Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe
unseren Paragon-Kameraden gut tun, mal unter den
eigenen Leuten zu sein. Es zeigt ihnen, dass sie nicht
einzigartig sind. Vielleicht hilft es sogar einigen von
ihnen, ihre Egos in der richtigen Perspektive zu er
blicken.«
Etliche spitze Bemerkungen gingen Lewis durch
den Kopf, aber er behielt sie für sich. Er wollte Dou
glas nicht am Abend seiner Krönung ärgern. Lewis
hatte schon fast eine Stunde lang die Sicherheitsvor
kehrungen des Hofes auf die Probe gestellt, hatte da
bei nur ein halbes Dutzend Leute anschreien und eine
Person niederschlagen müssen, die es besser hätte
wissen sollen, als ihrerseits Lewis Todtsteltzer anzu
schreien, während sie so im Irrtum war. Lewis hatte
auch die Sicherheitssysteme des Rats benutzt, um nur
des eigenen Seelenfriedens halber exakt herauszufin
den, wo jeder einzelne Paragon gerade steckte. Die
meisten waren noch unterwegs von ihren abgelege
nen Planeten nach Logres. Sogar mit dem neuen ver
besserten Sternenantrieb, wie ihn die Schiffe der HKlasse aufwiesen, war das Imperium nach wie vor
sehr groß.
Alle Paragone waren in Sicherheit. Vorläufig.
Die meisten von ihnen verließen nur selten die
Planeten, auf denen sie dienten, aber alle kannten
sich auf Logres aus. Jeder absolvierte hier zu Beginn
seiner Laufbahn eine Dienstzeit; so wurde es erwar
tet. Falls man mit dem fertig wurde, was Logres nach
einem warf, dann überlebte man einfach alles. Logres
brachte von allem das Beste hervor, einschließlich
Schurken. Kein Paragon erhob jemals Einwände ge
gen eine Dienstzeit hier. Es war eine Ehre, die Hei
matwelt der Menschheit zu beschützen, und es bot
eine wirklich gute Chance, von einigen der wichtigs
ten Medienanstalten entdeckt zu werden. Je besser
man bekannt war, desto mehr Gebühren konnte man
berechnen, wenn man Produkte genehmigte. (Kein
Paragon beschützte jemals den eigenen Heimatplane
ten. Niemand sprach das Wort Interessenkonflikt je
mals laut aus, aber schließlich gab es Dinge, die man
einfach nicht zu erwähnen brauchte.) Lewis Todt
steltzer war so etwas wie ein Sonderfall. Er war von
Virimonde nach Logres gekommen und geblieben –
obwohl Logres mit Finn Durandal einen eigenen Pa
ragon hatte –, weil Douglas Gefallen an dem ernsten
jungen Mann mit dem legendären Namen gefunden
hatte.
Und so war die Heimatwelt der Menschheit seit
zehn Jahren mit drei Paragonen gesegnet, Douglas
und Lewis und Finn, und war somit der sicherste und
gesetzestreueste Ort im ganzen Imperium. Niemand
hatte die Frage aufgeworfen, was womöglich ge
schah, wenn Douglas sein Amt niederlegte, um Kö
nig zu werden, aber furchtbar viele Leute dachten
darüber nach. Nicht alle davon waren besonders nette
Leute.
»Weißt du, bei so vielen Paragonen, die sich schon
in Parade der Endlosen aufhalten, und noch mehr, die
unterwegs hierher sind, hat die Verbrechensrate in
der Stadt einen historischen Tiefpunkt erreicht«, sag
te Douglas. »Die meisten Schurken liegen wahr
scheinlich unter ihren Betten und warten, bis alles
vorbei ist.«
»Ich schätze, alle Welt sieht sich die Vorbereitun
gen für die Zeremonie an«, sagte Lewis. »Anschei
nend ist die offizielle Website unter der Last zu vie
ler Anfragen schon dreimal abgestürzt.«
»Ich hatte sie gewarnt!«, sagte Douglas. »Ich habe
ihnen gesagt, dass es dazu kommen würde, aber hört
mir jemals jemand zu?« Er grinste auf einmal. »We
nigstens das dürfte sich morgen ändern. Wie sieht es
heutzutage mit deiner Website aus, Lewis? Wird sie
immer noch von diesem Fan für dich gepflegt?«
Lewis nickte steif. »Er leistet gute Arbeit, und ich
kann mir nicht, wie es manche von den Jungs ma
chen, eine große Public-Relations-Firma leisten. Da
ist es schon besser, wenn es jemand aus Liebe tut,
jemand, der sich wirklich etwas daraus macht. Und
manche seiner Graphiken sind ganz schön an
spruchsvoll. Wenn man an das Budget denkt. Ich
logge mich hin und wieder anonym ein, nur damit er
ehrlich bleibt.«
»Mit dem Namen könntest du der größte Paragon
aller Zeiten werden«, fand Douglas. »Größer noch
als der Durandal.«
»Du weißt doch, was ich von Personenkult halte.
Falls wir anfangen, uns zu sehr um unsere Populari
tät zu sorgen, beeinträchtigt das zwangsläufig unsere
Arbeit.«
»Man muss doch darüber nachdenken, woher das
Geld kommt, wenn man in den Ruhestand geht«, be
harrte Douglas. »Zwar bekommen wir eine Pension,
aber die ist beschissen. Jeder weiß das. Ein paar
sorgfältig
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