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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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Gelegenheit ausschla
gen zu erproben, wie gut gewisse Leute wirklich wa
ren. Da die Streithähne Paragone waren, verliefen die
Duelle nahezu immer harmlos und forderten nur sel
ten den Einsatz der Regenerationsmaschine, die der
Wirt hinter dem Haus hatte aufstellen lassen – nur
für alle Fälle.
Im Laden herrschte Hochbetrieb, als Lewis Todt
steltzer eintrat, obwohl es noch früher Nachmittag
war. Die Luft war dick von Rauch und umfassender
Jovialität, und der Lärm war ohrenbetäubend. Je
mand hatte ein Pokerspiel begonnen, und jemand an
deres verfluchte lautstark, dass er auf der Verlierer
straße war. Eine Frau tanzte auf einem Tisch und zog
sich dabei unter allgemeinem Beifall langsam aus.
Ein Paragon erstellte ein Wandgemälde. Ein weiterer
pinkelte auf den Flur. In einer Ecke trug eine Gruppe
ein derbes Trinklied vor, während eine andere Grup
pe davor hin und her wankte und sich dabei liebevoll
einbildete zu tanzen. Die Paragone, die Gerechtigkeit
des Königs, die Besten der Besten, völlig zugeknallt
und doppelt so nutzlos. Lewis dachte über den Scha
den nach, den ein Terrorist hätte anrichten können,
indem er einfach eine Granate durch die Tür warf
und dann wie der Teufel Reißaus nahm, und ent
schied, dass er solche Gedanken besser mied. Er war
überzeugt, dass jemand aufpasste. Irgendwo.
Lewis blieb unmittelbar hinter dem Eingang ste
hen und sah sich um. Niemand schenkte ihm nen
nenswerte Aufmerksamkeit, nicht mal in seiner spe
ziellen schwarzen Lederrüstung. Tatsächlich befand
er sich hier wahrscheinlich an einem der wenigen
Orte, den er aufsuchen konnte, ohne dass gleich Leu
te auf ihn zutraten und um ihn herumscharwenzelten.
Hier war er einfach ein Paragon wie alle anderen.
Oder eher, er wäre es früher noch gewesen. Jetzt war
er Champion des Königs, ob es ihm gefiel oder nicht.
Lewis verbannte diese Vorstellung gezielt und schob
sich langsam durch die gedrängt stehende Menge,
wobei er Kurs auf ein bekanntes Gesicht nahm, das
er an der Theke entdeckt hatte.
Er brauchte die Gesellschaft von Freunden und
Kollegen. Von Menschen, mit denen er reden konnte.
Menschen, die ihn verstehen würden.
Veronika Mae Grausam war Paragon von Tiger
berg, einem Grenzplaneten, der berühmt dafür war,
dass man auf ihm weder Berge noch irgendetwas
vorfand, was auch nur entfernt einem Tiger ähnelte.
Sie lehnte an der Bar, hielt ein großes Glas in der
Hand und hielt Hof für eine Gruppe gut aussehender
und wohlerzogener junger Männer, die an jedem ih
rer Worte hingen und lauthals über Witze lachten, die
sie nicht einmal hätten verstehen dürfen, wenn sie
tatsächlich so wohlerzogen waren, wie sie den An
schein erweckten. Tatsächlich demonstrierte einer
von ihnen gerade, wie er einen Teil seiner Anatomie
als Sektquirl benutzen konnte. Veronika Mae sah
Lewis näher kommen, brüllte seinen Namen durch
all den Lärm und forderte ihn mit einladendem Wink
auf, sich zu ihr zu gesellen. Die gut aussehenden
jungen Männer machten widerstrebend neben ihrer
Heldin Platz für ihn, und sie beugte sich prekär von
ihrem Hocker, um ihn lautstark auf beide Wangen zu
küssen.
»Na, sieh mal einer an, wen wir da haben! Lewis,
den verdammten Todtsteltzer in seiner ganzen üblen
Pracht! Lewis … setz dich zu mir und nimm etliche
Getränke. Einer dieser Jungs wird sie bezahlen. Vor
ausgesetzt, sie wissen, was gut für sie ist. Gute
Jungs, gute Jungs … mit einem so ausgezeichneten
Geschmack! Habt ihr sämtliche Autogramme, die ihr
wolltet, Jungs? Ich unterzeichne alles, einschließlich
Körperteile.« Sie nahm einen durstigen Schluck aus
dem hohen Glas und blinzelte Lewis eulenhaft an,
ohne sich um den Schaum auf der eigenen Oberlippe
zu kümmern. »Ich liebe das schwarze Leder, Lewis.
Das sieht so nach dir aus! Möchtest du meine Pier
cings sehen?«
Lewis gestattete einem ihrer Groupies, ihm ein
kaltes Bier zu kaufen, und setzte sich Veronika Mae
gegenüber. Die übrigen Groupies rückten so nahe
heran, wie sie konnten, um zu unterstreichen, dass
sie sich keinesfalls aus dem Gespräch aussperren lie
ßen. Veronika Mae zeigte mit den blassrosa Lippen
ein nachlässiges Lächeln; sie war mittelgroß und
mehr als nur ein bisschen stämmig und hatte ein brei
tes Gesicht unter einem dichten goldenen Locken
schopf, der gehalten wurde von einer großen, schlaf
fen Schottenmütze. Es lag mehr als zwanzig Jahre
zurück, dass sie ihren Heimatplaneten Neukaliban
verlassen

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