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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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Fetzen von den Schultern. Der Beinahetreffer
eines Disruptors hatte an einer Seite das Haar weg
gebrannt, aber ihre Miene war nach wie vor kühl und
beherrscht, und sie schwang das Schwert mit gelas
sener Effizienz, während sie sich durch die schreien
de Menge einen Weg zum Todtsteltzer bahnte. Sie
hatte nur einen Hauch Falten auf der Stirn, als dächte
sie über irgendein einfaches, aber missliches Prob
lem nach. Sie bezog Stellung hinter Lewis, um ihm
den Rücken freizuhalten, und er bemerkte sie nicht
mal.
Er schritt durch die Menge, machte jeden nieder,
der so dumm war, ihm in die Quere zu kommen, und
hielt mit kalten Raubtieraugen Ausschau nach den
Leuten, die den Pöbel nach wie vor mit den passen
den flammenden Worten aufpeitschten. Wann immer
er freie Schussbahn hatte, streckte er sie sauber mit
dem Disruptor nieder, aber die meisten sahen ihn
kommen und tauchten eilig in der Menge unter. Und
wenn dann keine freie Schussbahn mehr bestand,
feuerte Lewis durch andere Menschen hindurch, um
auch sicher zu sein, dass er sein Ziel trotzdem er
wischte. Er war jetzt kein Paragon oder gar Champi
on mehr; er war ein Todtsteltzer, der gefallene
Freunde und Kameraden rächte; und er würde über
all das Schreckliche, was er vollbrachte, später nach
denken, wenn er sich wieder Gefühle gestatten konn
te.
Und doch suchte ein Teil von ihm während all die
ses Kämpfern und Tötens panisch nach einer Alter
native, um die Gewalt und den Wahnsinn zu stoppen
– nach einer Möglichkeit, den Pöbel unter Kontrolle
zu bringen, ohne so viele Menschen umzubringen.
Aber da war keine andere Möglichkeit. Weder
Fesselfelder noch Schlafgas standen zur Verfügung.
Nichts außer Blut und Gemetzel. Und seiner Pflicht.
Seiner Pflicht als Paragon, als Champion, als Todt
steltzer: das Parlament zu verteidigen; die Menge zu
beschäftigen, bis die Armee eintraf. Selbst wenn es
ihn das Leben kostete.
Da rief eine Stimme nach ihm, eine drängende,
schmerzgepeinigte Stimme, die irgendwie den Lärm
des Aufruhrs durchdrang. Lewis blickte sich scharf
um, und dort am Rand der Menge entdeckte er einen
Mann auf den Knien, der flehend eine Hand aus
streckte. Er rief erneut um Hilfe, und Lewis lief zu
ihm. Für Lewis war die Rettung der Opfer immer
wichtiger gewesen als die Bestrafung der Schuldi
gen. Die Menge schien sich vor ihm zu verstreuen,
und niemand behinderte ihn, als er den Schauplatz
des Aufruhrs verließ. Emma Stahl wollte ihm folgen,
aber die Menge schloss sich zwischen ihr und Lewis
und war nicht bereit, ihr den Weg freizugeben, und
bald kämpfte sie gegen Angriffe von allen Seiten um
ihr Leben. Lewis erfuhr nie davon, hatte nur Augen
für den Mann vor sich. Er steckte die Pistole ins
Halfter, reichte dem Mann die Hand und half ihm auf
die Beine. Aus der Nähe wirkte er gar nicht mehr
verletzt.
»Wer seid Ihr?«, erkundigte sich Lewis barsch.
»Ich bin Brett«, antwortete Brett Ohnesorg. »Ihr
müsst mir helfen, von hier zu entkommen. Ich bin in
den Aufruhr geraten und fand keinen Ausweg. Ihr
müsst mich in Sicherheit bringen!«
»Ja«, sagte Lewis. »Ich muss euch von hier weg
bringen.«
Brett knirschte mit den Zähnen, denn er hatte sol
che Kopfschmerzen, dass er fast nichts mehr sehen
konnte, während er seine begrenzte ESP darauf ver
wandte, den Todtsteltzer zu beeinflussen. Es war
schwer, den Verstand des Champions im Griff zu
behalten. Dieser Verstand drohte sich ihm zu entzie
hen und wehrte sich heftig gegen etwas, von dessen
Existenz er nicht mal wusste. Brett blieb hartnäckig,
denn ihm war klar, was Finn Durandal mit ihm an
stellen würde, wenn er versagte. Er packte Lewis am
Arm und führt ihn durch eine Nebenstraße vom Auf
ruhr fort.
Der Todtsteltzer ließ sich führen, obwohl er mit
finsterer Miene überlegte, warum er das eigentlich
tat, und weder er noch Brett bemerkten die einzelne
Kamera, die ihnen neugierig nachschwebte.
Brett stolperte, als seine Kopfschmerzen schlim
mer wurden, und stürzte beinahe. Er spürte richtig,
wie sich der Todtsteltzer seiner Kontrolle entzog.
Und dann trat Rose Konstantin lächelnd aus dem
Schatten, das Schwert in der Hand, und Brett stöhnte
vor Erleichterung und löste den gedanklichen Griff.
Lewis schüttelte den Kopf und blickte sich rasch um,
plötzlich wieder frei. Er kümmerte sich nicht um den,
der neben ihm zusammenbrach und aus der Nase blu
tete. Er kannte Rose Konstantin. Und er wusste jetzt,
weshalb man ihn hergeführt

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