Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe
noch dazu, ein Reserve-Kamerasystem einzuschal
ten, und einige der Bildschirme erwachten wieder
zum Leben und zeigten, was in der Arena geschah.
Sämtliche Fesselfelder waren aktiviert und deckten
sowohl die Zuschauer als auch die Sandfläche ab.
Funkelnde Energien spülten über die kämpfenden
Männer und Frauen hinweg und senkten ihre Bewe
gungen auf Zeitlupe ab. Wenig später waren sie
komplett gefangen und regungslos wie ein Haufen
Insekten in Bernstein. Und die Augen fielen ihnen
bereits zu, während unsichtbares und geruchloses
Schlafgas aus der Klimaanlage strömte. Stille breite
te sich auf den Rängen aus, als die Menge in tiefen,
friedlichen, gnädigen Schlaf sank.
Ein paar Elfen teleportierten hinaus. Der Rest
wurde mit allen anderen von den Fesselfeldern ge
bannt, und all ihre Kräfte schützten sie nicht vor ei
nem Gas, von dem sie gar nicht wussten, dass sie es
einatmeten. Finn kreuzte langsam über den Köpfen
der schlafenden Menge. Während Lewis zusah,
machte der andere Paragon mit den Instrumenten des
Schlittens die Elfen ausfindig und zog sie nacheinan
der alle aus der Menge hervor. Er trug sie auf die
Sandfläche hinaus und warf sie dort auf einen Hau
fen. Lewis bekam allmählich ein mieses Gefühl. Er
rief über das Komm-System der Sicherheitszentrale
nach medizinischem Beistand, ließ den Sicherheits
mann schniefend in einer Ecke sitzen und lief zum
Schlitten.
Er musste in die Arena zurück. Finn plante ir
gendwas.
Als er seinen Gravoschlitten endlich wieder aus dem
Irrgarten der Korridore hinausgesteuert hatte und zu
rück über dem Sand der Arena war, legten sich die
Wirkungen des Schlafgases allmählich. Auf den
Rängen rührten sich die Menschen. Die meisten
weinten. Manche waren selbst dafür zu schockiert.
Lewis lenkte den Schlitten zu der Stelle, wo Finn die
gefangenen Elfen in einer langen Reihe aufgestellt
hatte. Sie waren alle wieder wach und knieten im
Sand, die Hände auf den Rücken gefesselt, eine Rei
he von ESP-Blockern vor ihnen im Sand, damit sie
ihre Kräfte nicht einsetzen konnten. Sie schwiegen,
auch wenn sie wach und aufmerksam blickten. Lewis
sprang vom Schlitten herunter und ging zu Finn hin
über, der ihm gelassen zunickte.
»Gute Arbeit, das mit den Fesselfeldern, Lewis.
Und vermutlich Schlafgas? Schnelle Auffassungsga
be. Ich werde eine schriftliche Belobigung ausstel
len.«
»Ich tue nur meine Arbeit«, sagte Lewis und wahr
te sorgfältig einen ruhigen und neutralen Ton. »Ich
zähle hier vierzehn Elfen. Ganz hübscher Fang,
Finn.«
»Drei tot, drei hinausteleportiert«, sagte Finn.
»Vierzehn sind übrig, um an ihnen ein Exempel zu
statuieren.«
»Ich habe die Notärzte für die Zuschauer gerufen«,
erklärte Lewis. »Sie sind gleich hier.«
»Hoffentlich bringen sie eine Menge Leichensäcke
mit«, sagte Finn. »Diese Bastarde haben reichlich
Schaden angerichtet, ehe wir sie ausschalten konnten.«
Einer der Elfen lachte leise. Finn marschierte ohne
Eile die Reihe entlang zu ihm und trat ihm an den
Kopf. Der Elf stürzte in den Sand, und Blut spritzte
aus Nase und Mund. Finn zerrte ihn wieder in eine
kniende Stellung. Lewis lief zu ihm und packte ihn
am Arm.
»Um Gottes willen, Finn …«
Finn riss sich los. »Fasse mich bloß nicht an,
Todtsteltzer! Niemals, verstanden?«
»In Ordnung, in Ordnung! Jesus, Finn, beruhige
dich, ja? Wir sollen doch hier die guten Jungs sein.«
»Das sind wir«, sagte Finn. »Hör dir nur die Men
ge an.«
Lewis sah sich um und bemerkte, dass die Zu
schauermenge Finn für das bejubelte, was er getan
hatte. Die Rufe traten zunächst nur vereinzelt auf,
wurden aber lauter, als immer mehr Menschen die
Stimme wiederfanden. Hätten sie nicht immer noch
im Fesselfeld gehangen, dann hätten sie wahrschein
lich applaudiert. Lewis sah Finn unbehaglich an. Ir
gendwas baute sich hier auf. Er spürte es kommen,
und dieses Gefühl war überhaupt nicht nach seinem
Geschmack.
»Werd mir jetzt nicht weich, Lewis«, sagte Finn
und lächelte entspannt. »Die Elfen sind hier aufge
taucht, um eine Botschaft zu übermitteln. Ich sage:
Nutzen wir die Gelegenheit und schicken ihnen eine
Botschaft.«
»Wovon redest du da, Finn?« Im Augenwinkel sah
Lewis, wie neue Medienkameras auftauchten, um die
zu ersetzen, die er ausgeschaltet hatte. Was immer
Finn im Schilde führte, er plante es eindeutig im Licht
der Öffentlichkeit zu tun. Verdammt, wahrscheinlich
sah inzwischen das halbe Imperium zu! Finn
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