kaufen 37 Prozent der Bevölkerung regelmäßig und weitere 44 Prozent gelegentlich Produkte aus der Region. Bio-Produkte hingegen werden von 13 Prozent regelmäßig und von weiteren 32 Prozent gelegentlich gekauft. Der Bedeutungsunterschied zwischen »Regionalität« und »Bio« war dabei für die Verbraucher/innen: »Beim Kauf von Bio-Produkten folgt der Verbraucher eher einem selbstbezogenen Motiv, wie, dass sie gut für die eigene Gesundheit sind. Regional steht im Gegensatz dazu für den Verbraucher für eine Bandbreite an Themen wie Frische, Förderung der lokalen Wirtschaft, kurze Lieferwege und Wissen um die Herkunft der Produkte – und somit auch für Dimensionen eines nachhaltigen Wirtschaftens.« Diese Aussage entstammt der vorgenannten Studie basierend auf gut 10.000 Befragungen, die vom Institut für Demoskopie Allensbach, der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK), Ipsos Deutschland sowie IconKids & Youth durchgeführt wurden. 51
Diesen Bewusstseinsprozess und die Herausbildung der LOHAS (Lifestyle of Health and Sustainability) der Anspruchsgruppe, die ihren Lebensstil gesundheitsbewusst und nachhaltig führen möchte, beschrieb im Jahr 2000 erstmals der Soziologe Paul Ray in dem Buch »The Cultural Creatives: How 50 Million Are Changing The World«. Zusammen mit der Psychologin Sherry Ruth Anderson hatte Ray über 13 Jahre lang mehr als 100.000 Amerikaner/innen zu ihren Werten und ihrer Art zu leben befragt und herausgefunden, dass sich ein neues Lebensgefühl etabliert. 52 Heute hat man das Marktpotenzial entdeckt, das allein in den USA auf über 290 Milliarden US-Dollar geschätzt wird (www.lohas.com) . Auch im deutschsprachigen Raum hat sich die Szene durchgesetzt und verspricht einen interessanten Markt. Es gibt LOHAS-Foren, -Websites, -Blogs, -Journale, -Hotels und vieles mehr. Und selbstverständlich ebenso kuriose Blüten, die sich in unserer vernetzten und wehrhaften Welt auch entsprechender Kritik ausgesetzt sehen.
Aber bis sich dieser Markt so entwickelt hat, sind einige Pioniere mit interessanten Geschäftsideen gescheitert, wie z. B. ein Ernährungskonzept in der Schweiz, das bereits von knapp 20 Jahren gesunde Kost in Verbindung mit Kochkursen und bequemer Einkaufslösung bot. Letzteres wurde so gelöst, dass die Zutaten für ein Gericht bereits zusammengestellt bei verschiedenen Detailhändlern erhältlich waren. Eine gute Idee, die nicht nur zu einer gesünderen Ernährung beitragen sollte, sondern zudem bequem war und das Kochen als soziales Event fördern sollte. Das Ganze wurde noch begleitet von einem bekannten Mediziner, der dem Gesundheitspart die nötige Seriosität gab. Aber damit waren sie ihrer Zeit zu weit voraus. Die Trends Convenience und Healthstyle waren nur zu ahnen. Heute gibt es solche Konzepte, darunter ein sehr erfolgreiches namens »Kochhaus« ( www.kochhaus.de ), das »begehbare Rezeptbuch«, das gerade erst mit dem Deutschen Gründerpreis geehrt wurde. 2010 gestartet und nach der Eröffnung der ersten drei eigenen »Kochhäuser« in Berlin und Hamburg planen sie nun ihre weitere Expansion auch per Franchising.
Zur nachhaltigen Entwicklung eines Greenfranchise-Systems gehört wie beim Klassischen Franchising eine entsprechende Erprobungsphase. In ihr wird das getestet, was in der im ersten Kapitel erwähnten SWOT-Analyse an Chancen und Risiken in Verbindung mit Stärken und Schwächen des Unternehmens herausgearbeitet wurde. Der grundlegende »Fahrplan« für das Franchise-Konzept muss sich in eigens geführten Betrieben beweisen. Auch dafür braucht es nachhaltig aufgesetzte Ziele, die so definiert sind, dass daraus abgelesen werden kann, welche Zeitdauer ein Betrieb auf der »grünen Wiese« braucht, um in die Erfolgs- und
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