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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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die Hand und
erhob sich. »Hütet Euch vor den Elfen, Brett. Sie
würden Euch bei lebendigem Leib auffressen. Ihr
habt die Spinnenharfen gesehen; glaubt mir, das war
nur die Spitze des Eisbergs, was die Elfen anbetrifft.
Sie leben nur, um zu hassen und zu töten. Mehr ha
ben sie nicht, und mehr sind sie nicht.«
»Ich könnte … Euch den Standort der Spinnenhar
fen nennen«, sagte Brett langsam.
»Wir wissen, wo sie stecken«, sagte Krähenhan
nie. »Wir wissen es von jeher.«
Brett glotzte sie an. »Warum unternehmt Ihr dann
nichts gegen sie?«
Krähenhannie lächelte kalt. »Welche Strafe könn
ten wir über sie verhängen, die schlimmer wäre als
die Hölle, die sie sich selbst bereitet haben?«
»Aber … sie bringen Menschen um! Sie töten und
fressen sie …«
»Was schert es Euch? Ich dachte, Ihr wärt ein Ein
zelgänger und folgtet nur eigenen Pfaden.«
Brett erwiderte ihren Blick mit Festigkeit. »Ich bin
ein Einzelgänger, kein Monster. Ich kenne den Un
terschied zwischen Verbrechen und Sünde. Ich er
kenne das Böse, wenn ich es sehe. Ich würde die
Spinnenharfen sofort umbringen, falls ich nur glaub
te, ich käme damit durch.«
»Auch wir würden sie sofort umbringen, falls wir
glaubten, wir könnten es tun«, sagte Krähenhannie.
»Aber die Mater Mundi hat zu gute Arbeit geleistet,
als sie die Spinnenharfen schuf. Sogar die Überseele
hat Grenzen. Die Zeit der Spinnenharfen wird noch
kommen. Haltet Euch fern von den Elfen, Brett! Sie
sind innerlich allesamt Monster.«
Brett schnaubte laut und bemühte sich, eine Zu
versicht auszustrahlen, die er gar nicht empfand.
»Was habt Ihr am Begriff Einzelgänger nicht ver
standen? Ich bin nicht daran interessiert, einer Grup
pe anzugehören.«
»Es ist eine schlechte Zeit, um allein dazustehen,
Brett.«
Jetzt lag es an ihm zu seufzen. »Als ob ich das
nicht wüsste!«
Und schon war sie verschwunden, und Luft stürzte
in den Raum, den sie eingenommen hatte. Brett lehn
te sich zurück und wischte sich mit dem Handrücken
Schweiß von der Stirn. Die Überseele war mögli
cherweise das Einzige, was ihm noch mehr Angst
machte als Finn Durandal. Und Finn ließ Brett zu
mindest die eigene Persönlichkeit … auch wenn
Brett nicht recht wusste, ob er diese Persönlichkeit
noch sonderlich leiden konnte. Er entschied, später
darüber nachzudenken. Erst mal hatte er seine Befeh
le. Die verdammte Rose Konstantin finden. Er hatte
es schon in ihrer Wohnung unter der Arena versucht,
sie dort aber nicht angetroffen. Und falls sie dort
nicht war, konnte sie überall sein. Jetzt hatte er keine
rechte Vorstellung davon, wo er anfangen sollte zu
suchen. Schließlich hatte sie keine Freunde, die sie
besuchen konnte, oder auch nur irgendwelche ande
ren Interessen … Vielleicht fing er einfach damit an,
die Komm-Kanäle der Friedenshüter abzuhören und
nach Berichten über Massenmord und ausufernde
Sachschäden zu lauschen. Rose war nicht von der
Art, die ihr entsetzliches Licht lange unter den Schef
fel stellte.
Brett seufzte laut und rappelte sich auf. Wehmütig
sah er sich um, genoss noch einmal den Frieden und
die Stille, drehte sich dann um und entfernte sich
gleichmäßigen Schrittes davon.
    Lewis Todtsteltzer stand vor der Tür zu Anne Barc
lays Büro und versuchte den Mut aufzuraffen, sich
anzukündigen. Er fühlte sich nicht wohl dabei, ins
Parlament zurückgekehrt zu sein, das sich doch prak
tisch von ihm distanziert hatte. Er wusste allerdings
nicht, wohin er sich sonst wenden sollte. Und jetzt,
wo er hier war, wusste er immer noch nicht, was er
tun sollte. Er betrachtete die Tür, die unerbittlich ge
schlossen blieb, und sie flößte ihm Angst ein. Anne
war seine älteste Freundin. An sie hatte er sich im
mer wenden können, wenn er Rat und Hilfe und
Trost suchte, aber … er hatte keine Ahnung, ob er
hier noch willkommen war. So vieles hatte sich in so
kurzer Zeit zwischen ihnen verändert; fast ohne eige
nes Zutun waren sie ganz verschiedene Menschen
geworden. Ich weiß, wo du gewesen bist, hatte sie
gesagt. Ich nehme ihren Geruch an dir wahr. Lewis
blickte zur Überwachungskamera direkt über dem
Türrahmen hinauf. Das kleine rote Licht brannte,
was bedeutete, dass die Kamera ihn im Auge hatte.
Er wusste, dass Anne ihn im Auge hatte.
    »Ich muss mit dir reden, Anne«, sagte er ruhig.
»Ich muss … einige Entscheidungen treffen. Ich
schaffe das nicht selbst. Darf ich eintreten?«
    Keine Reaktion. Er probierte den

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