Green Franchising
strategischen Überlegungen (Effizienz/Reduzierung, Konsistenz/Effektivität, Suffizienz/Verhaltensänderung) sind dabei für Sie besonders wichtig?
Effizienzsteigerung
Starten wir mit dem Blick nach innen, in das Franchise-System hinein. Die Effizienz, also die Wirtschaftlichkeit, kennzeichnet den Wirkungsgrad des wirtschaftlichen Handelns. Wirtschaftlichkeit und Profitabilität des Unternehmens müssen auch im Greenfranchising streng beobachtet und kontrolliert werden. Hierbei geht es jedoch nicht, wie im Klassischen Franchising, um einen reinen Controllingblick unter Effizienzgesichtspunkten. Es ist nicht das Ziel, die Effizienz der einzelnen Komponenten eines Systems auf ein Höchstmaß zu steigern. Stattdessen soll ein nachhaltig aufgestelltes und effizientes Gesamtsystem geschaffen werden. Wir nutzen dafür in der Praxis mit unseren Kunden und Kundinnen unsere Greenfranchise Balanced Scorecard.
Abbildung 21: Franchise-Denkwerkzeug – Greenfranchise Balanced Scorecard
Eine Effizienzsteigerung darf dabei nicht auf Kosten dieser drei Anspruchsbereiche realisiert werden. Denn ökologische, kulturelle oder soziale Maßnahmen können bemerkenswerte und nachhaltige Wirkungen auf die ökonomischen Ergebnisse erzeugen. Sowohl vorhandene Kosten können dadurch reduziert als auch neue Umsatzquellen erschlossen werden. Eine ganzheitliche Auswertung der vier Bereiche ist deshalb obligatorisch. Näheres hierzu lesen Sie auch später unter der Überschrift Nachhaltigkeits-Controlling. Greenfranchise-Systeme betrachten das gesamte Unternehmen ganzheitlich mit einer Vier-Facetten-Brille. Sie ziehen also Kosten und Nutzen der ökologischen, kulturellen und sozialen Bereiche in ihre ökonomische Gesamtbetrachtung mit ein. Ausgaben und Einnahmen aus diesen Bereichen erscheinen in der Nachhaltigkeits-Bilanz des Unternehmens. Zudem wird die Zeitachse anders gewichtet. Klassische ökonomische Maßnahmen werden oft kurzfristig festgelegt und können schnell gesteigert oder reduziert werden. Der Ankauf von Waren, die Anmietung von Firmenfahrzeugen oder auch die Anzahl von Meetings können ziemlich variabel und zeitnah reguliert und verfolgt werden. Anders und schwieriger ist dies im Bereich der ökologischen, kulturellen oder sozialen Nachhaltigkeit. Hier gibt es eine Zweiteilung. Es gibt Bereiche, die sich zeitnah leicht messen, dokumentieren und abbilden lassen. Wir sehen das an den »Grünen Zahlen« von ETL Franchise, der Steuerberatung für Franchise-Systeme. Eine Beispieltabelle von ETL haben wir hier im Buch mit abgebildet. ETL empfiehlt z. B., Folgendes zu messen: den Stromverbrauch, den Anteil des Stroms, der aus regenerativen Energien gewonnen wird, den Heizöl- und Gasverbrauch, den Wasser- sowie den Abwasserverbrauch, die Menge der entsorgten Gefahrenstoffe, von Wertstoffen und Restmüll und des verwendeten Papiers. Und dies alles über das gesamte Franchise-System hinweg (das heißt sowohl bei der Franchise-Zentrale als auch in gleicher Weise bei allen Franchise-Nehmern und -Nehmerinnen). Soziale Faktoren (wie Krankheits- und Fehltage sowie die Fluktuation von Mitarbeitenden) können in den Nachhaltigkeits-Kennzahlen ebenfalls mit erfasst werden.
Wesentlich schwieriger wird es in der Messung nach außen, über das Franchise-System hinaus. Hier geht es um die Nachhaltigkeitsbilanz Ihrer Zulieferer. Das Hauptproblem ist dabei die Datenbeschaffung. Wie können Sie an Informationen über Ihre Zulieferer und deren ökologische, kulturelle und soziale Nachhaltigkeit kommen? Freiwillig meist nie. Auch hier geht es darum, ein gemeinsames Bewusstsein und eine gemeinsame Wertebasis aufzubauen und zu etablieren. Eine gute Möglichkeit, um mehr Transparenz in die ökonomische Nachhaltigkeit zu bekommen, bietet die gemeinsame Zertifizierung durch ein unabhängiges Institut sowie die Nutzung gemeinsamer Gütesiegel von unabhängigen Prüfstellen.
Ein weiteres Problem besteht darin, eine Nachhaltigkeitsbilanz Ihres wirtschaftlichen Handelns über die Landesgrenzen hinaus sicherzustellen. Wenn Sie z. B. Rohstoffe oder Fertigprodukte aus fernen Ländern beziehen, wie stellen Sie dann sicher, dass diese zu fairen Bedingungen und nicht zulasten der Menschen oder der Umwelt produziert wurden?
Außerdem sind letztendlich die Zeitintervalle in den Bereichen Ökologie, Kultur und Soziales größer, besonders wenn es um positive Entwicklungsprojekte geht. Es dauert in der Regel länger, bis sich mit solchen Projekte deutliche Wirkungen
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