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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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um den Versuch zu unternehmen, ihn für
seine Sache zu rekrutieren. Falls man Corcoran über
reden konnte, sich der Militanten Kirche und damit
der Reinen Menschheit anzuschließen und ihr Anlie
gen zu befürworten, dann konnte man der Öffent
lichkeit die Vorstellung eintrichtern, dass der Beitritt
zur neuen Kirche gleichbedeutend war mit Wider
stand gegen den Schrecken. Was wiederum in ver
größerte politische Macht umzumünzen war. Angelo
war ganz von allein auf diese Idee gekommen. Cor
coran für die neue Kirche zu gewinnen, das würde
sich als bedeutsamer Handstreich sowohl für die Mi
litante Kirche als auch für ihn erweisen. Aber es war
… sehr harte Arbeit.
    Corcoran schien nicht immer zu hören, was Ange
lo zu ihm sagte, und selbst wenn er es mal tat, deute
ten seine Reaktionen an, dass er sich nicht dafür inte
ressierte. Schon körperlich war seine Gegenwart be
unruhigend und sogar regelrecht erschreckend. Cor
coran trug nach wie vor seine alte zerfledderte und
schmutzige Raumfahrermontur, weil er die letzten
drei Pfleger krankenhausreif geprügelt hatte, die ihn
für reguläre Anstaltskleidung zu gewinnen versuch
ten. Seit seiner Ankunft hatte er sich weder gewa
schen noch rasiert noch sich auch nur die Haare ge
kämmt, und er roch wirklich übel. Er sah aus wie ein
Wilder und demonstrierte offene Verachtung für den
üblichen zivilisierten Anstand. Er hielt lange, aus
ufernde Reden, die eine Tendenz aufwiesen, den ei
genen Gegenstand zu umschweifen und niemals di
rekt anzusprechen. Alle Details seiner Umgebung
lenkten ihn ständig ab, manchmal auch Dinge, die
nicht vorhanden waren, und Angelo stellte fest, dass
er gegen die Strömung rudern musste, nur um Corco
rans Aufmerksamkeit zu behalten. Er bemühte sich,
die Anspannung aus Miene und Stimme fernzuhal
ten, und blieb hartnäckig.
    »Die Kirche bietet Euch Schutz vor dem Schre
cken«, sagte er zum mindestens zehnten Mal. »Bei
uns seid Ihr in Sicherheit. Gestattet uns, Euch hier
herauszuholen. Man kann Euch nicht gegen Euren
Willen festhalten, zumindest nicht, wenn Ihr die Un
terstützung der neuen Kirche genießt. Und Ihr
braucht im Gegenzug nicht mehr zu tun, als gele
gentlich öffentlich aufzutreten und eine oder zwei
Reden für unsere Sache zu halten. Und natürlich oh
ne Druck! Ganz so, wie es Euch angenehm ist. Wir
finden einen wirklich sicheren Platz für Euch, eine
Stelle, wo der Schrecken Euch niemals findet oder
erreicht. Wir bieten Euch Freundschaft an, Donal.
Die Kirche ist Eure Freundin.«
    »Ihr möchtet, dass ich zu Menschen rede«, sagte
Corcoran, hielt sich die Hände vors Gesicht und drehte
sie hin und her, als hätte er sie nie zuvor gesehen. »Um
die Kirche zu preisen und das Allheilmittel zu vera
breichen. Totaler Quatsch. Totaler Quatsch! Ihr könnt
Euch nicht mehr hinter Eurer kostbaren Religion ver
stecken, kleiner Engel. Nirgendwo findet man eine Zu
flucht, wenn der Schrecken kommt. Ich weiß es. Der
Felsen hat laut geschrien: keine Zuflucht … Ich möch
te nicht zu Menschen reden. Ich möchte nur wie der
Teufel von hier verschwinden. Zu meinem Schiff zu
rückkehren. Zum Schrecken zurückkehren …«
Angelo blinzelte ihn verwirrt an. »Ihr möchtet …
erneut dem Schrecken gegenübertreten?«
    Corcoran wirbelte zu ihm herum, die Finger zu
Krallen gekrümmt, die Augen, die nicht mehr blin
zelten, plötzlich unmenschlich groß, die Lippen zu
einem bösartigen Knurren zurückgezogen. Angelo
wich unwillkürlich einen Schritt weit zurück. Corco
ran lachte lautlos.
    »Ich möchte gegen den Schrecken kämpfen! Ihn
töten! Ihn verletzen, wie er mich verletzt hat! Ich
spüre ihn … Ich spüre ihn pausenlos … Wir sind
jetzt miteinander verbunden, bis dass der Tod uns
scheidet. Scheiß auf Euren Schutz, Angelo; ich
möchte Rache! Ich möchte frei von ihm werden.
Denkt Ihr, ich wüsste nicht, was mit mir gemacht
wurde? Im Innern tut er mir ständig weh. Im Innern
brülle ich ständig. Ich werde nie sicher sein, nie frei,
nie wieder ich selbst … bis ich den Schrecken zer
fetzt habe, ihn niedergebrannt und auf seine Asche
gepinkelt habe.«
    »Na ja«, fand Angelo, »das ist ja alles sehr interes
sant, aber …«
Corcoran schlang die Arme fest um sich, als könn
te er sonst auseinander fliegen, und fixierte Angelo
weiter mit dem verstörenden, fieberhellen Blick. »Ich
sehe Euch, Bellini! Tote Menschen blicken über Eure
Schulter. Ihr habt etwas an den Händen, und es ist
kein Blut,

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