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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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was wir getan ha
ben, und alles, was wir noch tun werden; denn das
hier würdet ihr uns allen antun, wenn ihr nur könn
tet!«
»Oh, halt die Klappe«, sagte Finn Durandal.
Er schlug kräftig mit dem Schwert zu, aber viel
leicht wurde er langsam müde oder unachtsam, denn
obwohl sich die Klinge tief in den Hals grub, konnte
sie ihn nicht durchdringen. Die Waffe steckte im
Wirbel fest, und Finn musste daran zerren. Die Elfin
schrie entsetzlich, und Blut spritzte ihr aus dem
Mund. Die Menge lachte und verhöhnte sie. Finn
musste den Stiefel zwischen ihre Schulterblätter drü
cken, um das Schwert freizubekommen und zu einem
weiteren Hieb auszuholen. Diesmal löste sich der
Kopf weitgehend vom Rumpf, blieb aber noch an
einem Hautfetzen hängen. Finn steckte das Schwert
weg, bückte sich und riss den Kopf mit den Händen
ab. Er hob ihn der Menge entgegen und lächelte und
nickte bescheiden, während die Menschen ihren Bei
fall hervorbrüllten.
Lewis wandte schließlich doch den Blick ab. Nicht
von Finn und dem abgeschlagenen Kopf, sondern
von dem, was aus den Zuschauern geworden war.
Was ihre Gesichter jetzt zeigten, das war das Glei
che, was er in den Gesichtern der Elfen erblickt hatte,
während sie sich an ihren Marionetten ergötzten. Die
Zuschauer waren Opfer eines grauenhaften Verbre
chens geworden. Jetzt hatte Finn aus ihnen bereitwil
lige Komplizen von etwas beinahe so Schlimmem
gemacht.
»Verdammt sollst du sein, Finn Durandal«, sagte
Lewis leise. »Du hast uns alle verraten.«
    Einige Zeit später bei Hofe: Die Zeremonie stand
unmittelbar bevor. Die gewaltige Fläche des Saals
war von einer Wand zur anderen dicht besetzt mit
einer wogenden Menschenmenge der besten Leute,
die gekommen waren, um zu schauen und gesehen
zu werden und den neuen König mit ihrer Präsenz
und ihrer Zustimmung zu segnen. Alle, die Rang und
Namen hatten, und eine Menge Leute, die glaubten,
sie hätten Rang und Namen oder sollten es haben,
waren zur Krönungsfeier am Hof erschienen: Parla
mentsmitglieder, Paragone der Gerechtigkeit des
Königs, in humanoide Roboter herabgeladene KIs
von Shub, Vertreter der Klone und Esper, eine
Handvoll unterschiedlicher Fremdwesen und ein
ganzer Haufen Priester der imperialen Staatsreligion,
der Kirche des Transzendenten Christus. In ihrer
großen Mehrheit setzte sich die Menge natürlich aus
den berühmtesten und strahlendsten Angehörigen der
High Society zusammen.
    Natürlich gab es keine Adelsfamilien mehr, we
nigstens nicht offiziell, aber die »Gesellschaft« exis
tierte weiter, altes und neues Geld, alter und neuer
Ruhm und Berühmtheit in all ihren vielen Formen.
Diese Menschen lebten ihr Leben in der Öffentlich
keit, vor der Kamera und in sämtlichen Hochglanz
magazinen, die aus einer Laune heraus entschieden,
wer »in« oder wer »out« war, während die Öffent
lichkeit zusah und es in vollen Zügen genoss. Strah
lend wie Regenbogen und bunt wie Pfauen paradier
ten die Angehörigen der »Gesellschaft« kreuz und
quer durch den Saal, schoben geringere Seelen zur
Seite, um ostentativ die Luft vor den Wangen ande
rer ihresgleichen zu küssen und laut über nichts von
Bedeutung zu schwatzen. Schrille Bonmots und bös
artig-vernichtende Bemerkungen standen auf der Ta
gesordnung, und die Schwebekameras der offiziell
zugelassenen Medien sendeten alles live ins gebannt
zuschauende Imperium hinaus.
    Schließlich konnte sich niemand etwas Herrliche
res und Romantischeres vorstellen als die Krönung
eines neuen Königs. Mal abgesehen von einer könig
lichen Hochzeit. Und Gerüchte kursierten schon …
    König William hatte mit großem Aufwand dafür
gesorgt, dass nur die wohlwollendsten Mediengesell
schaften eine Zulassung für den großen Tag erhiel
ten. Ihm war klar, dass die beste Öffentlichkeitsarbeit
immer die war, die man selbst betrieb oder zumin
dest selbst kontrollierte. Er war entschlossen, dafür
zu sorgen, dass man die Krönung seines Sohns im
bestmöglichen Licht präsentierte, und die Medien
waren so verzweifelt auf exklusive Rechte erpicht
gewesen, dass er alle Bedingungen hatte durchsetzen
können, die er wollte.
    Das Weihnachtsthema war auch seine Idee gewe
sen. Als alte, aber frisch aufpolierte Idee war das
Konzept eines altmodischen Weihnachtsfestes zuerst
von der High Society und schließlich dem ganzen
Imperium mit großem Enthusiasmus begrüßt worden.
Und so präsentierte sich der ganze Hof als eine ein
zige große Grotte

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