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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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le
bendig – so wie wir Leben verstehen. Er ist eine mul
tidimensionale Kreatur, existiert in mehr als drei Di
mensionen. Womöglich ist er realer als wir. Er
kommt und geht, und wir wissen nicht wie. Er bricht
jedes Gesetz der Schöpfung, das wir nennen könnten.
Er verändert durch sein schieres Wesen die Natur
von Dingen. Er frisst Seelen. Er ist größer, als wir es
sind oder je hoffen könnten zu sein. Es sei denn …«
»Ah«, sagte Lewis und lächelte kalt. »Ich verstehe.
Es sei denn … Ihr durchschreitet selbst das Laby
rinth, wie es Owen tat. Na ja, es hat keinen Sinn,
mich zu bitten. Nur König und Parlament steht es zu,
diese Entscheidung zu treffen.«
»Ihr steht dem König nahe.«
»Nicht mehr so nahe wie früher.«
»Ihr habt Einfluss.«
»Darauf würde ich an Eurer Stelle nicht wetten.«
Der Roboter dachte nach, ohne dabei das Tempo
zu mindern, mit dem er durch den Technodschungel
schritt. »Wir könnten Euch den Einblick in unsere
Unterlagen verweigern. Bis wir erhalten, was wir
möchten. Was wir brauchen.«
»Das könntet Ihr«, sagte Lewis vorsichtig. »Das
würde jedoch nur zu einer langen Debatte führen,
deren Erfolg nicht garantiert wäre. Und niemand
weiß, wie viel Zeit uns bleibt, bis der Schrecken aufs
Neue zuschlägt. Sicher liegt es in unser beider Inte
resse, unsere Kenntnisse zusammenzufassen und eine
esse, unsere Kenntnisse zusammenzufassen und eine
einheitliche Front gegen eine gemeinsame Gefahr zu
bilden. Falls Ihr damit anfangt, Informationen zu
rückzuhalten, tut es die Menschheit womöglich auch.
Es wäre … unklug, sich gegenseitig notwendige Da
ten vorzuenthalten, um damit eine Entscheidung her
beizuführen, die niemals aufgrund von Drohungen
oder Erpressung fallen wird. Ihr möchtet Zugang
zum Labyrinth, um gegen den Schrecken zu kämp
fen? Dann bringt ein gutes und logisches Argument
vor, dem sich das Parlament nicht verschließen
kann.«
»Gesprochen wie ein wahrer Todtsteltzer!«, fand
der Roboter. »Weise, ehrenhaft und abgründig naiv.
Die Menschheit wird uns niemals Zutritt zum Laby
rinth gewähren. Sie fürchtet sich vor dem, was aus
uns werden könnte, falls wir dieses Geheimnis auf
decken, das ihnen verschlossen bleibt. Sie fürchtet,
dass wir die Transzendenz erreichen und dadurch
noch mehr werden könnten als Owen und seine Leu
te; dass wir die Menschheit dabei weit zurücklas
sen.«
»Nein«, entgegnete Lewis. »Das ist nicht der
Punkt. Wir fürchten, dass Ihr Euch bei dem Versuch
selbst vernichten könntet. Ihr seid unsere irregeleite
ten Kinder, die wir endlich gefunden haben. Wir
möchten Euch nicht wieder verlieren.«
»Ah«, sagte der Roboter. »Daran hatten wir gar
nicht gedacht. Wir bitten um Verzeihung.«
»Ist schon in Ordnung«, sagte Lewis. »Es liegt in
der Natur der Dinge, dass Kinder und Eltern einander
nicht verstehen.«
Und dann brach er ab und blieb plötzlich stehen,
als er eine menschliche Gestalt erblickte, die reglos
zwischen all der Technik und den herabhängenden
Leitungssträngen stand. Sie sah aus wie ein Mensch,
in jedem Detail perfekt, und trug altmodische Klei
dung. Lewis ging langsam hinüber und blieb vor der
Gestalt stehen, und die metallischen Schlingpflanzen
gaben ihm gehorsam den Weg frei. Der Roboter
folgte ihm und blieb neben ihm stehen. Das Gesicht
der menschlichen Gestalt wirkte ruhig und gefasst,
die Augen waren geschlossen. Irgendwie kam Lewis
das Gesicht beinahe vertraut vor.
»Ist es das, wofür ich es halte?«, fragte er leise.
»Ist das … eine Furie?«
»Nein«, erwiderte der Roboter. »Die Furien waren
unsere Waffe gegen die Menschheit, Roboter in Men
schengestalt. Wir haben ihrem Einsatz abgeschworen.
Wir haben sämtliche Furien schon vor langer Zeit als
Akt des Glaubens – und der Sühne vernichtet oder
wieder verwertet. Keine unserer Waffen aus jener Zeit
existiert noch. Der Krieg ist vorbei, und wir hatten uns
so entsetzlich und tragisch geirrt. Damals wünschten
wir uns so verzweifelt, die Menschen möchten unse
rem neuen Selbst vertrauen, und wir wollten sicher
stellen, dass auch wir unserem neuen Selbst vertrauen
konnten. Seit zweihundert Jahren verfügt Shub also
über keinerlei Waffen mehr. Und so können wir dem
Schrecken nichts entgegenstellen.«
»Ihr wisst aber doch noch, wie man sie herstellt,
oder?«
»Natürlich. Wir vergessen nie etwas. Noch sind
wir allerdings nicht überzeugt, dass wir aufs Neue
Waffen bauen möchten. Dass wir wieder in

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