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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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seiner Wohnung auf dem Boden, umzingelt von Pa
pierkram, war über sein Lektronenhirn gebeugt und
stach mit zwei Fingern auf die Tasten ein. Es war
eine Menge Arbeit, die große Suche der Paragone
vorzubereiten, und irgendwie war das meiste davon
Lewis zugefallen. Die Paragone selbst hatten seit
Ankündigung der Suche nichts weiter geleistet, als
sich zu zanken, wer an welcher Stelle suchen sollte,
und jemand musste dieses Chaos klären, ohne allzu
viele Gefühle zu verletzen, und die verschiedenen
Einsätze koordinieren, damit die Paragone sich letzt
lich nicht einfach nur gegenseitig über die Füße stol
perten.
    Dabei half, dass Lewis selbst Paragon gewesen
war und die meisten seiner Kollegen persönlich
kannte. Er wusste auch, wo eine Menge Leichen im
Keller lagen, manchmal buchstäblich. Niemand stritt
sich mit Lewis.
    Lewis hatte über die Botschaft auch Kontakt zu
den KIs von Shub aufgenommen und sie gebeten,
ihre sämtlichen Unterlagen nach Hinweisen zu
durchsuchen, wo man am besten nach Owen suchte.
Oder den anderen. Schließlich war Owen vielleicht
doch nicht tot. Nur weil irgendeine geheimnisvolle
Stimme das behauptet und Kapitän Schwejksam sich
geneigt gezeigt hatte, ihr zu glauben, musste es nicht
unbedingt zutreffen. Lewis klammerte sich an diesen
Gedanken und erlebte dadurch ein schwankendes
Niveau an Hoffnung. Noch nie hatte Mangel an Sich
tungen Owens oder Hazels oder einer der übrigen
großen Legenden überall im Imperium geherrscht.
Besonders die Heilige Beatrix schien überall aufzu
tauchen und dabei keine Stadt auf irgendeinem Pla
neten auszulassen, und sie tat jeweils alles Mögliche
– von der Heilung von Kranken bis zum Einkaufen
im Supermarkt. Immer wieder entdeckten Menschen
an den unwahrscheinlichsten Orten ein Gesicht, das
an sie erinnerte. Es war harte Arbeit, die wenigen
verheißungsvollen Gerüchte von den offenkundige
ren Fällen von Wunschdenken zu unterscheiden,
während man gleichzeitig zu ordnen versuchte, wel
cher Paragon welche Planeten besuchen sollte und in
welcher Reihenfolge. Letztlich stellte Lewis jedoch
fest, dass es ihm Spaß machte. So war er wenigstens
beschäftigt und brauchte nicht seinen Gedanken
nachzuhängen, und er hatte wieder ein Gefühl von
Eigenwert. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte er
sich von den Paragonen wieder als einer der ihren
akzeptiert. Das machte viel wett.
    Und solange er sich beschäftigte, dachte er
manchmal mehrere Stunden lang nicht an Jesamine.
Manchmal.
    Trotzdem – wenn das Parlament rief, leistete man
dem Folge. Selbst wenn es verdammt ungelegen
kam. Lewis speicherte seine aktuellen Daten sorgsam
im Lektronenhirn ab, schob die Notizen zu mehr
oder weniger ordentlichen Stapeln zusammen und
rappelte sich mühsam auf. Er streckte sich langsam
und zuckte zusammen, als er Knochen laut knacken
hörte. Er sollte sich wirklich mal die Zeit nehmen
und sich wenigstens einen Schreibtisch und Stuhl
kaufen. Ehe der Rücken erledigt war. Er zog die offi
zielle schwarze Lederrüstung des Champions an und
machte dabei die ganze Zeit ein äußerst finsteres Ge
sicht; er schnallte sich den Waffengurt um, blickte
sich ein paar Mal unbestimmt im Zimmer um, wie
stets davon überzeugt, dass er etwas Wichtiges ver
gessen hatte, und verließ die Wohnung. Stirnrun
zelnd trampelte er die Treppe hinauf aufs Dach und
zu seinem dort wartenden Gravoschlitten. Was im
mer das Parlament wünschte, es musste ganz schön
wichtig sein, um ihn so dringlich zu rufen. Vielleicht
lagen neue Informationen über den Schrecken vor?
Bei diesem Gedanken wurde ihm innerlich kalt, und
er rannte die letzten paar Stufen, die ihn aufs Dach
führten. Er trieb den Gravoschlitten auf ganzer Stre
cke zum Hohen Haus auf Höchstgeschwindigkeit. Er
versuchte, voraus anzurufen, aber niemand reagierte.
Er bekam allmählich ein wirklich mieses Gefühl bei
dieser Sache.
    Er hätte es wissen sollen! Er hätte es wirklich wis
sen sollen. Das Glück der Todtsteltzers. Immer nur
Pech.
    Sobald er das Parlamentsgebäude erreicht hatte, lief
er durch die schmalen Flure und suchte nach Leuten,
die er anhalten konnte, um sich eine Vorstellung von
dem zu verschaffen, was hier im Busch war. Aber
die rückwärtigen Flure waren ungewöhnlich spärlich
bevölkert, und die wenigen Leute, denen Lewis be
gegnete, waren anscheinend viel zu beschäftigt, um
stehen zu bleiben und mit jemandem zu sprechen.
Wenigstens weinten sie diesmal

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