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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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schließlich von der Wilden Rose! Sie geht, wo
hin sie möchte, und ich persönlich bin nicht dumm
genug, um ihr dabei in die Quere zu kommen. Au
ßerdem geht es mir jüngst nicht gut …«
    »Jammert nicht, Brett! Geht auf der Stelle und fin
det Rose. Und sobald Ihr sie gefunden habt, lasst sie
nicht wieder aus den Augen. Ist das klar?«
    »Was ist, wenn sie meine Gesellschaft nicht
wünscht?«
»Sagt ihr, es wäre mein Wille. Obwohl Ihr Euch
durchaus die Freiheit nehmen könnt, Euch hinter ei
nem stattlichen Hindernis zu verstecken, während Ihr
es sagt. Jetzt geht! Munter wie ein Hase! Ruft mich
an, sobald Ihr sie gefunden habt. Lebt wohl, Brett.«
Brett zog erneut die Nase hoch, drehte sich um
und ging. An manchen Tagen lief es nicht mal dann,
wenn man den Dingen eine Pistole an den Kopf hielt.
    Er spazierte langsam durch die gewaltige Kathedrale
und ließ sich absichtlich Zeit. Finn war vielleicht
sein Boss, aber er war nicht Brett Ohnesorgs Eigen
tümer. Na ja, vielleicht doch, aber Brett hatte ein
bisschen Stolz behalten, der sich zuzeiten in kleinen
Akten der Rebellion Bahn brach. Solange Finn nicht
zugegen war und es miterlebte. Wie in die Kaffeema
schine zu pinkeln, als Brett zuletzt in Finns Küche
allein gewesen war.
    Nach einer Weile blickte Brett sich um und stellte
fest, dass er in das große Hauptschiff des Doms ge
langt war. Er blieb unvermittelt stehen, war fast un
willkürlich beeindruckt. Die turmhohen Mauern be
standen durchgängig aus Marmor und ragten zu einer
atemberaubend hohen Decke auf, die bedeckt war
von prachtvollen Kunstwerken aus der Zeit noch vor
Löwenstein. Die riesigen Buntglasfenster stammten
aus jüngerer Zeit und waren in einem traditionellen
Stil gehalten; sie zeigten die Stationen des Leidens
weges, bevölkert von stilisierten Abbildungen Owen
Todtsteltzers und seiner Gefährten. Endlose Reihen
von Kirchenbänken aus dunklem Holz breiteten sich
vor Brett aus, bis zum Hauptaltar aus Stahl und Glas,
der praktisch ein eigenes Kunstwerk darstellte. Brett
folgte bedächtig dem Mittelgang und setzte sich
schließlich auf eine der Kirchenbänke.
    Er atmet tief, genoss die leichten Spuren von
Weihrauch in der stillen Luft, übrig geblieben vom
letzten Gottesdienst. Niemand sonst war hier, und
alles war sehr still und sehr ruhig. Zum ersten Mal
seit langer Zeit empfand Brett beinahe inneren Frie
den. Er vermutete, dass sich ein Zuhause so anfühlte,
für Menschen, die wussten, was ein Zuhause war.
Sein Magen beruhigte sich, die Schultern entspann
ten sich. Er fühlte sich … hier sicher. Selbst Finn der
verdammte Durandal würde nicht an einem so ruhi
gen und feierlichen Ort die Stimme erheben. Heilig
keit und Frieden sickerten praktisch aus den blassen
Marmormauern. Es war, als befände man sich tief
unter Wasser, weit entfernt von den Stürmen, die
oben das Meer peitschten.
    Brett blickte sich um, war überrascht davon, wie
stark das Hauptschiff der Kathedrale auf ihn wirkte.
Seit Jahrhunderten kamen Menschen hierher, um Got
tesdienst zu feiern, und hatten etwas von ihrem Frie
den und ihrer Würde zurückgelassen. Hier fand man
Trost und Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Brett
war nie besonders religiös gewesen. In der Welt des
Verbrechens, in der er schon so lange lebte, war der
Glaube nur für Trottel da. Aber in jüngster Zeit gin
gen ihm … größere Gedanken durch den Kopf. Nichts
war ein besserer Anstoß, sich moralische Fragen zu
stellen, als für einen wahrhaft schlechten Menschen
zu arbeiten. Brett hatte sich selbst nie für einen
schlechten Menschen gehalten. Bis jetzt.
    Man konnte nicht mit Leuten wie den Spinnenhar
fen Bündnisse schließen, ohne sich um die Verfas
sung der eigenen Seele zu sorgen.
    Brett dachte jetzt schon eine Weile lang über
Verstand und Seele … und die Überseele nach. Er
war inzwischen ein Esper, zum Besseren oder
Schlechteren, und das veränderte alles. Immer deutli
cher spürte er die Gegenwart der Überseele, die Ge
genwart eines großen und herrlichen Lichtes, das in
den Tiefen einer abgründig dunklen Nacht leuchtete.
Wenn er in diese Richtung blickte, die er zwar spü
ren, aber nicht benennen konnte, empfand er Ehr
furcht und Staunen und etwas, was stark einer religi
ösen Erfahrung ähnelte. Er empfand aber auch
schreckliche Angst. Es war einfach … zu groß, zu
intensiv, zu überwältigend. Er wurde damit nicht fer
tig. Und wenn er sich mit etwas konfrontiert sah, was
ihm Angst

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