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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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und er beg
riff es gut genug, um sich entschieden ängstlich und
unwürdig zu fühlen.)
»Hast du vor, dort den ganz Tag lang herumzuste
hen und zu brüten, mein Sohn?«, erkundigte sich
William trocken. »Ich hatte den Eindruck, du wärst
den ganzen Weg gekommen, um mit mir zu reden.
Das Wort dringend wurde dabei reichlich strapaziert,
wie ich mich entsinne.«
»Verzeihung, Vater«, sagte Douglas. »Mir geht in
jüngster Zeit viel durch den Kopf.«
William schnaubte. »Kann ich mir vorstellen!
Welches deiner zahlreichen entsetzlichen Probleme
führt dich diesmal heim?«
Douglas betrachtete seinen Vater. Der alte Mann
sah jetzt im Ruhestand tatsächlich besser aus als vor
her. Nicht mehr annähernd so zerbrechlich, dafür
aufrecht und mit scharfen und wachsamen Augen. Er
trug alte bequeme Sachen, zerknittert und schmudde
lig, Sachen von einer Art also, mit der er bei Niamh
niemals durchgekommen wäre.
»Du hast mich vor dem Amt des Königs gewarnt«,
sagte Douglas schwer. »Und wie üblich habe ich dir
nicht zugehört. Ich fühle mich der Aufgabe nicht
gewachsen, Vater.«
»Das tut nie jemand«, entgegnete William barsch.
»Während des größten Teils meiner Amtszeit habe
ich jederzeit erwartet, das Parlament würde endlich
aufwachen und erkennen, dass ich dem Vorbild mei
nes Vaters in keiner Weise gerecht wurde; es würde
von mir verlangen, die Krone aufzugeben, damit sie
jemand bekam, der besser qualifiziert war. Du hältst
dich recht gut, mein Sohn. Ich halte mich über die
Nachrichten auf dem Laufenden. Der Aufstand der
Neumenschen war ein Schlamassel, aber du hast gute
Arbeit geleistet, als du bei der Parade der Paragone
so viele Elfen erledigt hast.« Er brach ab und fixierte
Douglas mit strenger Miene. »Obwohl ich sagen
muss, dass ich mich immer noch frage, was du der
Überseele versprechen musstest, damit sie bei der
Niederschlagung des Aufstands der Neumenschen
half. Die Esper unternehmen nie etwas umsonst.«
»Sie haben nichts Konkretes verlangt«, erklärte
Douglas. »Sie baten nur um meinen … guten Willen.
Ich gestattete ihnen dafür, an der Vernichtung der
Elfen bei der Parade mitzuwirken. Ob das schon
reicht – da müssen wir einfach abwarten … Vater,
wir müssen über den Schrecken reden.«
William seufzte, wandte sich ab und blickte über
den Garten hinweg. »Hier ist es sehr friedlich und
man ist weit von den Sorgen der Welt entfernt. Ich
bin froh, dass du jetzt an meiner Stelle König bist,
Douglas. Ich wüsste nicht, was ich tun sollte. Wahr
scheinlich säße ich auf dem Thron herum und zau
derte, während ich hoffnungsvoll darauf wartete,
dass jemand anderes einen Plan vorlegte. Was immer
du entscheidest, es kann nur besser sein als alles, was
ich vorzuschlagen vermöchte.« Er wandte sich erneut
Douglas zu. »Du musst Vertrauen in die eigene Ur
teilskraft haben. Ich jedenfalls setze mein Vertrauen
in dich. Ich habe dich zu einem Krieger erzogen,
mein Junge, und du hast mich nie enttäuscht. Du leis
test gute Arbeit, Douglas. Du bist jeder Zoll der Kö
nig, den deine Mutter und ich uns immer erhofft hat
ten.«
Douglas war gerührt. Er streckte die Hände zum
Vater aus, und William ergriff sie fest. Und danach
brachte es Douglas nicht mehr übers Herz, das ande
re Problem anzusprechen, das mit Jesamine und Le
wis – obwohl es der eigentliche Grund war, warum
er diesen Weg gemacht hatte. Es hätte jetzt so …
kleinlich gewirkt. Also spazierte Douglas in Beglei
tung seines Vaters durch den Garten und redete von
anderen Dingen, und später nahmen sie gemeinsam
ein schönes Abendessen zu sich. Als die Nacht
schließlich hereinbrach, drückte Douglas seinen Va
ter an sich und flog in die Stadt zurück zu seinem
Thron. Er ließ Frieden und Zufriedenheit zurück, um
erneut die Bürde der Pflicht zu schultern. Weil jedes
Kind irgendwann von zu Hause fortgehen muss, um
erwachsen zu werden.
    Lewis Todtsteltzer arbeitete gerade in seiner Woh
nung, als der Anruf kam. Ein anonymer Funktionär
forderte ihn dringend auf, im Parlament zu erschei
nen, und trennte die Verbindung, ehe Lewis ihm Fra
gen stellen konnte. Lewis’ erster Gedanke lautete: Warum jetzt? Aufforderungen, im Parlament zu er
scheinen, fielen seit einiger Zeit nur noch durch ihr
Ausbleiben auf. Der König hatte sehr deutlich ge
macht, dass er den Champion nicht mehr an seiner
Seite brauchte oder wünschte. Außerdem war jetzt
wirklich ein unpassender Zeitpunkt. Lewis saß in

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