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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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Türgriff, aber er
gab nicht nach. Sie hatte ihn ausgesperrt. Ihm den
Rücken zugekehrt.
    »Anne, bitte! Wir müssen miteinander reden! Das
ist wichtig. Ich weiß nicht … was ich tun soll. Du
hast schon den größten Teil deines Lebens damit zu
gebracht, mir zu erklären, was ich tun sollte. Lass
mich jetzt nicht im Stich!«
    Er bemühte sich um ein Lächeln für die Kamera,
hatte aber nicht das Gefühl, dass es ihm gelang. Er
rief erneut Annes Namen, aber da waren nur die ver
schlossene Tür und das wachsame Auge der Kamera.
Menschen, die auf dem schmalen Flur an Lewis vor
beikamen, warfen ihm seltsame Blicke zu. Er küm
merte sich nicht um sie. Langsam baute sich heißer
Zorn in seinem Herzen auf. Er schlug mit der Faust
an die Tür und trat gegen sie, und sie zitterte im
Rahmen, aber sie öffnete sich nach wie vor nicht.
Also zog Lewis den Disruptor und schoss das
Schloss weg. Der Energiestrahl verdampfte es und
pustete die ganze Tür in das Zimmer dahinter, riss sie
glatt aus den Angeln. Sie prallte auf dem Boden auf
und rutschte noch ein Stück weiter, und das massive
Metall warf Blasen und dampfte. Sogar auf der nied
rigsten Einstellung der Pistole hatte der Strahl noch
ein Loch in einen der Sicherheitsmonitore an der
Rückwand gepustet. Der Bildschirm brannte und
dichter schwarzer Qualm breitete sich in Annes Büro
aus. Der Brandalarm sprang an, und das durchdrin
gende Heulen einer Sirene klang sehr laut durch die
Stille.
    Langsam betrat Lewis das Büro durch die Lücke,
die einmal eine Tür enthalten hatte. Er beförderte die
aufgewölbte Tür mit einem Fußtritt zur Seite und nä
herte sich Anne, die gerade chemischen Schaum auf
den brennenden Monitor sprühte und dabei in einem
fort wild fluchte. Lewis blieb mitten im Büro stehen
und sah ihr zu. Sein hässliches Gesicht war starr und
streng, der Blick ausgesprochen kalt. Auf dem Flur
hinter sich hörte er Leute rufen und herumrennen.
Das Feuer erstarb widerstrebend unter einer halben
Tonne Löschschaum, obwohl weiterhin dicker Rauch
in der Luft hing. Anne senkte schwer atmend den
Feuerlöscher, wirbelte herum und funkelte Lewis an.
    »Klopf klopf«, sagte er gelassen.
»Bist du verrückt geworden, Todtsteltzer? Hast du
endgültig den Verstand verloren? Ich sage dir, hätte
dieses Feuer die Sprinkler ausgelöst und alle meine
Papiere durchnässt, dann würde ich dir jetzt mit dem
nächsten Brieföffner den Bauch aufschlitzen! Sieh
nur, was du aus meinem Büro gemacht hast!«
»Wage mal eine Vermutung, ob ich einen Dreck
darauf gebe«, sagte Lewis, und etwas klang in seiner
tonlosen, kalten Stimme durch, bei dem Anne stock
te. In all den Jahren, die sie sich jetzt kannten, hatte
er noch nie so mit ihr gesprochen.
Lewis hörte, wie Laufschritte näher kamen, und
drehte sich ohne Hast zum Flur um. Ein Dutzend Si
cherheitsleute kamen auf das Büro zugestürmt, alle
mit Schwertern und Pistolen bewaffnet, obwohl sie
sie noch nicht gezogen hatten. Sie sahen, wie Lewis
zu ihnen herausblickte, und kamen vor ihm rutschend
zum Stehen. Sie sahen sich das Loch an, das eine Tür
gewesen war, blickten an Lewis vorbei ins beschä
digte Büro und auf die wütende Anne, und fassten
dann Lewis genauer ins Auge: sein Gesicht, seine
Augen, die Pistole, die er noch in der Hand hielt,
obwohl er derzeit auf niemanden zielte. Mehrere Si
cherheitsleute wichen langsam zurück. Ihr Anführer
hielt die Stellung, obwohl ihm der Mund ganz tro
cken geworden war. Gefahr lag in der Luft, das spür
ten sie alle: eine echte, akute Gefahr. Der Truppfüh
rer schluckte schwer. Er nahm seinen Job sehr ernst,
aber niemand zahlte ihm genug, um es mit dem
Todtsteltzer aufzunehmen.
»Ist … hier alles in Ordnung, Sir Champion?«
Lewis musterte ihn ausgiebig mit kalten und ent
setzlich nachdenklichen Augen. »Nette Reaktions
zeit«, sagte er schließlich. »Aber Ihr werdet hier
nicht gebraucht. Ihr könnt jetzt gehen, nicht wahr,
Anne?«
Anne trat vor, hielt aber vorsichtig Abstand zu
dem Mann, der einmal ihr engster Freund gewesen
war. Lewis hatte etwas an sich, zeigte etwas mit sei
ner gelassenen, ruhigen Haltung und den dunklen,
gefährlichen Augen und der Pistole, die er nach wie
vor nicht weggesteckt oder auch nur gesenkt hatte …
Sie fand auf einmal, dass er nach jemandem aussah,
den man ein bisschen zu weit getrieben hatte. Der
sich aus nichts mehr etwas machte, weil man ihm
schon alles genommen hatte, was ihm etwas bedeute
te.

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