Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe
Killern mangelt. Der lebende
Beweis dafür, dass sein Heimatplanet kein intelligen
tes Leben beherbergt. Wo liegt das Problem, Toby?«
»Er ist es«, antwortete der Schläger und deutete
mit dem zotteligen Haupt auf Finn. »Ich traue ihm
nicht! Mir ist egal, was er sagt oder was Ihr sagt;
einmal Paragon, immer Paragon. Hier muss irgend
ein Trick vorliegen, eine Falle; es muss einfach. Und
falls die anderen zu dumm oder zu habgierig sind,
um das zu erkennen – ich bin es jedenfalls nicht! Ihr
hättet ihn nicht herbringen dürfen, Brett. Ich dachte,
Ihr hättet mehr Verstand. Jetzt geht mir aus dem
Weg. Ihr werdet mir später alle dafür danken. Sagt
Lebewohl, Durandal. Ihr seid ein toter Mann!«
Seine Hand zuckte vor und hielt plötzlich eine
lange glänzende Klinge mit einer bösartig gezackten
Schneide. Finn bewegte nur leicht die Hand, und Ro
se Konstantin sprang von ihrem Stuhl in einer Ecke
auf, wo sie schon so lange still und schweigsam saß,
dass alle sie vergessen hatten. Toby wollte sich um
drehen, aber sie war schon über ihm. Ihr Schwert
fuhr blitzschnell durch die Luft und grub sich tief in
seinen Hals, und die Wucht des Hiebes warf ihn auf
die Knie. Er schrie einmal auf, die Augen groß vor
Schreck und Schmerzen, während ihm das Blut über
die Schulter und die wogende Brust lief. Rose stützte
den Fuß an seiner Schulter ab und riss das Schwert
heraus. Toby ächzte, ein tiefer hilfloser Laut wie von
einer Kuh im Schlachthaus. Rose holte erneut aus,
und das Schwert durchtrennte den Hals sauber. Der
Kopf rollte über den Fußboden zu den übrigen Lock
spitzeln hinüber, die wie erschrockene Vögel mit
Entsetzensschreien auseinander liefen. Der Kopf
blinzelte noch, und der Mund klappte lautlos auf und
zu. Der kopflose Rumpf plumpste auf die Brust und
rührte sich nicht mehr. Rose seufzte glücklich.
Entsetzte Stille breitete sich im Raum aus. Finn
trat aus der Nische hervor und bedachte alle mit ei
nem charmanten Lächeln.
»Man muss streng, aber auch bestimmt sein«, ver
kündete er.
»Ich möchte nach Hause«, sagte Brett unter dem
Tisch hervor.
Aber sie hatten noch einen abschließenden Besuch
zu machen, nämlich bei Dr. Glücklich in seinem sa
genumwobenen unterirdischen Kabinett des Ge
stanks und der Düfte. Man erreichte es nur, wenn
man durch eine Falltür stieg und dann vorsichtig ei
nem unterirdischen Gang mit schwefelverschmierten
Mauern folgte, der eine Heimstätte bildete für viel zu
viele Ratten und andere kleine, herumhuschende
Dinge; schließlich musste der Besucher noch eine
Reihe von Schlössern modernsten Zuschnitts über
winden. Dr. Glücklich war kein echter Mediziner,
soweit irgend jemand wusste, aber er verstand sich
ganz gewiss auf seine Chemie. Was immer man
brauchte oder zu brauchen glaubte, Dr. Glücklich
hatte das Heilmittel für die Gebrechen, an denen man
litt: Liebestrünke und Kampfdrogen, Gedankenbeu
ger und Seelenzerstörer. Vom Erhabenen bis zum
Selbstmörderischen, von Erleichterung fürs Herz bis
zu Trunken, die die Tore der Wahrnehmung sauber
aus den Angeln rissen – Dr. Glücklich konnte einem
weiterhelfen.
Brett blickte sich interessiert um, während er Finn
und Rose in das Labor des guten Doktors folgte. Er
hatte sich die Preise des Doktors, die reinen Wucher
noch überstiegen, nie leisten können, und war neu
gierig zu sehen, ob die ganzen Gerüchte zutrafen. Es
juckte ihn in den Fingern, etwas zu stehlen. Irgend
etwas.
Das Labor war ein langer einzelner Raum, aus
dem massiven Fels geschnitten, auf dem die Stadt
ruhte. Die nackten Wände verschwanden weitgehend
unter anscheinend kilometerlangen durchsichtigen
Schläuchen, die mit Klammern am Felsgestein hingen
und von bunten Flüssigkeiten pulsierten, die durch sie
flossen. Tische ächzten unter der Last der allermo
dernsten wissenschaftlichen Apparate, ein Teil davon
direkt von der Entwicklungsbank irgendeines armen
Trottels, der es wahrscheinlich noch gar nicht ver
misste. Dr. Glücklich fiel es nie schwer, das zu be
kommen, was er wollte, ob der Preis sich nun auf
Kredits belief oder auf Naturalien. Hier fand man
Computer, Genspleißer, Rekombinationskammern
kombinationskammern und einen riesigen begehba
ren Kühlschrank, der von oben bis unten vollgepackt
war mit alchemistischer Magie.
Der Doktor selbst war fast unmöglich groß und
gertenschlank, eine spindeldürre Vogelscheuche in
fleckigem und rissigem, weißem Laborkittel; er hatte
ein
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