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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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ihm jedoch ein paar Antworten entlo
cken. Wie schätzt Ihr Unsere Chancen ein?«
    »Oh, wir werden Antworten erhalten!«, sagte Krä
henhannie gelassen. »Ob sie allerdings etwas bedeu
ten … Nur weil er an die eigenen Worte glaubt, müs
sen sie noch nicht Stimmen. Oder nützlichen Inhalts
sein. Den Berichten zufolge redet er gern; tatsächlich
fällt es den Leuten oft schwer, seinen Redefluss zu
bremsen. Der Trick besteht darin, ihn zu bewegen,
dass er auf das reagiert, was Ihr ihm sagt. Und es ist
mir zuwider, Euch zu enttäuschen, aber es wird ent
schiedene Grenzen haben, was ich von seinen Ge
danken zu erkennen vermag. Ich zweifle sehr daran,
dass er mich aussperren kann, aber … das, was in
seinem Kopf vorgeht, macht womöglich nur für ihn
Sinn. Und ich darf nicht riskieren, zu tief zu graben
oder zu lange. Wahnsinn ist gefährlich. Irrsinn kann
sich als sehr … verführerisch erweisen. Er kann den
Betrachter aufsaugen. Ich könnte feststellen, dass ich
in seinem Kopf gefangen sitze und nicht wieder he
rauskomme. Falls Ihr mich also bittet, etwas zu tun,
und ich es ablehne, bedrängt mich nicht. Und falls
ich sage, dass wir gehen, dann gehen wir raschen
Schrittes! Ist das klar?«
    »Ich habe um einen Spitzentelepathen gebeten«,
erinnerte Douglas sie.
»Und genau den habt Ihr erhalten. Die meisten
Esper wollten nicht mal in die Nähe Donal Corcorans
kommen, und das mit Fug und Recht. Wahrschein
lich hätte es damit geendet, dass ihnen das Hirn zu
den Ohren heraustropfte. Ich kann Euch vor ihm
schützen, und ich sollte eigentlich fähig sein, über
seine Abwehr hinwegzuspähen. Begnügt Euch da
mit.«
»Ich benötige Informationen. Dinge, die nur er
weiß.«
Krähenhannie zuckte die Achseln. »Er wird mich
nicht mit Absicht belügen können, aber ich kann ihn
nicht zwingen, mit etwas herauszurücken, was er
nicht weiß.«
»Wie steht es mit Dingen, die er lieber vergessen
hat, weil sie ihn zu sehr schmerzen oder ängstigen?«,
fragte Douglas.
»Hängt davon ab, wie tief er sie vergraben hat.
Manche Traumata sind so schmerzlich, so fürchter
lich, dass das Opfer lieber stirbt, als sich an sie zu
erinnern. Ich kann ihn in die richtige Richtung schie
ben, aber … Ich bin Esperin, nicht Wundertäterin.
Ungeachtet dessen, was Euch die Regenbogenme
dien Glauben machen möchten.«
Douglas seufzte. »Es wird ein langer, harter Vor
mittag werden, nicht wahr?«
»Das seht Ihr richtig«, bestätigte Krähenhannie.
Douglas’ Autorität und sein Charme führten sie
recht zügig durch die verschiedenen Sicherheitsebe
nen der Anstalt, bis er und Krähenhannie im unauf
dringlich komfortablen Büro von Corcorans derzeiti
gem Analytiker eintrafen, Dr. Oisin Benjamin. Das
Büro war hell und fröhlich gestaltet, und Sonnenlicht
strömte zum offenen Fenster herein. Man fand hier
die übliche Ausstattung: Schreibtisch und Couch und
mit Büchern gesäumte Wände, und alles war elegant
und heimelig und erfreulich. Tatsächlich war das
einzig Ungemütliche hier Dr. Benjamin selbst. Sein
Händedruck fiel matt aus, das Lächeln unstet, und
am Auge zuckte leicht, aber eindeutig ein Muskel.
Keine ungewohnten Symptome bei einem Menschen,
der auf regelmäßiger Grundlage der Gesellschaft
Donal Corcorans ausgesetzt war. Der Doktor reagier
te ein wenig auf Douglas’ geübten Charme, aber
Krähenhannie machte ihn erkennbar nervös. Beson
ders, als sie mit gekreuzten Beinen mitten in der Luft
Platz nahm, statt sich auf den ungepolsterten Besu
cherstuhl zu setzen. Danach gab sich der Doktor
größte Mühe, sie zu ignorieren und alle seine Be
merkungen an Douglas zu adressieren. Sie saßen ein
ander an Dr. Benjamins Schreibtisch gegenüber, und
der gute Doktor fummelte fortwährend an einem
mörderisch aussehenden Brieföffner herum.
»Donal Corcoran«, sagte er unvermittelt. »Ja. Ein
sehr ungewöhnlicher Mann. Wirklich bemerkens
wert. Und zeigt bislang nicht die mindeste Reaktion
auf irgendeine der traditionellen Behandlungsfor
men. Er ist nicht an einer Therapie interessiert. Ver
dammt, nach einiger Zeit in seiner Gesellschaft brau
chen die meisten unserer Therapeuten selbst eine
Therapie! Die Medikamente wirken nicht. Wir haben
ihm alle verabreicht, die uns verfügbar sind, und au
ßerdem einige speziell importierte – das alles in Do
sierungen, die selbst einen Grendel zum sanften
Lamm machen würden, aber Donal Corcoran lacht
uns einfach aus. Ein sehr beunruhigendes Lachen.
Als

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