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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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langes dünnes Gesicht mit Glubschaugen und ein
krass beunruhigendes, zähnebleckendes Lächeln, all
das unter einem Schopf weißer Haare, die seitlich
abstanden. Der Mann kicherte viel und kaute auf den
Fingernägeln, wenn er nervös wurde. Die Augäpfel
waren uringelb, und die Zähne sahen nicht viel bes
ser aus. Er roch stark nach irgendwas – Brett wusste
nicht recht, was das war, tat aber für alle Fälle sein
Bestes, um auf der windzugewandten Seite des Dok
tors zu bleiben. Der gute Doktor wippte glücklich
neben Finn her, während sie durch den Raum spa
zierten, und wies dabei wie ein stolzer Vater auf sei
ne verschiedenen Produkte und Prozesse hin.
    »Was für eine Freude, Euch hier zu empfangen,
Sir Durandal! Ja, eine solche Freude! Ich habe so viel
von Euch gehört. Man bekommt Dinge zu hören,
wisst Ihr, selbst so tief unter der Erde. Fasst das nicht
an, Brett. Ich wusste, dass Ihr mich letztlich aufsu
chen würdet, Sir Durandal. Jeder tut das, wisst Ihr?
Jeder! Oh, Ihr wärt überrascht, wen ich meinerzeit
schon alles hier empfangen habe … Denn ich habe
hier alles, seht Ihr? Sachen, aus denen Träume ge
strickt sind … als Pillen und in flüssiger Form. Fasst
das nicht an, Brett. Ich habe hier Trünke, die einen
Mann vor Lust rasend machen oder einem Elefanten
zu Haarwuchs verhelfen. Ich kann vernünftige Men
schen um den Verstand bringen und die Verrückten
heilen. Die Blinden sehend machen und die Tauben
hörend, und ich kann einen Lahmen dazu bringen,
sein Bett aufzuheben und zu gehen, selbst wenn er
kein Bett dabeihatte, als er zu mir kam! Ich habe
Trünke, die Emotionen vermitteln, denen man bis
lang noch keinen Namen gegeben hat, die Euch den
Himmel und die Hölle und alles dazwischen zeigen.
Täglich denke ich das Undenkbare, und nichts ist
jemals zu extrem! Brett, falls ich Euch noch einmal
ermahnen muss, besprühe ich Euch mit etwas, das
wirklich lustig ist!«
    »Brett, benehmt Euch«, sagte Finn. »Oder ich ge
be ihm freie Hand!«
Brett steckte beide Hände tief in die Hosentaschen
und gab sich Mühe, eine unschuldige Miene zu ma
chen. Es gelang ihm nicht besonders gut. Rose hatte
einen Tisch gefunden, an den sie sich lehnen konnte,
die Arme locker über der Brust verschränkt. Sie
schien gelangweilt. Dr. Glücklich bedachte beide mit
einem spöttischen Lächeln, schniefte feucht und be
dachte erneut den Durandal mit seinem zähneble
ckenden Lächeln, die knochigen Hände fest auf der
eingesunkenen Brust verschränkt.
»Also, welches süße und doch bittere Wunder
kann ich für Euch vollbringen, Sir Durandal? Hmm?
Soll ein Leichnam sich im Sarg aufrichten oder mit
seiner Witwe tanzen?
Soll ein Engel fluchen oder ein Dämon bereuen?
Nennt mir einfach Eure Wünsche, Sir Durandal, und
ich erfülle
sie augenblicklich! Jawohl!«
Finn wartete geduldig, bis Dr. Glücklich sich mü
de gelabert hatte. »Man hat mir erzählt, Ihr wärt nicht
weniger ein Sammler als ein Erschaffer«, sagte er
schließlich. »Ein echter Kenner des Raren und Selt
samen. Ihr hättet Zugriff auf Drogen, über die nie
mand sonst verfügt. Alte Drogen aus der Zeit vor der
Rebellion. Tatsächlich erzählt man, Ihr hättet sogar
Drogen aus der Privatsammlung des berüchtigten
Valentin Wolf.«
Dr. Glücklich hielt sich blitzartig den Mund zu
und riss die Augen entsetzlich weit auf, und er
stampfte mit dem Fuß und quiekste fast vor Aufre
gung. »Ja! Oh ja! Oh, Sir Durandal, Ihr habt wirklich
den Richtigen aufgesucht! Ich besitze sie, ich besitze
sie alle, sogar die vergessene Sexdroge, unter der das
Fleisch eines Mannes mutiert … seltene und wun
derbare Substanzen, manche so machtvoll, dass
schon der Geruch die DNA auflöst oder Knoten in
die Chromosomen macht. Was genau ist Euer Her
zenswunsch, Sir Durandal?«
»Die Esperdroge«, sagte Finn. »Die möchte ich.
Die Droge, die einen Mensch zu mehr als einem
Menschen macht.«
Brett blickte sich erschrocken um. Sogar Rose
schien interessiert. Die Esperdroge war seit fast
zweihundert Jahren verboten. Sie machte nicht nur
dauerhaft süchtig, sondern war auch mit einer Todes
rate verbunden, die verdammt viel höher lag als ur
sprünglich angenommen; über 80 Prozent der Perso
nen, die sie einnahmen, kamen ums Leben oder wur
den wahnsinnig. Natürlich erforschten ein paar Wis
senschaftler die Droge immer noch unter sehr stren
gen Bedingungen. Potenziell war sie viel zu nützlich,
um einfach darauf zu verzichten. Allerdings

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