Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe
hatte. Um der einen
Meuchelmörderin entgegenzutreten, die tatsächlich
fähig sein könnte, ihn zu überwinden.
»So«, sagte er locker, »die Wilde Rose der Arena.
Kann nicht behaupten, ein Fan zu sein. Ich vermute,
ich müsste mich geschmeichelt fühlen, weil man
glaubte, mich mit jemandem wie Euch aufhalten zu
müssen. Aber um ehrlich zu sein, ich habe jetzt keine
Zeit. Ich muss mich um Wichtigeres kümmern. Also
bringen wir es hinter uns, damit ich wieder an die
Arbeit gehen kann.«
»Ihr geht nirgendwohin, Todtsteltzer.« Roses
Stimme klang süß und rauchig, und eine fast sexuelle
Erregung glänzte in ihren Augen. »Ich bin gekom
men, um Euch zu töten. Ihr seid mein Leckerbissen.
Mir wurde eine Chance versprochen, Euch zu erledi
gen, wenn ich ein gutes Mädchen bin. Kommt her,
mein Todtsteltzer. Ich werde Euch das Herz heraus
schneiden und es verspeisen!«
»Ich sagte schon immer, dass Ihr verrückt seid«,
sagte Lewis. »Ich habe keine Zeit hierfür.«
Er wandte sich ab, um zum Aufruhr und der auf
gebrauchten Menge zurückzukehren. Rose sprang
ihm nach, das Gesicht dunkel vor Zorn. »Wendet mir
nicht den Rücken zu, Todtsteltzer!«
Und Lewis drehte sich zu ihr um, die Strahlenpis
tole in der Hand. Er hatte nicht vor, sich mit einer
Psychopathin zu duellieren. Er zielte und schoss in
einem Augenblick, aber irgendwie konnte Rose im
letzten Moment ausweichen, und der Energiestrahl
streifte sie nur leicht und brannte ihr das rote Leder
von den Rippen. Sie stürmte vor, das Schwert in der
Hand, der Schmerzen nicht achtend. Lewis bekam
noch rechtzeitig die eigene Klinge hoch, um einen
bösartigen Hieb zu parieren, der ihm sonst den Kopf
von den Schultern getrennt hätte, und der ganze Arm
bebte unter dem Aufprall. Der Champion und die
Wilde Rose kreuzten nun von Angesicht zu Ange
sicht die Klinge, und keiner gab auch nur einen Zen
timeter nach. Brett Ohnesorg krabbelte auf allen vie
ren davon und verfolgte mit großen Augen, wie zwei
Killermaschinen aufeinander prallten, nicht bereit,
klein beizugeben.
Nach einer Weile wurden sie der direkten Angriffe
müde und umkreisten einander langsam, wobei die
Schwerter immer wieder mal vorzuckten und die
Abwehr des anderen auf die Probe stellten, und sie
suchten nach Schwachpunkten in Abwehr oder An
griff, studierten Stärken und Stil des Gegners und
hielten ständig Ausschau nach der Öffnung oder dem
blinden Fleck, der einen tödlichen Stoß erlaubte. Ro
se lächelte inzwischen breit, und ihre Augen funkel
ten. Sie hatte einen neuen Nervenkitzel entdeckt: ge
gen jemanden zu kämpfen, der ihr womöglich tat
sächlich das Wasser reichen konnte. Es war lange
her, seit Rose in einem Kampf mal an eine echte Ge
fahr geglaubt hatte, und sie ergötzte sich an dieser
neuen Erfahrung und sonnte sich darin, endlich mal
eine richtige Herausforderung zu erleben. Lewis’
hässliches Gesicht war kalt und konzentriert, wäh
rend er Rose wie eine neue Insektenart musterte, die
ihn womöglich durch Biss oder Stachel das Leben
kostete, falls sie eine Chance dazu erhielt. Er wech
selte elegant in die Defensive, parierte Roses immer
ungestümere Angriffe, sah zu und lernte, bis er zu
dem Schluss gelangte, dass er alles erfahren hatte,
was er wissen musste. Rasch wechselte er von der
Abwehr zum Angriff, und sein Schwert zuckte so
schnell vor, dass Brett der Bewegung nicht mal fol
gen konnte; und dann trieb Lewis Rose Schritt für
Schritt zurück.
Und sein Schwert war es, dass zuerst Blut
schmeckte, indem es Rose einen langen schmalen
Schnitt oberhalb des rechten Wangenknochens ver
setzte. Blut lief ihr über die blasse Haut, und die
Zunge fuhr aus dem Mundwinkel hervor, um es auf
zufangen. Sie lachte leise und betrachtete Lewis mit
einem kranken, liebevollen Blick. Ihr Scharlachlä
cheln war jetzt noch breiter, und das Herz hüpfte ihr
in der Brust, während sie stampfte und zustieß und
parierte. Rose Konstantin wusste, dass sie dem Tod
jetzt sehr nahe war. Und sie hätte nicht glücklicher
sein können. Sie wehrte sich, rief ihre ganze Kraft
und Schnelligkeit und ihre jahrelange Erfahrung ab
und brachte den Todtsteltzer zum Stehen. Sie stemm
ten sich gegeneinander und ächzten dabei vor An
strengung. Der ausgebildete Krieger und die talen
tierte Psychopathin. Der Champion und die Wilde
Rose. Beides Meister ihrer Kunst. Gleich stark. Eine
getrieben von Mordlust, der andere von Verlangen
nach Gerechtigkeit und Rache. Beide hielten
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