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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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des Weihnachtsmanns, komplett
mit Zwergen in lustigen Kostümen, gentechnisch er
zeugten intelligenten Rentieren, einem turmhohen
Baum voller Schmuck und Lichter und schimmern
der Girlanden und sogar dem Weihnachtsmann selbst
– ein dicker und lustiger Typ in seinem roten und
weißen Kostüm, der alle Welt segnete und die Abge
ordneten des Parlaments jovial danach fragte, ob sie
in diesem Jahr auch brav gewesen waren. Gespielt
wurde er von einem gewissen Samuel Sparren, einem
Kaufmann und alten Freund und Ratgeber König
Williams. Er zeigte sich selten in der Öffentlichkeit,
und sein Auftauchen bei der Zeremonie war ein gro
ßer Coup Williams.
    Gerade unterhielt sich der Weihnachtsmann mit
dem Patriarchen der Kirche, der inzwischen so ner
vös war, dass ihm die Hände erkennbar zitterten und
er ein Zucken entwickelt hatte. Der Weihnachtsmann
holte eine Flasche Brandy unter dem roten Mantel
hervor und überredete den Patriarchen dazu, einen
kräftigen Schluck zu nehmen. Der junge Mann sah
sich rasch um, überzeugte sich davon, dass keine
Kamera ihn anvisierte, und gönnte sich eine ausgie
bige Portion. Er bekam einen Hustenanfall und benö
tigte ein paar Hiebe auf den Rücken, aber insgesamt
schien es ihm besser zu gehen. Wenigstens hatte er
jetzt ein bisschen Farbe auf den Wangen.
    »Na ja, natürlich ist es eine große Ehre, und ich
bin sehr stolz, dass man mich ausgewählt hat«, sagte
der Patriarch elend. »Aber ich muss mir so viel mer
ken, die ganzen Zeilen und Gesten und die Vernei
gungen an den richtigen Stellen! Sie gestatten nicht
mal einem meiner Leute, mir über das KommImplantat Stichworte zu geben. Aus Sicherheitsgrün
den; alle privaten Komm-Kanäle bleiben für die
Dauer der Zeremonie gesperrt. Bastarde! Und es ist
ja nicht so, dass irgend jemand sich hier etwas aus
meiner Teilnahme machen würde! Ich wette, die
Hälfte dieser Heiden, die noch an ihrem Modetick
krepieren, haben im Leben keine Kirche von innen
erblickt. Aber wir konnten nicht ablehnen. Es ist eine
Tradition … Ihr wisst doch, was die Kirche möchte,
nicht wahr?«
    »Zugang zum Labyrinth des Wahnsinns«, sagte
der Weihnachtsmann und nickte langsam. »Bedenkt
man jedoch – was jedes Schulkind weiß –, dass die
ersten und tatsächlich auch letzten zehntausend Leu
te, die das Labyrinth betraten, allesamt umkamen
oder total wahnsinnig wurden …«
    »Die Kirche hat das nachdrückliche Gefühl, dass
die vollständige Quarantäne eine Überreaktion war«,
warf der Patriarch sofort ein und klang jetzt wieder
fester, wo er sich auf dem vertrauteren Grund der
kirchlichen Lehren bewegte. »Der gesegnete Todt
steltzer und seine Gefährten überlebten das Labyrinth
und wurden dort verwandelt. Sie wurden zu mehr als
Menschen und kamen somit Jesus und Gott näher.
Das ist das Schicksal der Menschheit. Wir alle kön
nen unser grundlegendes Selbst überschreiten, wie es
Jesus tat. Wir dürfen uns nicht abschrecken lassen,
nur weil es vor all dieser Zeit den ursprünglichen
Bittstellern an … Glauben mangelte.«
    »Das Parlament macht einen sehr entschlossenen
Eindruck bei diesem Thema«, sagte der Weih
nachtsmann sorgfältig unverbindlich. »Niemand darf
wieder in die Nähe des Labyrinths kommen, bis die
Wissenschaftler, die es aus, wie sie inbrünstig hof
fen, sicherer Entfernung studieren, irgendeine Idee
gewonnen haben, warum Owen überlebt hat und
zehntausend andere nicht. Bestimmt habt Ihr doch
die Gerüchte vernommen, was das Labyrinth aus ih
nen gemacht hat: Menschen wurden von innen nach
außen gestülpt oder auf entsetzliche Weise neu zu
sammengesetzt. Nach dem, was ich zuletzt hörte, ha
ben die Soldaten der Raumflotte, die das Labyrinth
bewachen, strikten Befehl, jeden zu erschießen, der
auch nur auf die Idee kommt, die Quarantäne zu bre
chen – schließlich sei das ein erquicklicheres Schick
sal als das, was das Labyrinth mit den Leuten ma
chen würde.«
    Der Patriarch nahm einen weiteren kräftigen
Schluck Brandy und vertrug ihn diesmal besser. Sei
ne Wangen leuchteten praktisch, und das nervöse
Zucken hatte sich gemildert. Andererseits wurde sei
ne Stimme lauter. »Ich habe mir Aufnahmen von Be
fragungen solcher Leute angesehen, deren Verstand
vom Labyrinth … berührt wurde. Ganz klammheim
lich, versteht Ihr? Nicht zugänglich für die Allge
meinheit oder die unteren Chargen … Die Leute wa
ren zweifellos verrückt und brüllten es förmlich her
vor, aber sie waren von

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