Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
Vom Netzwerk:
spendete den besten Szenen gar Ap
plaus. Er selbst kam sehr gut zur Geltung und machte
einen äußerst heldenhaften Eindruck. Besonders als
er die eigenen Leute direkt vor den Kameras nieder
machte. Er hätte es gar nicht besser planen können.
    Auch Emma Stahl kam gut weg; mit ihrer kühlen
und ruhigen Haltung mitten im Irrsinn wirkte sie
ausgesprochen professionell. Die Kommentatoren
riefen sie und Finn bereits zu fantastischen Partnern
aus. Finn war davon nicht ganz überzeugt. Er wusste
nicht recht, wie viel Emma Stahl womöglich gesehen
hatte oder vermutete. Sie hatte weder zu ihm noch zu
den Medien darüber gesprochen, aber … Das war die
Sorge eines anderen Tages. Derzeit fühlte sich Finn
einfach zu gut. Der Sender zeigte erneut, wie Brett
Lewis niederschoss, und Finn lachte laut. Die Szene
wechselte unvermittelt und zeigte Menschen, die mit
Kerzen eine Mahnwache vor dem Parlamentsgebäu
de hielten und um das Leben des Todtsteltzers bete
ten. Finn runzelte die Stirn. Er hatte gar nicht geahnt,
dass Lewis so beliebt war. Immerhin bestand keine
ernste Gefahr, dass der Champion tatsächlich starb
und zum Märtyrer wurde. Brett hatte schließlich ganz
sorgfältig gezielt und sich dabei an die Anweisung
gehalten, es so eindrucksvoll wie möglich zu gestal
ten und dabei doch alle wichtigen inneren Organe zu
verfehlen.
    Finn blickte zu Rose Konstantin hinüber, die mit
finsterer Miene vor sich hinschmollte. Er musterte
sie eine Zeit lang. Es war nie Bestandteil seiner Pläne
gewesen, dass sie Lewis umbrachte, aber das durfte
er ihr natürlich nicht verraten. Der Kampf musste
echt wirken. Sie musste überzeugt sein und überzeu
gend wirken. Nein; Lewis durfte noch nicht sterben.
Nicht, solange Finn noch solch nützliche und amü
sante Verwendung für ihn hatte.
    Der Videoschirm zeigte erneut den Augenblick,
als jemand aus der Menschenmenge Veronika Mae
Grausam den Kopf herunterpustete und damit den
Aufruhr startete. Finn konnte gar nicht erfreuter sein.
Es war genau das Bild, das er gebraucht hatte, damit
alle schier den Verstand verloren. Dabei half, dass er
Veronika Mae noch nie hatte leiden können, aber
jeder andere Paragon wäre ebenso geeignet gewesen.
Er nahm sich vor, dem Meuchelmörder einen Bonus
zu überweisen.
    Brett hatte sich wieder schwer dem Trinken zuge
wandt. Seit seiner Rückkehr war ihm noch kein Wort
über die Lippen gekommen. Er folgte den Bildern
und griff tief in die Häppchenschalen, wenn sie bei
ihm vorbeikamen, schien jedoch ganz in seinen un
glücklichen Gedanken versunken. Finn entschied,
seinen neuen Esper lieber scharf im Auge zu behal
ten.
    Über eine Stunde lang verfolgten sie die aktuelle
Berichterstattung und schalteten dabei zwischen den
Kanälen hin und her, um sich einen repräsentativen
Eindruck davon zu verschaffen, wie die Öffentlich
keit auf die Unruhen und die Maßnahmen von König
und Parlament reagierte. (Das Hohe Haus erklärte
sich für solidarisch mit dem König. Vorläufig.) Ein
überraschend großer Teil der Öffentlichkeit drückte
bereits sein Missfallen mit der Art und Weise aus,
wie sehr die Behörden überreagiert hatten. Besonders
wenig gefiel den Leuten, dass man Soldaten in die
Stadt geholt und auf Zivilisten losgelassen hatte, und
sie fanden wahrhaftig keinen Gefallen daran, dass
man Esper einsetzte, um menschliche Gedanken zu
steuern. Schon stellte man Vergleiche an mit der Art
und Weise, wie die verachtete Imperatorin Löwen
stein Politik gemacht hatte. Und jeder Kommentator
auf jedem Kanal verglich die Elfen mit der Übersee
le, ungeachtet der beruhigenden Worte, die aus der
Esperzentrale Neue Hoffnung zu hören waren. In der
Öffentlichkeit herrschte der vorrangige Eindruck,
König und Parlament hätten mit eiserner Faust auf
verständliche Proteste reagiert und damit erst den
Aufruhr provoziert. Viele Menschen unterstützten
nach wie vor die Kirche, selbst wenn sie (bislang)
noch nicht so recht wussten, wie der Einfluss der
Neumenschen-Philosophie auf die Kirche zu bewer
ten war.
    Mit starken Gefühlen reagierte die Öffentlichkeit
auf den Tod so vieler Paragone (bislang siebenund
dreißig, aber die Zählung lief noch), aber wiederum
neigte man eher zu der Auffassung, dass sie gar nicht
hätten eingreifen dürfen. Paragone sollten sich mit
Verbrechen auseinander setzen, nicht mit politischen
Protesten. Sie sollten die Gerechtigkeit des Königs
vertreten und nicht als seine

Weitere Kostenlose Bücher